Tibet - die Neuentdeckung einer uralten Zivilisation und einer jungen Literatur.
Vor wenigen Jahren erst ist eine moderne tibetische Literatur entstanden. Provozierend, ambivalent und mit unkonventionellen Mitteln wirft sie einen unverstellten Blick auf ein unbekanntes Tibet, das zwischen modernen und traditionellen Vorstellungen von Leben und Tod, zwischen tiefer Religiosität und Atheismus zerrissen wird. Tashi Dawa fängt die magische Vorstellungswelt ein, in seinem verblüffenden Spiel mit den verschiedenen Zeitebenen konfrontiert er die Gegenwart mit der Vergangenheit. Alais eindringliche, kritische Beschreibungen von Natur und Zivilisation führen in den Alltag der Tibeter: In seiner Erzählung »Pilze« schwatzen tibetische Kader den Nomaden Heilpilze ab und verkaufen sie für ein Vielfaches an ein japanisches pharmazeutisches Unternehmen. Daß dabei die tibetische Tradition zerstört wird, scheint nur der Hauptperson der Erzählung bewusst zu sein. Sebo ironisiert und verfremdet in seinen Erzählungen, was religiösen Tibetern heilig ist, aber auch über die Fortschrittsgläubigkeit macht er sich lustig. Seine Erzählungen sind als chiffrierte Herausforderung an alle Glück und Heil verheißenden Wahrheiten zu lesen. Diese drei tibetischen Erzähler entfalten ein überraschendes Panorama von Menschen, Glaubenswelten und Naturgewalten. Sie ermöglichen uns den Blick von innen auf eine der ältesten und rätselvollsten Kulturen dieser Welt.
»Facettenreiche unkonventionelle Blicke auf das weitgehend unbekannte Tibet lassen ein literarisches Panorama entstehen, das Realität oder Magie und Märchen, Berg- oder Glaubenswelten, Naturgewalten und dort beheimatete Menschen ganz unverstellt aufleben lässt.«
»Formal muten die ausgewählten Erzählungen wie – zuweilen recht gekonnte – literarische Fingerübungen an. Inhaltlich aber vermitteln sie erstmals authentische Einblicke in die Lebenswelt, die das Denken und Empfinden der heute 40-50jährigen in Tibet geprägt hat.«
»Direktes Politisieren ist die Sache der Autoren nicht, sie setzen vielmehr auf Ironie, Magie, provozierende Verfremdung, durchbrechen Zeit- und Erählebenen, flechten surrealistische und groteske Elemente ein. Urplötzlich kann da die Realität in mystisch anmutende Visionen übergehen, da verjüngen sich Menschen in Rekordzeit zu Babys, während andere ebenso schnell altern.«
»Wer den Wandlungen einer häufig totgesagten, durchaus aber sehr lebendigen Kultur gegenüber aufgeschlossen und neugierig ist, wer Spass hat an einer guten Übersetzung reizvoll erzählter Kurzgeschichten, dem sei der Erzählband aufs wärmste als Lese-Reise empfohlen und«mit einem Lederriemen an die Seele geknotet».«