Salim Alafenischs Stamm in der Negev-Wüste wird von einer Nachbarsippe des Mordes verdächtigt. Als alle Vermittlungsbemühungen scheitern, willigt der Vater, der Scheich des Stammes, in die radikalste Wahrheitsprobe ein, die das uralte Recht der Beduinen kennt: die Feuerprobe. Wenn sein ältester Sohn diese besteht, gilt der Stamm als unschuldig. Wenn er sie nicht besteht, müssen vier Männer zur Sühne sterben.
Nun beginnt ein Drama, das sich über viele Jahre hinzieht. Kriege ziehen ins Land, das alte Leben der Beduinen wird umgewälzt. Das Geheimnis der Feuerprobe wird Salim Alafenisch nicht mehr loslassen. Er reist zurück zum Feuerproberichter und erforscht dieses Ritual, das bis zum heutigen Tag unter der Oberfläche der Moderne weiterlebt.
»Schlicht und zugleich rätselhaft ist dieses Buch. Der Wunsch, ein Geheimnis zu ergründen, treibt den Leser voran. Es schaudert einen, aber es ist doch wohl so fremd nicht. Die Hand ins Feuer legen – bis zum 13. Jahrhundert soll diese Form des Gottesurteils auch hierzulande üblich gewesen sein. Man sucht nach rational fassbaren Erklärungen. Verbrennt sich nicht, wer reinen Herzens ist?«
»Hier wird keine Exotik bestaunt, hier wird an eine alte Kultur respektvoll erinnert und Fremdes vermittelt. Das kann nur gute Literatur vollbringen.«
»Ins Lot gerät die Waage der Gerechtigkeit für die Nomaden der Wüste ausschließlich im Appell an eine Magie, die unzerstörbar den Zeiten trotzt. Alafenisch hat dieser Magie ein gerade in seiner Schnörkellosigkeit beredtes Zeugnis ausgestellt.«
»Den Rahmen für seine fesselnde Erzählung steckt der Autor mit sparsamsten Mitteln aus. Die drei Radiosender – Ägypten, Jordanien und Israel -, aus deren divergierenden Nachrichtenbulletins Alafenischs Vater jeweils die ungefähren Tatsachen herauszufiltern versucht, markieren das von wachsenden Spannungen belastete politische Umfeld.«
»Salim Alafenisch lässt vor dem inneren Auge des Lesers eine idyllische Kindheit lebendig werden und schildert gleichzeitig, wie ein intaktes System, in dem uralte, zutiefst humane Werte die Gemeinschaft prägen, Stück für Stück vernichtet wird.«
»Hinter dem schmalen Buch versteckt sich ein veritabler Krimi aus dem Negev, den Salim Alafenisch aber unaufgeregt in eine ganz andere Richtung erzählt. Das ist der Stoff, aus dem Thriller gemacht werden. Ein heimtückischer Mord, Spuren im Sand, Blutrache, Politik und Krieg. Es ist der Verdienst von Alafenisch, dass er keinen Wüstenkrimi daraus gemacht hat, sondern ein eindringliches Buch.«
»Das Buch besticht durch all die Qualitäten, die auch seine anderen Werke auszeichnen: Ein geradezu orientalisches Erzähltalent, das auch die zeitnahen Ereignisse in den konfliktträchtigen 60er Jahren auf der Sinai-Halbinsel wie eine Geschichte aus Tausendundeiner Nacht wirken lässt, ohne die kritische Darstellung der Konflikte im Nahen Osten in zu poetischem Lichte erscheinen zu lassen; eine genaue Beobachtungsgabe; gut gezeichnete Charaktere; eine gelungene Mischung aus Realität und fiktionaler Bearbeitung. Ein Buch, das die Leser in seinen Bann zieht. Für alle Bestände.«
»Salim Alafenisch stellt ein Ritual vor, dass Teil der arabischen Gesetzgebung ist, nicht der religiösen ›Scharia‹, sondern Teil des Gewohnheitsrechts, das beispielsweise die Beduinen anwenden. Alafenisch hat der Fall und dieses Ritual so sehr geprägt und fasziniert, dass er darüber forschte und schon zwei Jahre nach der Rechtssprechung den Feuerproberichter wieder besuchte. Auch für den Leser ist diese Geschichte faszinierend. Sie zeigt wohl den meisten Lesern einen völlig unbekannten Aspekt arabischer Kultur und Lebensweise. Das geht soweit, dass man sich selbst als Angeklagter bei der Feuerprobe fühlt. Eine sehr persönliche, kleine und doch große Erzählung über eine Art der Rechtsfindung, die bis heute unter der Oberfläche der Moderne weiterlebt. Mit einfachen Worten verzaubert diese Erzählung über ein magisches Ritual.«
»Salim Alafenisch beschreibt den ersten Rechtsfall seit der Staatsgründung Israels, der mit Hilfe der Feuerprobe beigelegt wurde und der den Autor duch die unmittelbare Erfahrung der Geschehnisse wie kaum eine andere geprägt hat: auch seine Doktorarbeit in Ethnologie beruht auf diesem Thema. In seinem Roman lässt Alafenisch eine Welt auferstehen, die dem westlichen Leser zwar außerordentlich fremd erscheint, ihn aber durch ihren Reichtum an lebenspraktischer Weisheit und mit ihrem erstaunlich komplexen und hochkultivierten Sinn für Gerechtigkeit gleichzeitig anzieht. ›Die Feuerprobe‹ steht den besten Werken von Autoren wie Tschingis Aitmatow oder Juri Rytchëu in nichts nach.«