Auf einem klapprigen und krächzenden Motorboot fährt Gaviero Maqroll flussaufwärts durch den Dschungel des Xurandó, um sich im Holzhandel zu versuchen. Mit an Bord ist ein merkwürdig anmutendes Quartett: ein ständig im Alkoholdunst wabernder Kapitän, ein wortkarger, unzugänglicher Maschinist, ein zwielichtiger Lotse und ein hünenhafter slawischer Mitreisender.
Auf der Suche nach dubiosen Sägewerken dringt Maqroll immer tiefer ein in das Labyrinth der Wasserläufe. Die drückende Schwüle des Dschungels lähmt seine Gedanken und lässt ihn in Erinnerungen an seine zurückgelassene Geliebte versinken. Zwischen Tagtraum und Delirium scheint er sein Ziel immer mehr aus den Augen zu verlieren.
Als das Schiff des Gaviero Maqroll wegen finanzieller Schwierigkeiten beschlagnahmt wird, strandet er beinahe mittellos in Panama. Notdürftig kommt er über die Runden, zieht von einer miserablen Unterkunft zur nächsten – bis er die abenteuerlustige Ilona trifft. Schon bald wird sie zur Freundin und Geliebten, und kommt schließlich auf die rettende Idee: Gemeinsam eröffnen sie ein Bordell in der Bucht von Panama, die Villa Rosa.
Es beginnt eine außergewöhnliche Liebesgeschichte, die durch die Ankunft der geheimnisvollen Larissa eine unwiderrufliche Wende erfährt.
Maqroll lässt sich in einem gottverlassenen südamerikanischen Kaff nieder, in dem Flusshafen La Plata, irgendwo nahe der kolumbianischen Küste. Er freundet sich mit einer blinden Gastwirtin an, die über Land und Leute so einiges zu erzählen weiß, und findet eine vertrauensvolle Geliebte.
Schließlich lässt er sich auf ein scheinbar lukratives Geschäft ein: Mit Maultieren soll er Kisten in die Berge transportieren, auf einer Wanderung entlang reißender Flüsse und faszinierender Vegetation. Der Inhalt der Kisten jedoch durchbricht seine melancholische Reise und katapultiert ihn zwischen die Fronten von Militärs und Guerillas, die ihre Kämpfe auf dem Rücken der Bevölkerung austragen. Immer tiefer gerät er in ein Komplott, aus dem er sich kaum mehr zu befreien vermag.
In so unterschiedlichen Häfen wie dem winterlichen Helsinki und dem karibischen Kingston begegnet Gaviero Maqroll immer wieder demselben Schiff: einem heruntergekommenen Tramp Steamer, ein Frachtschiff, das ohne feste Routen über die Weltmeere schippert. Auf einer Flussfahrt trifft er schließlich auf den ehemaligen Kapitän des Frachters, der ihm eine eigenartige Geschichte erzählt. Von der jungen libanesischen Reederin Warda Bashur, die sich in den Kopf gesetzt hat, einen geerbten Tramp Steamer von zweifelhafter Seetüchtigkeit als Frachtschiff zu betreiben. Von einem baskischen Kapitän, der sich auf das ungewöhnliche Abenteuer einlässt. Und von einer Liebe, die nur andauern kann, solange der Tramp Steamer über die Meere vagabundiert.
Fernab seines schützenden und rauen Elements, des Wassers, sucht Maqroll in den Schluchten der kolumbianischen Anden nach seinem Glück. In der Mine Amirbar, benannt nach dem Stöhnen, das die Luft erzeugt, wenn sie ihre Höhlen betritt, schürft er nach Gold. Einzig in Gesellschaft des Hellsehers Eulogio und der fremdartigen Antonia stellt er sich der harten, einsamen Arbeit. Doch viel leichter als ihre Schätze gibt die Erde die Zeichen der Grausamkeit ihrer Bewohner preis. Nach und nach führt ihn seine Suche nach Gold und Liebe an einen Abgrund, den er noch Jahre später vor sich sieht.
Seit Gaviero Maqroll und der Libanese Abdul Bashur vor Jahren in Port Said das erste Mal miteinander Geschäfte gemacht haben, verbindet die beiden Männer eine unverbrüchliche Freundschaft. Immer wieder kreuzen sich ihre Wege. Den rastlosen und ehrenhaften Abdul Bashur treibt die Sehnsucht nach dem Schiff seiner Träume, der er um die halbe Welt folgt. Dabei werden er und Maqroll vorübergehend Millionäre, transportieren mit einem Fährschiff muslimische Pilger nach Mekka, begegnen einer Inkarnation des Bösen und verlieren beinahe ihr Leben. Und nicht zuletzt sind es die Frauen – oder besser die eine Frau –, die ihre Spuren auf Abdul Bashurs Lebensweg hinterlassen.
