»Ein subtiler Einspruch gegen eine Ideologie des Fortschritts, ein Kunstwerk.«
»Humor und Witz, die dem Autor von ›Roter Mohn‹ in so überfliessend reichem Masse zur Verfügung standen, sind dem Erzähler vergangen. Ihm bleibt nur noch die Erinnerung. Was er auf der Folie des schönen Bildes der ›fernen Quellen‹ bietet, ist eine schwarze ökologische Tragödie, die von Zerstörung und unwiderruflichem Verlust handelt.«
»Der Roman ist ein Werk der leisen Töne. Es beschreibt anhand von unter die Haut gehenden Bildern, wie ein Volk ›begradigt‹ wird, es beschreibt wie man ihm die Freude durch den vermeintlichen chinesischen Fortschritt raubt. Es ist aber auch ein Roman zum Träumen, denn es beschreibt auch unsere Sehnsucht nach der Ferne, dem Unbekannten, dem Anderen, die nur noch in unseren Erzählungen existiert.«
»In der Leichtigkeit, mit der Alai erzählt, bleibt die Unauflöslichkeit der Zusammenhänge erhalten. Das Alte und das Neue, Kunst und Macht, Erfolg und Freiheit, Sehnsucht und Wirklichkeit sind Gegensätze, die doch immer aufeinander bezogen sind. Er zeigt Tibet, wie wir es nicht erwarten: ohne Mönche und viel weniger fremd als gedacht. Seine Traurigkeit ist weltumspannend, wie es auch seine Hoffnung ist.«
»›Ferne Quellen‹ umkreist über einen längeren Zeitraum Mythos und Realität der Heilquellen, die zu Tibets Naturschätzen gehören. Als Erwachsener sucht der Erzähler nach dieser Quelle, in der Männer und Frauen gemeinsam badeten, umringt von Festzelten und Gelächter. Die Welt, die sich damit verbindet, ist verschwunden, ›die Kinder unseres Volkes haben sie zerstört‹.«
»Alais wunderbar trauriger Roman erzählt von gleich mehreren Untergängen: Der Mythos der Tibeter von Schönheit und Freiheit wird abgelöst von der Sozialromantik des Maoismus. Beide wiederum hat der Mythos vom schnellen Geld überwunden.«
»Der Leser wird mit einem poetischen Puzzle belohnt. Nicht nur, dass erst in der Mitte des Romans erstmals von ›Tibet‹ als Ort der Handlung die Rede ist. Die Geschichte umfasst Jahrzehnte, springt nach Tokio und zurück zur ›Zauber–Quelle‹, ohne dass es der Geschichte schadet. Bleibt verwunderlich, dass diese mutige Fortschrittskritik nicht zensiert wurde.«
»Alai verbindet in seiner melancholischen Erzählung die Klage um die Vergänglichkeit landschaftlicher Schönheit mit der Anklage gegen politische und ökonomische Fehlplanungen, die die Tibeter auch weiterhin, im Namen eines vermeintlichen Fortschritts, ihrer angestammten Lebensweise entfremden.«
»Sein kleiner Roman verbindet die abgründige Magie eines romantischen Kunstmärchens mit einer ganz realistisch begründeten Kritik selbstherrlicher Funktionärswirtschaft. Was von den fernen Quellen bleibt, ist die Sehnsucht nach ihnen – die stärkste Kraft, die Literatur zu entfesseln vermag.«