Alle Paare dieser fünf Erzählungen sind Liebende. Überraschende Rituale von Anziehung und Abstoßung werden durchgespielt: Der Hirte und der Räuber. Zwei junge Männer aus dem Nomadenstamm, die den Initiationsritus vollziehen müssen. Der Todesengel Azrail und der kühne, rebellische Brückenbauer Deli Dumrul, der alevitische Kulttänzer und die Prinzessin aus dem Kristallpalast, ja sogar der osmanische Großwesir und der stumme Bote erfahren das Geheimnis der Liebe bedrohlich und beglückend zugleich.
»Der Mensch hat nur Kraft, wenn er im Leben und in der Liebe verletzbar bleibt. Mich haben Liebesverhältnisse stark gemacht, wenn sie mich besiegten. Vorausgesetzt, die Verletzungen sind heilbar. Das ist es, was ich unter Seelenpflege verstehe.« Murathan Mungan
»Mungan ist eine Ausnahmefigur. Nicht nur seine Themen und seine kurdisch-arabischen Wurzeln passen nicht so recht in den konventionellen Rahmen. Mungan ist homosexuell und spricht offen darüber. Genau wie seine Figuren setzt er sich über Tabus hinweg und positioniert sich außerhalb gesellschaftlicher Normen.«
»Es gelingt dem Autor, die zeitlosen Themen in seinen Erzählungen so durchsichtig zu machen, dass sie für die heutige Zeit ganz aktuell werden. Dabei hilft auch seine sehr dichte, schnörkellose Sprache. Die Geschichte vom Hirten und dem Räuber schildert psychologisch sehr gekonnt und eindrucksvoll die vielschichtige Beziehung zwischen Folterer und Gefoltertem, zwischen Täter und Opfer. Vielleicht kann Murathan Mungan mit diesem Buch besonders auch Männer ansprechen, weil es eine bestimmte Art der überlieferten Männlichkeit in Frage stellt.«
»In der Türkei ist Murathan Mungan ein Superstar. Seine Bücher gelten als wilde Lifestyle-Satiren, tragen knallbunte Umschläge, werden auf der ersten Seite der Tageszeitung ›Hürriyet‹ rezensiert. ›Palast des Ostens‹ widerspricht dem Bild, das man in Istanbul vor Ort von Murathan Mungan gewinnt, nun gründlich. Poesie statt Pop, Mythen statt Modisches, kurz: ein Türkeibild, wie man es sich archaischer und und gegenwartsferner kaum vorstellen kann. Ganz so einfach ist das Buch allerdings nicht gemeint, Murathan Mungan versteckt im Kleid uralter Geschichten zahlreiche zeitgenössische politische und Geschlechter-Botschaften.«
»Der oft in existenzialistisches Schwarz gekleidete Großstädter Mungan liebt die alten anatolischen Geschichten wie die von ›Binali und Temir‹. ›Es sind die Märchen‹, sagt er, ›die uns wachsen lassen.‹ Er nutzt ihre Kraft, um seine Leser mit modernen Fragen zu konfrontieren. Seine Helden sind Individuen, sie horchen in sich hinein, reflektieren ihre Ängste, empfinden Liebe oder Hass, stoßen an die Grenzen der Normen oder auch ihrer eigenen Möglichkeiten, und das alles im vertrauten Kontext der Überlieferung. Seine Herangehensweise zeigt sich nun beispielsweise im Erzählband ›Palast des Ostens‹, dem ersten ins Deutsche übertragenen Buch des türkischen Erfolgsautors überhaupt.«
»Murathan Mungan, in Istanbul geboren, in der Provinz im Südosten der Türkei aufgewachsen, dem engen Korsett der Provinz in die Städte Ankara und Istanbul entflohen, hat sich den Ruf eines experimentierfreudigen und kontrovers diskutierten Autors erworben. Seine Geschichten bergen in ihrer Gewagtheit in der Tat Stoff für Kontroversen und fühlen sich dennoch in ihrer Erzählweise vertraut an.«
»Man lasse sich von dem Titel nicht täuschen: Zwar nutzt der Autor durchaus die Mythen und Sagen der Berg- und Steppenregionen Vorderasiens, einer Welt, in der man sagt, dass der Knabe den Schmerz lernen muss, damit der Körper des Mannes eine Festung wird, aber wer typisch Orientalisches erhofft, dürfte eher enttäuscht sein. Fünf Erzählungen, fünf Paare, Liebende, die ziemlich überraschende, teils bizarre Rituale von Anziehung und Abstoßung durchspielen. Es geht um Ich-Werdung, Identitätssuche, Sexualität, vor allem aber um die Liebe, die größer ist als alles, die dafür sorgt, dass der Streitkolben eines alevitischen Kultsängers, der die Prinzessin Selvihan aus dem Kristallpalast liebt, nicht in seiner Faust, sondern in seinem Herzen ist.«
»Poetische Kraft, sagenhafte Fantasie gepaart mit orientalischer Sinnlichkeit zeichnen die Geschichten des experimentierfreudigsten türkischen Literaten, Murathan Mungan, aus. Seine neuen Erzählungen knüpfen an die Mythen und Märchen des Landes, nutzen deren opulente Bildhaftigkeit, um zugleich den häufig implizierten Wertekodex in Frage zu stellen und in die Neuzeit zu transferieren. Die leise Art, in der das geschieht, sowie seine geschliffene Sprache machen das Buch zum Lesegenuss.«
»Murathan Mungan geht es um das Trennende zwischen Menschen. Um das Alleinsein. Um das Infragestellen von Gewissheiten. Und, natürlich, auch um die Liebe als letzte aller Hoffnungen. Nicht die moderne Türkei ist der Schauplatz, sondern die Steppen und Bergregionen Vorderasiens und ihre Mythen- und Sagenwelt. Mungan schlägt den Bogen zur Gegenwart, indem er die Suche nach Identität und eine freie Sexualität thematisiert. Mungan versteht es meisterhaft, die Beziehungen zweier Menschen bis ins Feinste psychologisch auszuloten, die Sprache ist bildhaft, anspielungsreich, poetisch. Fröhlich machen diese Erzählungen nicht. Sie wirken eher traurig, manchmal zeitlos, dann ganz gegenwärtig oder historisch. Aber: Sie tragen Hoffnung in sich.«
»Der Autor verleiht den so unterschiedlichen Paaren in diesen Erzählungen ganz neue Dimensionen, verbindet Mythos mit Realität und Tradition mit Moderne. In einer oft poetischen Sprache schildert er die Nöte von Freunden, von Feinden, eines Liebespaares, Herr und Diener sowie Todesengel und Mensch.«