Die Calanques vor Marseille, tiefe Küsteneinschnitte, türkis glitzerndes Wasser, schroffe Felsen und versteckte Buchten. Doch etliche Meter unter der Wasseroberfläche liegt noch eine ganz andere Welt: jahrtausendealte Unterwasserhöhlen, an deren Wänden prähistorische Felszeichnungen prangen.
Der Archäologe und erfahrene Taucher Rémy Fortin erforscht die Höhlenmalereien, als er panikartig auftaucht und dabei schwerste Verletzungen erleidet. Seine letzten Fotos zeigen gigantische Stalagmiten, eine rätselhafte Hirschkopfstatue und den Schatten einer riesigen Gestalt. Hauptkommissar Michel de Palma, der »Baron« von Marseille, begibt sich auf eine prähistorische Spurensuche und stößt auf ungeklärte Morde, die einem uralten Ritual folgen.
»Bonnot schickt seinen Ermittler auf ein Terrain, das sich Prähistoriker und Psychiater teilen. Wahn und Wissenschaft, Magie und Halluzinationen überlagern sich hier nicht nur motivisch, sondern geschichtlich. Bonnots Roman zielt auf die Entstehung der Psychiatrie aus dem Geiste des Schamanismus. Er spannt einen faszinierenden gedanklichen Kosmos auf. Besonders schön ist auch die Vorstellung einer großen Sensibilität der ersten Menschen. Wenn sie in modernen Gesichtskonstruktionen mit ungeschlachten Gesichtern dargestellt werden, liegt diese Brutalität vielleicht eher im Auge des modernen Betrachters.«
»Da schwingen viele Reminiszenzen an diverse Klassiker der Genrekultur mit – und Michel de Palma, Bonnots Ermittler, ist ein spannendes Gegengewicht zu all dieser Opulenz –, eine reduzierte und konzentrierte Verneigung vor Simenons Maigret. Genau die richtige Lektüre für Menschen, die in Zeiten der Coronakrise mal für ein paar Stunden im wahrsten Sinne des Wortes abtauchen wollen.«
»Xavier-Marie Bonnot schickt seinen Ermittler auf eine Jagd durch eine der schönsten Gegenden Südfrankreichs. Zerklüftete Felsen, das Meer, das tosend gegen sie kracht, eine historische Fundgrube – und zwischendrin ein Mörder, dessen Weg von frühester Kindheit an vorgeschrieben schien. Der erste Mensch überzeugt durch die zahlreichen Wendungen und verführt durch die ruhige Hand des Autors bis zur letzten Seite. Hier kommt jeder auf seine Kosten.«
»Bonnots Beschreibungen der psychiatrischen Behandlungsmethoden der 1960er-Jahre führen bis an die Grenze des Erträglichen. Überforderte Eltern, Geschwisterrivalitäten, übereifrige Ärzte bilden einen tödlichen Cocktail. Wer hier dem Wahnsinn verfallen ist, wird immer fragwürdiger. Packend, emotional geschrieben, ein Roman, der in Erinnerung bleiben wird.«
»Bei einem Krimi liest man im Allgemeinen atemlos auf eine Aufklärung der Geheimnisse hin. Bei Bonnot aber bedauert man mit jeder Seite, dass der Lesestoff schwindet.«
»Hier geht es auf eine große Zeitreise. Neben Urgeschichte, Psychiatrie und den aktuellen Morden widmet sich Xavier-Marie Bonnot einmal mehr der intensiven Schilderung seiner Geburtsstadt Marseille und deren Landschaft, hier vor allem den Calanques genannten Küsteneinschnitten.«
»Dieses Buch liest sich streckenweise wie ein literarisches Gemälde. Ein Buch mit einem Kommissar, der von Moral nicht viel wissen möchte. Ein einmal etwas anders geschriebener Krimi.«
»Bonnot hat in seinen Roman eine ganze Menge hineingepackt. Die Verweise reichen von Michel Foucault und C. G. Jung über Franz Anton Mesmer und Justinus Kerner bis hin zu Jean Clottes und dem italienischen Kriminalanthropologen Cesare Lombroso. Das ist ungewöhnlich für einen Spannungsroman, aber mit Gewinn zu lesen. Hinzu kommen des Kommissars Faible für die Welt der Oper und der klassischen Musik. Nach der ersten Lektüre haben sich zwar (fast) alle mit dem Kriminalfall in Verbindung stehenden Fragen erledigt. Zu entdecken gibt es aber immer noch genug, was eine Zweitlektüre lohnenswert machen kann.«
»Bonnots Roman ist keineswegs nur etwas für Liebhaber frankokantabrischer Höhlenkunst und Menschen, die sich für schamanische Rituale oder C. G. Jungs Traumdeutung interessieren, sondern auch für solche, die dramatische Spannung schätzen. Der erste Mensch ist aber auch ein prickelnder Genuss für Südfrankreichreisende.«
»Was soll ich mich zu einem Leben zwingen, das mir zum Zuchthaus wird? Warum nicht der Verlockung des blauen Horizonts erliegen, dahin fahren, wohin der Monsun mich treibt, den kleinen weißen Segeln folgen, die ich Tag für Tag im geheimnisvollen Roten Meer verschwinden sehe?«