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Yitzhak Laor

Steine, Gitter, Stimmen

Roman
Aus dem Hebräischen von Markus Lemke
»Yitzhak Laor, das Enfant terrible der israelischen Literatur, hat den vermutlich radikalsten Roman der Saison vorgelegt.« Gunhild Kübler, NZZ am Sonntag
 Hardcover
€ 22.90, FR 38.90, € [A] 23.60
gebunden
Vergriffen. Termin Neuausgabe unbestimmt
544 Seiten
ISBN 978-3-293-00314-9

 
Jizchak Kummer ist hochrangiger Offizier des Inlandsgeheimdienstes Shabak, übergewichtig, mit Brille und Narbe hinter dem Ohr. Er ist zum Islam übergetreten und von seinem letzten Einsatzort Gaza unabgemeldet verschwunden, nachdem ihm Ismail, ein palästinensischer Häftling und wichtiger Informant, entwischt ist. Die beiden verbindet eine gemeinsame Vergangenheit. Doch wer ist Ismail, wer ist Kummer wirklich? Der Geheimdienst bestreitet, dass es in seinen eigenen Reihen einen Verräter geben könnte oder dass ein Mann namens Jizchak Kummer überhaupt existiert.

Stimmen

»Mit unzähligen Geschichten überschüttet der israelische Autor Yitzhak Laor seine Leser. Dies sorgt für Verwirrung. Aber die reiche Sprache, die Anspielungen und der einzigartige Humor des Autors entschädigen den Leser.«

Bettina Schwoch, Dresdner Neueste Nachrichten

»Man braucht viel Durchhaltevermögen, um der Erzählung bis zum Schluss folgen zu können. Aber die reiche Sprache, die Anspielungen und der einzigartige Humor des Autors entschädigen den Leser. Laor, der 1972 den Armeedienst in den besetzten Gebieten verweigerte, zeichnet ein zum Teil groteskes Bild von Israel, das aber auch die Zerrissenheit des Landes und seiner Bevölkerung offen legt.«

Bettina Schwoch, The Associated Press

»Ein halluzinanter Roman, der nun auf deutsch in einer sehr einfühlsamen Übersetzung erschienen ist. Stimmen ertönen von überall her, von der Schule und vom Gefängis, vom Flüchtlingslager und vom Bananenhain, von der scharf bewachten Offiziersunterkunft und aus der Kellerwohnung. Der Autor erklärt nichts. Er fängt irgendwie unsere Aufmerksamkeit ein, überstrapaziert sie, lässt uns dennoch nicht los. Mag das Chaos in den Köpfen und Herzen, diese Zerrissenheit zwischen Bedrohtsein und Eroberung, zwischen Gier und Disziplin, zwischen Liebe und Gleichgültigkeit, auch mit den Jahren ins Unterbewusstsein herabgesunken sein – das Buch holt es dennoch in die Gegenwart zurück. Darin liegt seine Stärke.«

Barbara Höhfeld, Kulturissimo, Luxemburg

»Laor spricht aus ›hundert Mündern‹. Die Geschichten von Frauen und Männern, Juden und Arabern, Tätern und Opfern verzweigen, verlieren sich. Erinnerungen vermischen sich mit Sehnsüchten, Biografien brechen ab. Charaktere und Identitäten sind variable Größen. Obszönitäten gehen bei Laor nahtlos über in Betrachtungen von biblischer Tiefe. Yitzhak Laors kunstvoll ausgreifendes Epos ist von der ersten bis zur letzten Seite von Schmerz durchzogen. Sarkastisch, derb und poetisch erzählt er von den Beschädigungen des Lebens, den eigens verschuldeten wie den zu Unrecht Erlittenen. Und alles läuft hinaus auf die Einsicht, dass ›nur ein dünnes Häutchen‹ das Leben vom Nichts trennt, ein pulsierendes Etwas, das es allzeit zu schützen gilt.«

Sigrid Brinkmann, Berliner Zeitung  Online einsehen

»In diesem mächtigen Roman des israelischen Autors Yitzhak Laor gibt es so unendlich viele Geschichten voller Grauen, Einmaligkeit und voller Witz, dass man den Eindruck bekommt, mitten in Israel und Palästina angekommen zu sein. Man meint, eine moderne Ausführung der Bibel verschlungen zu haben und erstaunlich viele Schicksale zu kennen. Bei all den unterschiedlich temperierten Elementen des Romans bleibt seine kluge, schlackenlose Sprache ein Hauptmerkmal.«

Zsuzsanna Gahse, Neue Luzerner Zeitung

»Ein Exzentriker in Israel: Yitzhak Laors Roman ›Steine, Gitter, Stimmen‹ ist auf brillante Weise inkommensurabel. Wie erschließt man sich dieses radikale, verrückte und schockierende Buch? Am besten durch kreuz und quer gelegte Lesefährten. Mit Vorteil fängt man im fünften Kapitel an, das ins Auge des Sturms und in die Vorgeschichte des Libanonkrieges führt. Von dort kann man sich kapitelweise nach vorn arbeiten oder zum Ende leiten lassen von einer Reihe anrührender Episoden. Keinesfalls sollte man dort aussteigen, wo der Autor selber es einem nahelegt. Dann verpasste man den überraschend zärtlichen Schluss.«

