»Auch westliche Krimileser zwingt die Ambivalenz der Hauptfigur zum Nachdenken, sei es auch nur darüber, wie problemlos wir uns meist mit den unzähligen Kommissarinnen, Polizisten, mit Kommissaren befreundeten Dedektivinnen, ermittelnden Journalisten unserer Krimis identifizieren. Schon deshalb lohnt es sich, abgesehen von seinem unbestrittenen Unterhaltungswert, das Buch zu lesen.«
Simone Gysin, Sektor Erziehung, Basel
»Ahmet Ümit hat keine der üblichen klassischen Arbeiten des Genres geliefert, sondern einen Polit-Krimi, der offenkundig viel Autobiografisches aufarbeitet. Ümit war in seiner Jugend Anhänger der revolutionären Linken und hat sich später vom radikalen Gedankengut jener Jahre entfernt. Sein Held Sedat, der für den Geheimdienst arbeitet, gerät auf der Suche nach seiner verschwundenen Geliebten Mine in den Dschungel von Korruption, Gewalt, Halbwelt und politischem Gangstertum, für das die Türkei in der Mitte der Neunzigerjahre mit Skandalen genug Anschauungsstoff lieferte. Die Kategorien von Gut und Böse geraten durcheinander, der Roman wird zum Kaleidoskop einer zerrissenen Gesellschaft, deren Ordnung – für die der Protagonist arbeitete – auf (moralisch) tönernen Füßen steht.«
Wolfgang Günter Lerch, Frankfurter Allgemeine Zeitung, Frankfurt a.M.
»Der spannende Thriller führt durch ein kosmopolitisches Istanbul, in verschiedene Milieus und in die jüngste Geschichte des türkischen Staates: Dabei verknüpft Ümit geschickt die Charakterstudie eines alternden Polizisten mit der Kritik an erstarrten Strukturen in Polizei und Geheimdienst. Das überraschende Ende verblüfft selbst hartgesottene Krimileser.«
»Ümit wagte das Undenkbare: Zum ersten Mal stellte ein türkischer Autor den allmächtigen türkischen Geheimdienst ins Zentrum eines Romans.«
S.I.M. Kultur, Wien
»Der Schriftsteller forscht nach dem Nerv der türkischen Gesellschaft, nach undemokratischen und archaischen Mustern, und es gelingt ihm, diesen zu treffen und bloßzustellen. Sein Kriminalroman geht weit über das hinaus, was ein Krimi oft vermag: zu unterhalten, zu gruseln und bestenfalls ein wenig an den alten Gemäuern des Staates zu rütteln. Ümit jedoch erschüttert ihn in seinen Grundfesten.«
Iizk , Zenith - Zeitschrift für den Orient, Hamburg
»Ahmet Ümits Hauptfigur Sedat ist ein eiskalter Geheimdienstmann. Er hat gelogen, falsch ausgesagt, er hat gefoltert und getötet. Er hat das alles getan, weil er glaubte, seinem Land damit zu dienen.«
Simone Hamm, Deutschlandfunk, Köln
»In diesem spannenden Thriller, der ein sensationell überraschendes Ende hat, entwickelt Ümit anhand eines individuellen Schicksals ein politisches Panorama der Türkei. Bei der Lektüre bekommt man eine Ahnung vom Funktionieren des sogenannten ›tiefen Staats‹, einer Art Schattenstaat in der Türkei, an dem Geheimdienst, Reaktionäre und Mafiosi aller Art beteiligt sind.«
Wolfgang Bortlik, 20 Minuten, Zürich
»Die Absurdität der Wirklichkeit wird von Ahmet Ümit mehrfach in Traumsequenzen geschildert, sodass reales Geschehen und Träume oft unvermittelt ineinander übergehen. Beschrieben wird ein Klima der Bedrohung, und darin zeigt sich, dass Existenzangst in einer Gesellschaft im Umbruch damit kompensiert wird, dass man den mutmaßlichen, oft imaginierten Feind jagt.«
Monika Carbe, Neue Zürcher Zeitung
»›Nacht und Nebel‹, angesiedelt im beklemmenden Milieu des Geheimdienstes, schildert sehr lebendig das soziale Milieu der Achtzigerjahre. Spannende Unterhaltung bis zum Schluss ist garantiert!«
Regina Karachouli, Sächsische Zeitung
»Die Suche nach seiner verschollenen Freundin führt einen Geheimdienstmitarbeiter in die Gassen der geschichtsträchtigen Bezirke von Istanbul, deren Bewohner durch den gesellschaftlichen auch einen zwischenmenschlichen Wandel erleben. Sein Abenteuer stürzt ihn in eine innere Leere.«
Gülcin Wilhelm, Das Parlament, Berlin
»Der Leser, der Sedat folgt, erfährt nicht nur so manches über die Richtungskämpfe innerhalb des türkischen Geheimdienstes, er gerät auch in einen gesellschaftlichen Sumpf. Kinderhandel in den Hinterhöfen Istanbuls ist da ebenso Thema wie außergerichtliche Hinrichtungen. Die Schattenseiten der türkischen Gesellschaft kennt Ahmet Ümit aus eigener Beobachtung.«
»Ahmet Ümit benutzt die Gattung des Kriminalromans, um auf literarisch hohem Niveau Gesellschafts- und Sozialkritik zu üben. Das schockierende und völlig unerwartete Ende beweist, dass Ümit kein Autor ist, der sich mit herkömmlichen Plots abgibt. Ein Autor, den es zu entdecken gilt! Ein Buch, das einem unter die Haut geht!«
