»Es passiert, es passiert auch heute noch, dieses seltene Geschenk eines Buches, das vom ersten Augenblick an strahlt. Das sind die Momente in denen man plötzlich entspannt, aller Druck abfällt und man sich dankbar der Größe eines Autors und eines Textes hingibt. Zu diesen Büchern gehört ›Der Schneeleopard‹.«
Christian Scholze, Westtropolis online, Essen
»Aitmatows Held Arsen, ein Journalist, der früher ›im Schwarm mit Gorbatschow flog‹, muss sich heute von Schlägern der Oligarchen verprügeln lassen. Wie der Schneeleopard Dschaa-Bars ist Arsen eine Existenz mit wenig Zukunft – zwei Schicksale, die mystisch verbunden sind. Aitmatow greift hier wie gewohnt auf das Schicksal als leitende Kraft, wie an anderer Stelle auf die kirgisischen Mythen zurück. Neu dagegen die Passagen, in denen er die Globalisierung als ›Tsunami‹ geißelt. Hier ist der Autor auf der Höhe seiner sprachlichen Kraft – und durchaus aktuell.«
Hamburger Abendblatt
»Ein mächtiger, poesivoller Roman eines routinierten Erzählers, der die großen universellen Fragen der Menschheit in die prekäre, kirgisische Wirklichkeit einbettet. Als literarischer Botschafter ist Aitmatow unschlagbar.«
Mareike Ilsemann, Norddeutscher Rundfunk, Hamburg
»Tschingis Aitmatow, der große Kirgise, der in den Traditionen seines Volkes aufwuchs und seine Stilistik an der russisch-realistischen Schule eines Dostojewski, Tolstoi und Gorki erprobte, hat ein Alterswerk geschaffen, das den Leser unweigerlich in seinen Bann zieht. Vor der majestätischen Kulisse des Tienschan-Gebirges entfaltet er ein Drama um Liebe und Tod, um Sinn und Würde der menschlichen Bestimmung in Natur und Schöpfung. Der Sog der Sprache, die Engführung der Handlung und Motive entfalten einen Zauber, der den Leser gefangen hält – bis zum dramatischen Finale hoch oben am Pass.«
Monika Thees, Die Berliner Literaturkritik
»Tiere, Politik, Umweltbewusstsein, entfesselter Kapitalismus, globalisierte Welt, Liebe, Karriere, alles kommt hier zusammen. Das Wunder aber ist, wie Aitmatow diese kunterbunten Steinchen zu diesem großartigen, mystischen und traurig-schönen Romangemälde fügt. Überraschend und ungewöhnlich.«
Lilith Frey, Blick, Zürich
»Beide sind mit ihrem Latein am Ende: Der einst so starke Schneeleopard Dschaa-Bars will zum Sterben ins kirgisische Hochgebirge, der Journalist Arsen verzweifelt schier an den Zuständen in seiner Heimat und in seiner Seele. In einem atemberaubend spannenden Kraftakt führt Tschingis Aitmatow die beiden zusammen.«
Coop-Zeitung, Basel
»Tschingis Aitmatow taucht wieder tief in die Lebenswelt und Tradition seiner Heimat ein und zeigt sich voll Zorn und Schmerz über die Entwicklungen der Gegenwart. Aitmatow von seiner besten Seite: radikal, bewegend, menschlich.«
Rainer Schmitz, Focus, München
»Mit ›Der Schneeleopard‹ sind die Schattenseiten der Globalisierung auch literarisch in den Hochtälern Zentralasiens angekommen.«
Brigitte, Hamburg
»Malerisch, gefühlvoll – wie nur er es versteht – beschreibt Aitmatow Liebe und Natur und legt doch gleichzeitig den Finger in die Wunden der modernen Zeit. Man fragt sich, woher er diese Ausdruckskraft nimmt, ohne die überbordenden Gefühle kitschig werden zu lassen. Ein ergreifendes Meisterwerk!«
Hanns-Martin Wietek, russland.ru, München
»Durch die Augen Arsens bringt uns Aitmatow die gesellschaftliche Realität seiner zentralasiatischen Heimat näher. Seinem Ruf als Sänger der Berge und Steppen wird er gerecht, wenn er vom alten Schneeleoparden Dschaa-Bars erzählt, dessen Schicksal er eng mit Arsens verknüpft. Damit kein Missverständnis entsteht: Es geht es aber nicht nur um Naturschutz-Appelle und Kapitalismus Kritik. Dies ist ein mächtiger, poesievoller Roman eines Erzählers, der die großen universellen Fragen der Menschheit in die prekäre, kirgisische Wirklichkeit einbettet.«
