Als Nagib Machfus 1994 von religiösen Fanatikern attackiert wurde, war auch die rechte Hand verletzt, und er musste erst mühsam wieder schreiben lernen. In den letzten Lebensjahren entstand so ein Traumtagebuch, in dem Nagib Machfus mit höchst verdichteten Texten noch einmal etwas für die arabische Literatur Neues wagt.
Schwerelos, halluzinatorisch steigen in seinen Träumen Geschichten an die Oberfläche des Bewusstseins: Bruchstücke aus seiner Kindheit, Erinnerungen an Frauen, die er geliebt hat, Episoden mit alten Weggefährten, geschichtliche Umwälzungen. Nagib Machfus folgt den Spuren der Erinnerung, er gewährt uns Einblick in seine innere Welt und wirft gleichzeitig Schlaglichter auf ein ganzes ägyptisches Jahrhundert.
»Es handelt sich um faszinierende Kunstwerke: gleichzeitig dicht und transparent, präzise und schwebend, klar und rätselhaft.«
»Diese glasklaren und fein geschliffenen Prosaminiaturen sind wunderbare Stücke Literatur, die von gewöhnlichen Traumprotokollen wirklich sehr weit entfernt sind. Er arbeite lange daran, erklärte Machfus dieses ungewöhnlichste seiner literarischen Unternehmen, aus seinem räumlichen Eindruck eines Traums eine Geschichte zu machen: ›Jede beginnt mit einem Traum, und jede transzendiert den fraglichen Traum. Nur so wird daraus Literatur.‹ Dieses Verfahren ergibt jeweils einen ungeheuer starken Eindruck, der über ganz einfache Worte, ohne jedes Geschwurbel und literarische Knalleffekte zustande kommt.«
»LeserInnen müssen keine TraumdeuterInnen sein, sie können ganz einfach der Poesie folgen, die kurzen, maximal 2-seitigen Texte genießen, um dann wieder zu Machfus’ Romanen zu greifen. Als Minuten-Lektüre durch Landschaften und Stadtviertel sehr zu empfehlen.«
»Dieses außergewöhnliche Buch ist nicht nur Zeugnis einer Gesellschaft, die ihn geprägt (und bedroht) hat. Es ist mehr, gelingt es Machfus doch auch, die menschliche Seele in ihren Abgründen erbarmungslos (auch dem Ich-Erzähler selbst gegenüber) aufzudecken.«
»Viele verschiedene Erzählminiaturen sind zu einer wunderbaren Traumlandschaft verflochten. Nagib Machfus’ Traumtagebuch ist ein buntes Karussell aus Farben und Illusionen.«
»Machfus schreibt realistische Träume auf, mit all ihren Diskontinuitäten und wilden Unerklärlichkeiten, ihrem Mangel an Logik und sinnhaftem Zusammenhang. Die Bilder aber, die sie herstellen, sind von hoher Suggestivkraft. Ein radikal subjektives Werk, wie es wohl nur jemand mit der moralischen und ästhetischen Autorität des 1911 Geborenen schreiben darf, der quasi im Alleingang den arabischen Roman geformt und durch mehrere literaturhistorische Epochen geführt hat.«
»Im Traumkabinett des autoritätskritischen, die Aufklärung vorantreibenden Autors präsentieren sich bizarre Situationen, mitunter beklemmende, dann wieder heiter befreiende.«
»Es ist eine kafkaeske Welt, die Machfus` Traumtexte vor dem Leser aufsteigen lassen. Mit ihrer gespenstischen Atmosphäre nennen sie die Atmosphäre der ägyptischen Realität beim Namen. Sie tun es mit der Lakonik von Märchen, die es jedem Zensor schwermacht, sie als Tatsachenbehauptungen zu verteufeln.«
»Nagib Machfus erzählt seine Träume in einer dichten, klaren parabolischen Prosa. Hier ist kein Wort zu viel, und keines trumpft auf. Wunderbar ist, wie der greise Autor in seinen Träumen längst Entschwundenes und Gegenwärtiges in eins sieht: Nichts ist vergangen, alles trifft sich in magischer Gegenwart, die Lebenden und die Toten. Dem für seine ausladenden, detailreichen Romane berühmten Autor ist hier noch einmal etwas Neues geglückt, eine Summa ganz eigener Art.«