Von einem Schriftsteller, der sich davor fürchtet, vom eigenen Bruder gefressen zu werden. Von Herrn Jedermann, der sich beglückt selbst Ohrfeigen verpasst. Von verborgenen Narben und der Sehnsucht nach einer besseren Gesellschaft, die sich zwischen klappernden Mah-Jongg-Steinen breitmacht. Von Dreiecksgesichtern, Quadratschädeln und anderen tragisch-komischen Schicksalen erzählt Lu Xun und hält damit der chinesischen Gesellschaft den Spiegel vor.
Melancholie, Militanz, Ironie und Trauer verschmelzen in diesem hochbrisanten Werk vom Vater der modernen chinesischen Literatur, ein Erzähler und Denker von stupender Aktualität, den Europa immer wieder von Neuem entdeckt.
»Mit Lu Xuns Erzählung ›Das Tagebuch eines Verrückten‹ hielt die Moderne Einzug in China. Der Autor war ein Brückenbauer zwischen der chinesischen und der europäischen Kultur. Lu Xun schreibt eine Prosa der Paranoia, in der das ganze Grauen des 20. Jahrhunderts schon mitschwingt. Mao Tse-tung antwortete auf die Frage, was aus Lu Xun geworden wäre, wenn er bis in die 50er-Jahre gelebt hätte: ›Er wäre entweder verstummt oder im Gefängnis gelandet.‹«
»›Auch ich hatte in meiner Jugend viele Träume‹, schreibt Lu Xun selbstironisch 1922 in der Vorrede zu seinem ersten Erzählband. Diese Einsicht in die Hinfälligkeit von Heilsversprechungen, egal unter welchem weltanschaulichen Banner sie ausgerufen werden, macht ihn zu einem wichtigen und bedeutenden Schriftsteller der Moderne auch über China hinaus.«
»Die paranoide Rastlosigkeit des Schreibers aus ›Tagebuch eines Verrückten‹ erinnern an Gogols ›Aufzeichnungen eines Wahnsinnigen‹. Lu Xun bringt einen chinesischen ›Jedermann‹ hervor, und mit ›Unwiederbringlich‹ eine Liebesgeschichte, gegen deren tragische Heldin eine Effi Briest wie ein Glückskind anmutet. Mit ›Mama Chang und das Buch der Berge und Meere‹ erwies Lu Xun seiner Kinderfrau und der Literatur Reverenz. Diese Geschichten sind literarische Brillanten, deren scharfer Schliff Chinas großen Umbruch spiegelt.«