Liebe Leserin
Lieber Leser
Zwei Mal im Jahr kommt die Vorschau mit neuen Büchern von neuen und bekannten Autorinnen und Autoren, neuen Highlights. Das Entdecken und Lancieren ist ja die aufregendste Aufgabe und die Leidenschaft jedes Verlags. Ein Jahr später ist die Novität ein Backlist-Titel. Ist er erfolgreich oder immer noch ein Geheimtipp? Sind die Verkaufszahlen stabil, tröpfeln oder stagnieren sie gar (auch das kommt vor)? Jetzt stellt sich unerbittlich die Gretchenfrage: Wie halten Sie es mit der Backlist?
Der Unionsverlag liebt seine Backlist. Von den 866 je erschienenen Werken sind 533 lieferbar. Auch wenn jährlich nur ein paar Dutzend Leser danach greifen: wir sehen es als unsere Aufgabe, sie so lange wie irgend möglich lieferbar zu halten. Das ist unsere Passion, aber es steckt auch Vernunft dahinter. Wir haben oft genug erlebt, dass ein Literaturpreis, eine Verfilmung, eine Wendung der Weltgeschichte ein »altes« Buch wieder ins Scheinwerferlicht katapultieren. Wir stellen uns darauf ein, neben den »Spitzentiteln« künftig von immer mehr verfügbaren Titeln auch wenige Exemplare zu verkaufen und damit stabil zu leben. Dieser »long tail« unserer Backlist ist heute schon beim E-Book wie bei den Print-Ausgaben segensreich. Dass dabei einige Überraschungen auftauchen, zeigen unsere Backlist-Bestseller 2016, die wir hier gerne öffentlich machen.
Über dem ganzen Verlagswesen, wie wir es heute kennen, schwebt eine existenzielle Bedrohung: Die Aushöhlung des gesetzlichen Urheberrechts. Die Copyrightgesetze wurden einst geschaffen, um die Vielfalt, Nachhaltigkeit und Langfristigkeit der Buchproduktion zu sichern. Inzwischen sind aber Millionen von urheberrechtlich geschützten Büchern nicht mehr lieferbar. Was geschieht, wenn ein Gesetz seinen tieferen Zweck nicht mehr erfüllt? Es wird ausgehöhlt, eingeschränkt, gar abgeschafft. Der Druck der Gesetzgeber, Bibliotheken, Internetkonzerne etc. steigt ständig. Sie können und wollen diese Lücke füllen. »Fair Use«, »gesetzliche Lizenz«, »Nutzungsfreistellung« von vergriffenen oder »verwaisten« Texten, unbeschränkte Massendigitalisierung und elektronische Ausleihe geschützter Werke – dies sind nur einige der aktuellen Schlagworte. Da ist es weitsichtig, die »Lieferbarkeitslücke« der urheberrechtlich geschützten Bücher nicht durch eigene Kurzsichtigkeit zu vergrößern.
Also schicken wir dieses Jahr Weihnachtsgrüße: An alle Buchhandlungen, die ihr Sortiment zugunsten der Backlist energisch ausweiten. Den literarischen Agenturen, die Hand bieten zu langfristigen Autorenverträgen zu kalkulierbaren Bedingungen. Den Druckern, die innovative Technologien zum rentablen Druck kleiner Auflagen perfektionieren. Den Auslieferungen, die durch modernste Logistik die Lagerkosten reduzieren. Und natürlich allen Verlagen, die nicht nur Meister des Büchermachens sind, sondern sie dann auch bewahren vor dem Vergehen und Vergessen.
Mit vielen Grüßen aus Zürich
Lucien Leitess
Reginald Arkell: Pinnegars Garten
Leonardo Padura: Der Nebel von gestern
Jean-Claude Izzo: Die Marseille-Trilogie
Kuba fürs Handgepäck
Garry Disher: Drachenmann
Tschingis Aitmatow: Dshamilja
Leonardo Padura: Ein perfektes Leben
Rafael Sabatini: Captain Blood
Michael Dibdin: Tödliche Lagune
Leonardo Padura: Handel der Gefühle
Garry Disher: Beweiskette
Dudley Pope: Leutnant Ramage
Vietnam fürs Handgepäck
Jörg Juretzka: Equinox
Friedrich Glauser: Matto regiert
Michael Dibdin: Himmelfahrt