Ein alter Kämpfer, mit Beinamen »der Dichter«, und ein junger Enthusiast reisen zufällig im selben Zugabteil nach Diyarbakir, trinken, rauchen Hasch, reden, bis »der Dichter« auf einmal dem jungen Mann ein Konvolut mit Manuskripten in die Hand drückt und sagt: »Los, lies!« Die lose miteinander verwobenen Erzählungen, Beschreibungen und Gespräche handeln, wie der junge Mann bald feststellt, von seinem Vater, den er nie kennengelernt hat. Gleichzeitig wird damit die Geschichte einer ganzen Generation erzählt, die die Hoffnung auf eine Revolution nie aufgegeben hat.
Dieses Erstlingswerk ist eine literarische Sensation und sorgte bei seinem Erscheinen für Furore, weil der Roman auf hohem sprachlichen Niveau sämtliche Tabus bricht. Gleichzeitig hat der junge Autor mit Zorn die inoffizielle Geschichte der Türkei seit den Fünfzigerjahren bis heute geschrieben.
»Bald nach seinem Erscheinen 2002 entpuppte sich der Roman als Ereignis und machte den Schriftsteller Murat Uyurkulak quasi über Nacht in der Türkei bekannt. Tabubruch eins: die Geschichte der Türkei wird aus der Perspektive der revolutionären Linken geschrieben. Tabubruch zwei: Sexualität wird unverblümt dargestellt.«
»Eine große Überraschung ist die Sprachkraft dieses Dichters, sie ist beeindruckend und ein besonderes Erlebnis für den Leser.«
»Ein Roman, mit dem der Leser sich auseinandersetzen muss, er ist unverblühmt, radikal und besitzt Sprengkraft.«
»Die linken Revolutionäre sind bei Uyurkulak nicht zu Helden glorifiziert. Es sind schwache Splittergruppen, Versehrte, merkwürdige Propheten, an ihrem Revolutionsschmerz krankende Einzelkämpfer, die ihrerseits ebenfalls nie Demokratie gelernt haben.«
»Ein rasanter Roman, hochpolitisch und brisant. Und ein Stück große Literatur.«
»In seinem orientalischen Schelmenroman, der die westeuropäische Rationalität sprengt und der Fantasie alle Grenzen öffnet, bleiben keine menschlichen Schwächen oder Laster ausgeklammert. Das Epos über die inoffizielle von der staatlichen Zensur verdrängte Geschichte der modernen Türkei schlägt über weite Passagen in ein komödiantisches Slapstick–Trauerspiel um. Der Roman erinnert an einen Erzählteppich aus anatolischen Märchen, deren Handlungslinien ineinanderfließen und deren Handlungsträger sich unüberschaubar vermehren.«
»Seine Vielschichtigkeit, die erst im Laufe der Geschichte deutlich werdende Verknüpfung der Figuren und die dichte Sprache machen ›Zorn‹ zu einem Leseereignis.«
»›Zorn‹ ist das aufregende Projekt einer Verwandlung von politischer in ästhetische Energie. Der Furor von Uyurkulaks nur scheinbar primitiver, unverblümter Sprache macht eine verbogene Triebkraft der türkischen Politik sichtbar. Und spiegelt etwas von der Wut der türkischen Linken. Der Strom aus Erinnerungsfetzen, Momenten der Bewusstlosigkeit beider Protagonisten und Yusufs Lektüre der zerfledderten Notizbücher des Vaters ist dabei auch sinnbildlich für die Schwierigkeit der türkischen Linken, ihre vergessene, ungeschriebenen Geschichte aufzurufen. Und sie spiegelt ihre Schwäche und Zerrissenheit wider.«
»Nicht nur politisch schreibt Uyurkulak gegen den Strich, sondern auch motivisch uns stilistisch. Sex und Alkohol sind keine Tabuthemen; und die Sprache schlägt Purzelbäume. Lautmalereien schieben sich ebenso in die schlanken Sätze wie etwa Fäkalwörter. Aber bei aller Widerständigkeit des Werks: Mit der Zeit fahren wir voll ab auf diesen Trip.«
»Was soll ich mich zu einem Leben zwingen, das mir zum Zuchthaus wird? Warum nicht der Verlockung des blauen Horizonts erliegen, dahin fahren, wohin der Monsun mich treibt, den kleinen weißen Segeln folgen, die ich Tag für Tag im geheimnisvollen Roten Meer verschwinden sehe?«