Mareike Ilsemann, NDR
»Aitmatow lässt die freie Marktwirtschaft in den Bergdörfern Kirgisiens ankommen, wo sie zur ökologischen Bedrohung wird. Dass diese Mahnung über dreihundert Seiten hinweg spannend und lesbar bleibt, liegt an Aitmatows eigenwilligem, oft opulenten Erzählstil, der sich aus der Legendentradtition seiner Heimatberge speist und in furiosen Dialogen gipfelt.«
Margarete Botzian, BERGE, Weyarn
»Das Buch mit seinen verschiedenen Erzählebenen und Handlungssträngen könnte kaum aktueller und zugleich zeitloser sein.«
Juliane Inozemtseva-Schönherr, Eurasisches Magazin, Altomünster
»Die Romane Aitmatows haben immer elementare Fragen gestellt, des Verhaltens zur Macht, der Bewahrung des Menschlichen, der Freiheit der Individualität. Was er nun in diesem Roman wie ein Resümee der gesellschaftlichen Umwälzungen seit dem Zusammenbruch des Sowjetreiches in seinem Heimatland an Milieu wie an persönlichen Schicksalen ausbreitet, ist hoffnungslos. Aitmatow erzählt in einer zunehmend spannenden Geschichte, die sich verwebt mit gleichnishaften Legenden aus alten Zeiten, aber sie erweisen ihre gültige Volksweisheit allenthalben in der Unbedingtheit des Einklangs von Mensch und Natur. Wie nahe gedanklich der Krieg und tatsächlich der Terror liegen, erinnert Aitmatow nicht nur durch die eingewobene Erzählung aus dem Weltkrieg und die Nähe Afghanistans. Er sieht in das Innere verzweifelter Menschen und skrupelloser Geschäftemacher. Manchmal hat der Leser Mühe, sich im Kreis der Gedanken mit zu drehen und über das erste Drittel des Romans hinwegzukommen. Dann allerdings mag man das Buch gar nicht mehr aus der Hand legen.«
Reinhold Lindner, Freie Presse Chemnitz
»In der Gesamtschau erkennt man, daß Aitmatow mit dem ›Schneeleoparden‹ ein bedeutendes, herausragendes Werk geschaffen hat. Die Legende von der ›Ewigen Braut‹ eint Arsens unterschiedliche Erlebens-Abschnitte durch das Bekenntnis zu einer Liebe, deren Kraft und Tiefe sogar unabwendbaren Tragödien standhält. Die Wunder – realistischer Literatur ohnehin nicht fremd – setzen ihrerseits mythologische Glanzlichter: so die zweimalige geheimnisvolle Warnung Arsens durch Schwalben und eine Art Himmelfahrt des zusammen mit Arsen tödlich verletzten Schneeleoparden. Aitmatow, dessen Werke die Perestroika vorbereiten und der dann an Gorbatschows Seite für sie eintrat, hat mit dem neuen Roman nach deren Niederlage künstlerisch Position zu einer ›Wertegemeinschaft‹ bezogen, deren höchster Wert der Mehrwert ist. So ist er über alle Umbrüche hinweg seiner eigenen Maxime treu geblieben, die Literatur müsse ›in die Kompliziertheit des Lebens eindringen, damit der Mensch alles Gute und Würdige liebt und behütet‹, wie er 1971 in seiner Autobiografie schrieb.«
Leonhard Kossuth, Ossietzky - Zeitschrift für Politik, Kultur, Wirtschaft, Hannover/Berlin
»So einen Andrang hatte das durchaus publikumserfahrene Cottbuser Haus des Buches selten erlebt. Als die Veranstaltung begann, hätte auch die legendäre Stecknadel nicht den Weg zum Fußboden gefunden. Durch das gesamte Buch zieht sich die alte Legende von den Brautleuten, die kurz vor der Hochzeit getrennt werden; er ist verschollen, vermutlich tot, die ›Ewige Braut‹ sucht ihn, ruft, weint, klagt. Aitmatow variiert die Legende kunstvoll. Viele Konflikte sind bis dahin angedeutet. Es kommt alles noch viel dramatischer. Die Handlung entwickelt sich zu einem wahren Thriller.«
