Mit der Ankunft des jungen Studenten Galsan Tschinag in Leipzig beginnen diese Lebenserinnerungen. In der Nomadenjurte aufgewachsen, ist ihm hier alles fremd und neu: das Essen mit Messer und Gabel, das Wasserklosett, der Umgangston der Menschen und der Himmel über der grauen Stadt. Aber mit unbändigem Wissensdrang stürzt er sich auf alles, was er hier lernen kann, gewinnt Freunde unter Studenten, Professoren und Schriftstellern und wird bald zu einem Meister der deutschen Sprache.
Inmitten der reichen europäischen Kultur und Geschichte fühlt er sich zunächst klein und unbedeutend. Erst als er eine deutsche Forscherin durch seine Heimat führt, wird ihm klar: Auch sein eigenes Land, seine Sprache und seine Leute haben der Welt einzigartige Erkenntnisse zu schenken.
»Galsan Tschinag schreibt in einem Deutsch, das brillanter und einfallsreicher nicht sein könnte. Mit dem Fingerspitzengefühl eines gelernten Schamanen durchleuchtet er die Geheimnisse einer anderen Welt. Er ist ein Virtuose der Sprachartistik.«
»Galsan Tschinag lässt uns mit seinen Augen auf jene Stadt blicken, wo er von 1963 bis 1968 studierte. ›Mutter Leipzig‹ – so hat sie wohl noch niemand zuvor genannt. Es ist ein Buch der Dankbarkeit in Erinnerung an all das, was ihn werden ließ, wie er ist. Das Studium empfand er als ungeheuren Aufstieg, ehrgeizig sog er alles auf, was an deutscher Kultur zu haben war. Dass auch seine Vorfahren eine alte, reiche Kultur besaßen, auf die er stolz sein konnte, wurde ihm erst so recht bewusst, als er eine Leipziger Wissenschaftlerin in seine Heimat begleitete und sie bei ihren Feldforschungen unterstützte.«
»Zwischen den Abgründen des Vertrauten und Fremden hat Tschinag längst einen festen Platz in der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur. Mit Mitte siebzig lehnt er sich also noch einmal zurück in diese besondere Perspektive des frisch Erlebten. Dass dabei so wunderbare Prosa entsteht, liegt aber auch an seiner ganz besonderen Haltung zur Welt; jener Mischung aus heiligem Ernst und leisem Humor, mit der Galsan Tschinag jede Wahrnehmung seines jüngeren Ichs mitfühlend erfasst. Die Wachheit, die bereits hier alles spiegelt und bricht, prägt sein ganzes Werk.«
»Galsan Tschinag wählt Worte mit Bedacht und behutsamem Humor und bietet eine ungewöhnliche, entlarvende Perspektive auf den Alltag der Nachkriegszeit. Gleichzeitig schärft er den Blick für die Errungenschaften seiner eigenen Kultur.«
»Ein sehr persönlicher Rückblick in der gewohnt bildreichen und kraftvollen Sprache Tschinags.«
»Es sind fünf Jahre, zehn Monate und fünfzehn Tage, die ihn zerstören, aufladen und und neu auferstehen lassen werden, auf eine beeindruckende Weise, von der er immer wieder tiefgrund ehrlich schreibt.«
»Tschinag reflektiert mit hochachtungsvoller emotionaler Sensibilität die Kontraste und Gemeinsamkeiten zwischen der germanischen und slawischen Kulturhistorie am Beispiel von Politik, Philosophie, Religion, Familienstrukturen, institutionellen Hierarchien und zwischenmenschlichen Details. Der perfekte Einstieg in Tschinags Gesamtwerk.«
»Tschinag, der Mann, der die Mythen liebt und selbst ein Mythos wurde.« Thomas Mayer, Leipziger Volkszeitung