Nevfel Cumart, Nürnberger Nachrichten
»Sedat forscht und ermittelt, wir folgen ihm dabei, durchstreifen so die Gefilde des Istanbuler Alltags, verfolgen Geheimdienstarbeit, begeben uns in erkaltete Ehebetten und so weiter und so fort. Mehr und mehr wird dieser Kriminalroman zu einem Psychogramm Sedats – und darüber hinaus zu einem Bild der türkischen Gesellschaft. Die Ambivalenz dieser Gesellschaft, die bekanntlich in vielerlei Hinsicht zwischen Tradition und Moderne, zwischen Demokratie und Despotismus schwankt, spiegelt dieser Roman in der Person des Geheimdienstlers, der eben kein Folterer und Schlächter ist, sondern ein Mensch mit vielen, zum Teil sich widersprechenden Eigenschaften. ›Nacht und Nebel‹ ist nicht nur eines der herausragenden Werke der türkischen Gegenwartsliteratur, sondern ambitionierte Spannungsliteratur auf internationalem Niveau.«
»Auf der Suche nach der Wahrheit gerät Sedat in ein Spiegelkabinett, das sein Weltbild bis zur Unkenntlichkeit verzerrt. Ahmet Ümit schildert einfühlsam die schwärenden Konflikte der türkischen Metropole – und einen Teil seiner persönlichen Geschichte. Während fast fünfzehn Jahren war Ümit Mitglied einer Untergrundbewegung, die das Militärregime bekämpfte. Heute widmet er sich schreibend brisanten gesellschaftspolitischen Themen.«
»Auf drei Ebenen angelegt, die sowohl für die jüngste Vergangenheit als auch für die Zukunft der Türkei stehen können, zeigt der Roman einen Ausschnitt aus der gegenwärtigen türkischen Realität. Spannungen und Richtungskämpfe innerhalb des türkischen Geheimdienstes werden dabei ebenso offen geschildert wie gesellschaftliche Probleme der Minderheiten in der Türkei bis hin zu außergerichtlichen Hinrichtungen und Kinderhandel in den Hinterhöfen des Istanbuler Stadtteils Beyoglu.«
Adelbert Reif, Die Tagespost, Würzburg
»Ümit erzählt die Geschichte des Geheimpolizisten Sedat, der einst voller Überzeugung angetreten ist, jene zu jagen, die offiziell als terroristische Staatsfeinde gelten. Doch dann wird sein Weltbild brüchig, Zweifel nagen an dem Mann, der bisher so locker zwischen seinem Leben als Folterer und Familienvater gependelt ist. Nebenbei führt Ümit seine Leser in düstere Istanbuler Gassen, wo Päderasten kleine Jungen verführen, er beschreibt, wie Geschäftsleute die griechische Minderheit ausnutzen, wie sich Rückkehrer aus Deutschland anpassen und Frauen nach eigenen Lebensentwürfen suchen – schon ist man mittendrin in dieser Gesellschaft.«
»Spannungen und Richtungskämpfe innerhalb des Geheimdienstes werden ebenso offen geschildert wie Probleme der Minderheiten in der Türkei bis hin zu außergerichtlichen Hinrichtungen und Kinderhandel in den Hinterhöfen des Istanbuler Staddteils Beyoglu. Ein Buch über die Auflösung von Kategorien wie ›Gut‹ und ›Böse‹ in unserer Zeit.«
Adalbert Reif, Die Tagespost, Würzburg
»Ein herausragender Roman. Ahmet Ümit, der lange Zeit im Untergrund gearbeitet hat, hat mit ›Nacht und Nebel‹ keinen politischen Thriller geschrieben. Die sich nur langsam stabilisierende Situation in der Türkei der Neunzigerjahre taucht nur in Anspielungen auf: Während die ›blutigen Bilder‹ in den Fernsehnachrichten ohne konkreten Inhalt bleiben, wird ein Polizist ›in den Osten‹, also nach Kurdistan versetzt, und die Jagd auf ›armenische Terroristen‹ versteckt sich in einem Nebensatz. Das alles ist nur der Hintergrund für das Schicksal eines in die Jahre gekommenen Sicherheitspolizisten, der seiner traurigen Ehe durch eine unmenschliche Arbeit entkommen will und sich dann aus der Arbeit in die Affäre mit einer jüngeren Frau flüchtet. Doch jede Flucht endet dort, wo sie begonnen hat; auch Sedat muss das erkennen. Als der Nebel sich lichtet und er in einer albtraumhaften Szene die Antworten auf seine Fragen bekommt, hat er keine politische Verschwörung aufgedeckt, sondern nach und nach die grausame Wahrheit über seine eigene Beteiligung am Tod der Geliebten erfahren.«
»Ein wirklich gutes Buch an der Grenze zwischen Persönlichkeitsstudie und Krimi, das Lust auf weitere Bücher dieses Autors und der türkischen Gegenwartsliteratur im Allgemeinen macht.«
»Der Autor entfaltet die Geschichte, indem er Schritt für Schritt das Rätsel löst und uns dabei atemlos mitreißt. Wie bei einer Treibjagd, die sich in einem überraschenden Ende entlädt.«
Vedat Günyol