Gunhild Kübler, Frankfurter Rundschau

»Dieser Roman ist so spannend wie ›Bourne Identity‹ oder ›Das Netz‹. Nein, er ist besser. Er ist verstörend und großartig wie Hitchcocks ›North by Northwest‹. Identitäten lösen sich auf: ›Ich habe kein ganzes Leben‹, klagt der israelische Agent Jizchak Kummer, der untergetaucht und zum Islam übergetreten ist. Welche Teile seines Lebens sind wirklich, welche eingebildet? Der Geheimdienst jedenfalls bestreitet, dass ein Mann mit diesem Namen überhaupt existiert hat.«

Roman Pliske, Bücher, Essen

»Die schwierige Lektüre lohnt sich, denn es gibt einiges zu entdecken: eine kunstvoll fließende Wortgewalt, zudem ein abgründiger Humor. Ein trauriger und bewegender Blick auf Laors Heimat, allerdings nicht vollkommen ohne Hoffnung: denn erzählerisch und literarisch zeigt er den Mut und jene Liebe zur Freiheit, die auch die israelische Gesellschaft bräuchte.«

Markus Kilp, Radio Palmares, Paderborn

»Man wird förmlich hineingesogen, wird getragen von den dynamischen Wellen der Sprache, derer Laor sich bedient. Wer gerne berühmte erste Sätze zitiert, wird an Laors Exemplar, der sich über eine ganze Seite hinzieht, die Zähne ausbeißen. Doch das wirkt keinesfalls angestrengt, im Gegenteil: Unwillkürlich lockert sich die Zunge, entsteht der Drang, laut zu zitieren. Es ist ein großes Verdienst des Unionsverlages, diese wichtige Stimme Israels endlich im deutschsprachigen Raum bekannt zu machen. Markus Lemke – ohnehin eine Größe, wenn es um Übersetzungen aus dem Hebräischen und Arabischen geht – hat eine vorzügliche Übersetzungsarbeit geleistet.«

Frank Schorneck, Macondo, Bochum

»Das kunstvoll geschriebene Buch ist ein literarisches Experiment, das Durchhaltevermögen, Entdeckerfreude – der Text ist reich gespickt mit Zitaten von Kierkegaard, Nietzsche, Celan u.a. – und Lust auf außergewöhnliche literarische Formen fordert.«

Larissa Dämmig, EKZ-Buchbesprechungen, Reutlingen

»Kein Buch, das es einem leicht macht – aber ein verstörendes Buch, das konsequent nach einem sprachlichen Ausdruck und einer Erzählweise ringt, die wenigstens ansatzweise erfahrbar machen können, wie zerstörerisch sich der anhaltende Krieg zwischen Israelis und Palästinensern auf die Psychen der betroffenen Menschen auswirkt.«

Bettina Spoerri, Rubikon.ch, Zürich

»Laor zeigt überforderte Soldaten, unsympathische Polizisten, gestörte Beziehungen. Rohheit des Fleisches und der Seelen sind drastisch beschrieben. Dabei bedient sich der hochgebildete Autor einer vulgären aber auch zutiefst poetischen Sprache. Ihre Kraft schöpft sie aus der Verbindung konkreter Situationen und weitreichender Assoziationen. Laor, der Theater und Film unterrichtet hat, kennt die Mythen der Moderne in Literatur, Film und Malerei. Sie bilden den Fundus, aus dem er Bilder und Motive für die Beschreibung israelischer Gegenwart schöpft.«

Carsten Hueck, Jüdische Allgemeine Zeitung, Berlin

»›Steine, Gitter, Stimmen‹ ist ein polyphoner Roman: poetisch, komisch, sarkastisch und aggressiv, wo es darum geht, den Verschwörungswahn – diese bittere Realität – bloßzustellen. Bewegend ist die Art, wie Yitzhak Laor biblische Sätze oder liturgische Verse mit dem Handlungsgeschehen verknüpft.«

Sigrid Brinkmann, Notizen aus der jüdischen Welt

»Hauptthema des Romans von Laor ist der Verlust bzw. der Verfall von Identität und die Willkür persönlichkeitsbestimmender Setzungen. Entsprechend verwirrend gestaltet Laor die Lebensläufe der Figuren. Geschichten überschneiden sich, werden revidiert. Einer der letzten Sätze dieses in seiner Vielschichtigkeit so großartigen Romans lautet: ›Ich denke DICH, ich benenne DICH, aber ich kenne DICH nicht.‹ Es sind Worte aus der Thora. Ein Mensch könnte und sollte sich ihrer erinnern, wollte er seinen Nächsten wirklich achten.«