Klaus Wilke, Lausitzer Rundschau, Cottbus
»Das Geschehen nimmt eine atemberaubende Wendung, ehe es mit der Kraft der antiken Tragödie den vorgezeichneten Kreis vollendet. ›Der Schneeleopard‹ ist nicht nur ein bewegendes, sondern bei aller Tragik auch hoffnungsvoll stimmendes Buch.«
Frank Anilitsch, Thüringische Landeszeitung, Weimar
»Im Stil archaischer Legenden erzählt Aitmatow in diesem Roman eine ganz moderne Geschichte: Auf dramatische und schicksalhafte Weise kreuzen sich die Lebenslinien eines Schneeleoparden und eines Journalisten, der diesen ›letzten wilden Überlebenden‹ zwei reichen arabischen Prinzen vor die Flinte treiben soll. ›Der Schneeleopard‹, eine böse endende Parabel von Menschen, Räubern und Raubkatzen in den Zeiten der Globalisierung.«
Ulrich Klenner, Bayerischer Rundfunk - B5 aktuell, München
»In seinen Werken verwebt Aitmatow kirgisische Naturdarstellung, Heimatmythen und den Zivilisationsalltag zu einem großen, symbolistischen Panoptikum, das beseelt ist vom unerschütterlichen Glauben an die Heilkraft der Fantasie. ›Ich sehe es als Teil meiner Aufgabe, alte Mythen zu bewahren‹, betont Aitmatow, der als Erzähler das Alltägliche vom Standpunkt des Erhabenen einordnet und zu lieben lernt.«
Tim Slagman, Münchner Merkur
»›Der Schneeleopard‹ ist ein Roman über die Gewalt der Natur, über die unbedingte Liebe und eine Gesellschaft im Umbruch. Tschingis Aitmatow zeichnet ein kritisches Bild seiner Heimat, wo die Spannungen zwischen arm und reich eklatant sind und die Schneeleopardenjagd als Einnahmequelle herhalten muss.«
Wolfgang Seibel, Österreichischer Rundfunk 1, Wien
»Tschingis Aitmatow hat die Sowjetunion und ihre Nachfolgestaaten durch die zweite Hälfte des 20. Jahrhunderts begleitet, und auch im 21. lassen ihn seine Erzählkunst und Fabulierlust ebenso wenig im Stich wie die seltene Fähigkeit, gesellschaftliche Vorgänge präzise zu beobachten und in großen Zusammenhängen zu analysieren. Der ›Schneeleopard‹ zeigt eindrucksvoll, dass die Freiheit ›kein Zuckerschlecken‹ sein muss.«
Thomas Stegemann, Telepolis online, München
»Wer die bisherigen Werke des kirgisischen Autors kennt, wundert sich nicht über einen Schneeleoparden, der ob seiner plötzlichen Kurzatmigkeit erschrocken und traurig ist. Das Fatum der alten Epen – dass Tschingis Aitmatows Werke diesbezüglich auch etwas Archaisches haben, dabei bleibt es. Und es bleibt auch bei der Sympathie des Autors für einen modernen Don Quichotte. Wie gesagt: vertrautes Gelände. Vielleicht noch etwas geschickter ausgeformt. Entschiedener, kraftvoller. Der Autor hat ohne Zaudern von Anfang an seinen Ton gefunden, überblickt das Ganze – wie ein Bergfalke aus großer Höhe – und wie ein Akyn oder Manastschi, wie einer jener Sänger und Erzähler, die über Jahrtausende die mündliche kirgisische Literatur prägten, hält er die Zuhörer in Spannung. Leicht und angenehm ist es für den Leser, ihm zu folgen. Doch allmählich gewinnt der bequeme Weg an Steigung. Und plötzlich ein Zwischengipfel mit Blick in Abgründe. Atemlos liest man, vergisst schon die Vergleiche mit bereits Bekanntem. Und wenn sie einem in den Sinn kommen, will es scheinen, als ob Tschingis Aitmatow mit diesem Alterswerk eine neue Höhe stürmen wollte, als ob es die Krönung seines Schaffens sei. Das ist natürlich ungerecht Früherem gegenüber, spricht aber für jene starke Wirkung, der man sich nicht entziehen kann, wenn man sich einmal auf Aitmatows Stil eingelassen hat. Geradezu ein Juwel ist das Fragment einer Erzählung, das den Epilog bildet und in die Zeit des Zweiten Weltkriegs zurückführt.«
Irmtraud Gutschke, Neues Deutschland, Berlin