St. Petersburg Ende der Vierzigerjahre: Nach einer langen Reise quer durch den Kontinent klopft der junge Tschuktsche Gemo naiv am Portal der Universität an, weil er dort studieren will. Weit war die Reise von der Halbinsel Tschukotka, fremd ist die russische Kultur, mühsam der Lebensunterhalt, das Schreiben tschuktschischer Lehrbücher. Schriftsteller will er werden, obwohl er den Stempel des kulturellen Außenseiters trägt und die Zensurbehörden mit den Geschichten über seine Heimat provoziert, trotzdem: Gemo gelingt als erstem Schriftsteller seines Volkes der Sprung in den Literaturbetrieb. Seine Herkunft und seine Vergangenheit lassen ihn jedoch nicht los.
»Rytchëu zeigt die Gefahren der Dichtung und zugleich das ihr – und nur ihr – eigene Potential, den Prozess des Vergessens im Spiegel der Erinnerung wenigstens zu verlangsamen.«
»Mit Rytchëu scheint die Arktisliteratur über einen raren Kronzeugen zu verfügen, dessen Perspektive eine völlig andere ist als in den europäischen und nordamerikanischen Romanen und Reiseberichten.«
»Rytchëus oft kunstvoll und vielschichtig komponierten Romane bewirken bei mir lange Phasen intensiven Nachdenkens über den Schutz gefährdeter Kulturen, über die Erhaltung von Traditionen mit den Mitteln der Kunst, der Literatur, über die Bildung von Lebenden und deren Bedeutung für die Identität eines Volkes.«
»Rytchëus Roman ist nicht nur oberflächlich mehrschichtig, sondern vor allem inhaltlich. Rytchëu reflektiert u.a. seinen schriftstellerischen Werdegang, kritisiert seine damalige Anpassung an die Zensur, zeigt den rassistischen Umgang der Sowjets mit den kleinen Ehtnien und lässt philosphische Gedanken über seinen Doppelgänger einfliessen.«
»Spannungsvoll stellt Rytchëu die Biographien Nesnamows und Gemos neben- und gegeneinander, konfrontiert das Russland der aufkommenden Marktwirtschaft mit jenem der sowjetischen Nachkriegszeit.«
»Rytchëu entwirft beispielhaft und überaus anschaulich das Leben eines Intellektuellen in dem immer starrer werdenden Land.«
Ein Hauptwerk von Aitmatow, in der erweiterten Fassung mit der Legende Die weiße Wolke des Tschinggis Chan.
»Angesichts des Wirbels von Ereignissen habe ich begriffen, dass ich den Roman heute anders schreiben würde, ohne etwas zu vereinfachen, ohne mich zu zügeln.« Tschingis Aitmatow