Sigrid Brinkmann, NDR Kultur/Kulturelles Wort, Hamburg

»Ein poetisches Kunstwerk – aber es beansprucht auch seine Leserin, ja, es strapaziert sie.«

Renate Rammelt, Das Parlament/Sonderbeilage zur Buchmesse, Berlin

»Yitzhak Laor, das Enfant terrible der israelischen Literatur hat den vermutlich radikalsten Roman der Saison vorgelegt. Denn schmerzhaft auf den Zahn gefühlt wird in diesem ungeheuerlichen Buch nicht bloss dem heutigen ›Projekt Israel‹, sondern punktuell auch dem ungleich älteren ›Projekt Judesein‹, und das in einer Art, dass auch einem Goj davon der Kopf schwindelt. Laor, der als einer der sprachgewaltigsten und einfallsreichsten Dichter gilt, die Israel je gegen sich aufgebracht hat, wurde 1972 verhaftet, als er sich weigerte, in den besetzten Gebieten Militärdienst zu tun. Manche halten seine Lyrik für unübersetzbar, und Ähnliches galt bisher auch für seine überlangen Prosasätze. Doch hat Markus Lemke gerade glanzvoll das Gegenteil bewiesen: Seiner soeben vorgelegten deutschen Version von Laors zweitem Roman kann man sich anvertrauen.«

Gunhild Kübler, NZZ am Sonntag, Zürich

»Jizchak Kummer, ein Ortloser, ein Gejagter. Die ganze Geschichte Israels von den Anfängen bis in die Gegenwart liegt auf ihm wie Steine. Yitzhak Laor, der israelische Autor, Romancier, Journalist und Armeedienstverweigerer, stellt sich mit seinem Protagonisten zusammen selbst unter die schwere Last dieser Steine und rüttelt mit sprachlicher Wucht an allen Gitterstäben und Mauern.«

Sabine Neubert, Neues Deutschland, Berlin

»Yitzhak Laor hat ein kühnes Buch geschrieben. Die Rolle des Lesers bei Laor ist komplex. Er wird aufgefordert, seine Gewohnheiten, seine Vorlieben aufzugeben und sich vorbehaltlos in den Text zu vertiefen. ›Steine, Gitter, Stimmen‹ versucht, seine Leser zu formen. Das ist Teil der Poesie des Buchs. Das Buch stellt Ansprüche, und das ist seine Schönheit, denn Ansprüche in der Literatur sind nicht notwendigerweise ein Fehler.«

Yedioth Ahronoth, Tel Aviv

»Man muss bereit sein, Laors fließenden Worten die Freiheit zu geben, die er selbst ihnen gibt. Der Versuch lohnt sich.«

Ely Hirsch, Ma'ariv, Tel Aviv

»Laors Roman ist in jeder literarischen Hinsicht bedeutender als die Bücher von Grossman und Shalev. Israels Literaturestablishment kann keinen Einfluss auf die ewigen Jagdgründe der Bestseller haben, aber es sollte das, was vom öffentlichen Literaturdiskurs übrig geblieben ist, auf Yitzhak Laors neues Buch richten.«

Amnon Navot, Ma'ariv, Tel Aviv

»Dieser Roman ermöglicht eine einzigartige Leseerfahrung. Er ist bewegend, macht wütend, überschreitet Grenzen und vermischt die Dinge (zum Beispiel ist zwischen dem Privaten, Persönlichen und dem Öffentlichen, Nationalen alles politisch). Er ist ebenso witzig wie erschreckend in seinem abgründigen Humor, zügellos und zugleich verblüffend strukturiert. Die dichte, reiche Sprache steht scheinbar im Widerspruch zu den vielen Lücken und den Selbstzerstörungsmechanismen. Es ist ein Buch, von dem man schon mitten im Lesen merkt, dass man irgendwann zu ihm zurückkommen wird, um selbst davon zu erzählen und es zu seiner eigenen Geschichte zu machen.«

Avi Katz, Ha'aretz, Tel Aviv

»Dem Lesenden wird Geduld, Phantasie und der Sinn fürs Groteske abverlangt. Die Handlungsstränge sind nicht linear abgebaut, sondern kreuzen sich. Anspielungen auf Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens sind unübersehbar. Der Roman in der von Markus Lemke besorgten vorzüglichen Übersetzung handelt von brüchigen Beziehungen, verstörten Soldaten und unangenehmen Polizisten. Die Kenntnis der Bibel, skeptische Philosophietraditionen von Kierkegaard bis Nietzsche und die abendländische Literaturgeschichte von Euripides über Ezra Pound bis Paul Celan sind präsent.«

Reiner Bernstein, genfer-initiative.de  Online einsehen
 
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Bibliografie

Originaltitel: Ve-im Ruchi Gevijati (1998)
Originalsprache: Hebräisch
Erstauflage: 25.8.2003
Auflage: 1