Gaviero Maqroll blickt zurück auf etliche Seereisen, verschlungene Wege, Abenteuer und Weggefährten, die ihre Spuren in seinem Leben hinterlassen haben. Seine größte Herausforderung begegnet ihm jedoch nicht auf den Planken eines Schiffes, sondern in einem französischen Dorf in der Gestalt eines Kindes.
Als sein langjähriger Freund und Schicksalsgenosse Abdul Bashur tödlich verunglückt, muss er plötzlich als Vaterersatz für dessen fünfjährigen Sohn einspringen. Die Gesellschaft des unschuldigen Kindes eröffnet ihm eine ganz neue Sicht auf eine Welt, die er doch so gut zu kennen glaubte.
»Eine wunderbare Erzählung, exotisch und vertraut, voller Poesie und in zeitloser Sprache geschrieben.«
»Es ist ein großer Verdienst des Schweizer Unionsverlages, die sieben Maqroll-Romane des kolumbianischen Meisterautors in einem einzigen Band – und obendrein in guter Übersetzung – herausgebracht zu haben. Prädikat höchst empfehlenswert.«
»Ein wunderbares Schmökerpaket!«
»Die literarisch anspruchsvollen Texte stoßen sicherlich nicht nur bei Fans lateinamerikanischer Literatur auf Interesse.«
»Natürlich macht Mutis auch die Gewalt zum Thema, als Kolumbianer könnte er kaum anders. Aber mehr noch als ein Kritiker ist er ein Melancholiker. Sein Land sieht er durch die Herausforderungen der ›Modernität‹ bedroht – so äußert er es in Interviews, und im Geiste dieses Vorbehalts schreibt er auch seine Romane. Mitten in das gereifte 20. Jahrhundert gesetzt, atmen sie einen Geist der Freiheit und Zeit-Enthobenheit, einen Sinn für den Charme der Tropen, den man nicht allzu oft antrifft in der lateinamerikanischen Gegenwartsliteratur. Maqroll ist ein moderner Nachfahre des Fliegenden Holländers. Aber als ehemaliger Bewohner des mitunter kühlen Europa weiß er um den Charme der lauen karibischen Brisen. In ihnen zu dümpeln, ist das härteste Schicksal nicht.«
»Seit dem Erscheinen des ersten Teils im Jahre 1986 sind die sieben kurzen Maqroll-Romane zu Kultbüchern einer kleinen weltweiten Fangemeinde avanciert und liegen nun erstmals in einer Gesamtausgabe vollständig auf Deutsch vor.«
»Im Olymp der legendären Vagabunden, die zu Lande und zu Wasser die Welt der Literatur bevölkern, ist ein Neuling zu begrüßen. Zwischen Don Quijote, dem Ritter von der traurigen Gestalt, und Kapitän Ahab, dem rastlosen Moby-Dick-Jäger, hat auf leisen Sohlen ein heimatloser Nomade des 20. Jahrhunderts Platz genommen: der melancholische Abenteurer Gaviero Maqroll.«
»Heute, nachdem jahrzehntelang Ratgeber für alle Lebenslagen das Siegen und Gelingen propagiert haben, mag in Vergessenheit geraten sein, was für eine großartige poetische und humane Sache das Scheitern ist. Darum keine Angst: Dieser Maqroll ist kein flauer Stümper. Ganz im Gegenteil! Nur dass er es sich mit all seinem Mut immer schwer machen muss. Darum führen ihn seine Expeditionen zielsicher stets dorthin, wo Abgründe sichtbar werden und die seelsorgerischen Trostsprüche aller Art verhallen. Álvaro Mutis erinnert uns – wie jeder große Autor – daran, dass es in den wirklich bedeutenden Abenteuergeschichten um mehr geht als um aufregende Ereignisse, nämlich um eine Haltung zur Welt, ja um die Dramatik eines ganzen Lebens. Die sieben Maqroll-Romane sind einzigartig, fesselnd und von völlig eigener Poesie. Und ihr Autor ist ein skeptischer Existentialist, der formvollendet mit jenem Zauber zu spielen weiß, der vom Erzählen ausgeht.«
»Mutis erzählt mit einem einzigartigen Ton gleichbleibender Ruhe, der eine sinnliche Gelassenheit innewohnt, die einen als Leser süchtig nach immer mehr macht. Märchen, die das Leben schrieb und die mit realistischer Schärfe ins Bild gebracht werden. Das ist ein Fest für Leser – auch für solche, die sonst nichts mit Abenteuerliteratur am Hut haben.«