Die Aufklärung des Mordes an der marokkanischen Prinzessin Yasmina könnte Inspektor Ali getrost den Spezialisten von Scotland Yard und ihren kleinen, grauen Zellen überlassen. Doch Ali schafft es ganz allein, und mit Methoden, die andere Detektive als armselige Anfänger erscheinen lassen. Dabei amüsiert er sich königlich, zumal er seine junge Ehefrau nach London geschmuggelt hat: heimliche Flitterwochen in ›Old England‹.
Ein neuer Hercule Poirot, ein orientalischer Kommissar Maigret? Jedenfalls beweist Inspektor Ali, dass sein Schöpfer Driss Chraïbi sich anscheinend dem postmodernen Kriminalroman verschrieben hat, was auch – en passant – die Anspielung an den spanischen Meister des Neo-Krimis, Vázquez Montalbán, belegt. Doch dieser Inspektor Ali war den Lesern von Driss Chraïbi längst bekannt, auch wenn er erst hier seinen wahren Charakter zeigt.
Von den heutigen frankophonen Schriftstellern Marokkos haben zwei Weltruhm erlangt. Sie könnten kaum verschiedener sein. Mit großer Einfühlungsgabe hat Tahar Ben Jelloun die Mythen seiner arabischen Heimat in die französische Kultur eingebracht: ein packender Geschichtenerzähler, aber auch ein hochgebildeter islamischer Humanist, der heute zu den angesehensten Persönlichkeiten der Pariser Intellektuellenszene gehört.
Driss Chraïbi hingegen ist 1954 mit einem Paukenschlag ins öffentliche Bewusstsein eingetreten: Im aggressiven Roman Le passé simple geißelte er in wildem Rundumschlag die erstarrte patriarchali-sche Gesellschaft seines eben unabhängig gewordenen Heimatlands Marokko und die Verlogenheit der traditionellen islamischen Moral. Der Kulturschock, der ausweglose Konflikt eines armen und ehemals unterdrückten Landes mit der westlichen Zivilisation bildete den Hintergrund seiner späteren Bücher.
In Ermittlungen im Landesinneren schilderte er die Dienstreise von zwei Polizeibeamten aus der Hauptstadt ins zurückgebliebene Hinterland Marokkos und zeigte die Obszönität einer Zweiklassengesellschaft, die unter neuer Maske die Ungerechtigkeit kolonialer Strukturen fortsetzte. Hier tritt zum ersten Mal der zunächst naive Inspektor Ali auf, der sich auf seinem sicheren Regierungspöstchen ausruht und die Tage am liebsten schlafend im Schatten verbringt, bis er allmählich lernt, wie man eine Machtstellung für die Beförderung privater Interessen benützen kann.
Ein Enfant terrible ist Chraïbi geblieben, auch wenn sich seine Wut gemäßigt hat und von seiner Hoffnung auf Weltveränderung nur Spott und Ironie zurückgeblieben sind. Zum Gewinn des Lesers, denn Chraïbi erweist sich in Inspektor Ali im Trinity College als Mei-ster im Erfinden von skurrilen Situationen, wo zwei unvereinbare Welten zusammenprallen.
Inspektor Ali ist zwar noch immer ein Faulpelz, der sich vor allem für schöne Frauen interessiert, wenn er nicht mal wieder ein Nickerchen macht oder ein Kreuzworträtsel löst. Aber jetzt ist er ein echtes Schlitzohr geworden. Er spielt souverän den trotteligen Dorfpolizisten, um seine Gegner auszutricksen und sie in die Falle zu locken. Vor diesem kuriosen, in eine Djellaba gehüllten und seltsames Kraut rauchenden Inspektor ist niemand gefeit, vor allem nicht die soliden Beamten der englischen Krone und die distinguierten Professoren der respektablen Universität. Statt seriöse Ermittlungen anzustellen, statt Berichte zu lesen und Spuren zu suchen, zitiert er englische Liebesgedichte und macht unflätige Bemerkungen. Er ist so sprunghaft und in jeder Hinsicht unkorrekt, dass niemand weiß, ob man sein Verhalten als Provokation auslegen soll oder auf seine Herkunft aus einem eben leider noch nicht so modernen Land zurückführen muss.
Andere Länder, andere Sitten, gewiss. Aber Inspektor Ali, und mit ihm der Autor Driss Chraïbi, nimmt diese Wahrheit zum Anlass, das Kulturgefälle gleichsam umzudrehen. Die ewig Geprellten sind nicht mehr die hoffnungslos im Mittelalter verhockten Araber, sondern die in Superiorität und in ed
»Chraïbi ist hier etwas gelungen, was noch niemand geschafft hat: den Krimi mit Kulturknalleffekten zur Nord-Süd-Satire umzuschreiben.«
»Chraibi verbindet Witz und Erotik, satirisch-politische Kritik an seinem Heimatland wie an England und freche Typisierungen von Nordafrikanern und Euro-Insulanern mit sehr leichter Hand. Der Leser darf sich verwöhnen lassen, genießen, lächeln, schmunzeln, ja sogar richtig laut lachen. Und Inspektor Ali beneiden, weil er das alles noch besser kann. Meine Empfehlung: Oft verschenken, aber nie verleihen! So ein erfrischendes Buch gibt keiner zurück.«
»An Skurrilität kann sich niemand mit Inspektor Ali aus Casablanca messen. Eine beeindruckende Figur und ein unterhaltsamer und spannender Krimi.«
»Inspektor Ali, der sich in Casablanca dem guten Leben und seiner jungen Frau widmet, wird ins britische Cambridge geschickt. Durch Alis Auslandeinsatz werden die bilateralen Beziehungen so richtig aufgemischt. Denn der Wüstensohn irritiert seine britischen Kollegen durch höchst unorthodoxe Ermittlungsmethoden.«
»Chraïbi hat diesseits der Gesellschaftskritik zu einem Stil gefunden, der sich durch weise Ironie und spitzen Spott auszeichnet. Ein Roman voller Witz, wie wir es von guter Unterhaltungsliteratur erwarten.«
»Der geneigte (und zunehmende begeisterte) Leser merkt, dass Driss Chraïbi wieder bei seinem Thema ist: der orientalische Sinnenmensch und die erstarrte westliche Universitätskultur.«
»Der Marokkaner Chraïbi traut sich, Probleme nicht mit der verbreiteten kollektiven intellektuellen Betroffenheit anzupacken, sondern menschlich, freizügig und mit Sinn für Humor.«
»154 viel zu kurze Seiten lang.«
»Dieser Krimi ist auf außergewöhnliche Art spannend. Inspektor Ali lässt alle schmoren. Und auch wir Leser schmoren mit.«