Álvaro Mutis, geboren 1923 in Bogotá, ist einer der bedeutendsten Lyriker und Romanciers Lateinamerikas. Einen Teil seiner Kindheit verbrachte er in Brüssel, kehrte jedoch jedes Jahr nach Kolumbien zurück – das Land ist die Inspirationsquelle seines Schreibens. Seit 1956 lebte der Autor in Mexiko. 2001 wurde er mit der angesehensten literarischen Auszeichnung der spanischsprachigen Welt, dem Premio Cervantes, geehrt, sowie 2002 mit dem Neustadt-Literaturpreis. Álvaro Mutis starb 2013 in Mexiko-Stadt.
Der kolumbianische Lyriker und Romancier Álvaro Mutis wurde 1923 in Bogotá geboren, verbrachte jedoch als Sohn eines Diplomaten einen Teil seiner Kindheit in Brüssel, wo er ein Jesuitenkolleg besuchte. Jedes Jahr reiste die Familie nach Kolumbien, um die Ferienwochen auf der Kaffeeplantage des Großvaters zuzubringen. Dazu Mutis: »Alles, was ich geschrieben habe, ist dazu bestimmt, diesen Winkel der tierra caliente zu feiern und zu verewigen. Der Stoff meiner Träume, meine Nostalgien, meine Ängste und meine Schätze entspringen diesem Ort. Es gibt keine Zeile in meinem Werk, die nicht versteckt oder explizit mit dieser grenzenlosen Welt – die für mich diese Ecke der Region Tolima in Kolumbien darstellt – verbunden ist.«
1956 ließ sich Mutis in Mexiko-Stadt nieder und arbeitete in den verschiedensten Berufen, meist in der Öffentlichkeitsarbeit für die Erdölindustrie und später auch für die Filmbranche. Sein erster Lyrikband war bereits 1948 in Bogotá erschienen: »Carlos Patiño und ich publizierten einen kleinen Band mit unseren Gedichten mit dem Titel La Balanza (Die Waage). Wir verteilten die Bände eigenhändig an unsere Buchhändlerfreunde am 8. April 1948. Am nächsten Tag war unsere Publikation aufgrund eines Feuers vergriffen. Am 9. kam es zum blutigen Massenaufstand, dem ›Bogotazo‹. Das Stadtzentrum wurde von wütenden Anhängern des Präsidentschaftskandidaten Jorge Eliécer Gaitán in Flammen gesetzt, nach dessen Ermordung in der Hauptstadt.«
Weitere Gedichtbände folgten, die meist um Mutis’ erzählerisches Alter Ego kreisen, um Maqroll den Gaviero, diesen philosophischen Abenteurer und belesenen Seefahrer mit Zügen von Don Quijote. Erst viele Jahre später entwickelten sich aus den Prosapoemen die bekannten Romane um Maqroll.
Mutis’ Werk wurde mit vielen internationalen Preisen ausgezeichnet, darunter 2001 mit dem angesehensten Literaturpreis der spanischsprachigen Welt, dem Premio Cervantes, sowie 2002 mit dem Neustadt-Literaturpreis.
Álvaro Mutis starb 2013 in Mexiko-Stadt.
»Mit Maqroll schuf der kolumbianische Lyriker und Romancier Álvaro Mutis eine Figur, die sich elegant über die Bühne der Weltliteratur bewegt, um in vielen Gedichten und sieben Romanen großartig und poetisch zu scheitern.«
»Mutis ist ein Dichter, wie es im Spanischen nur wenige gibt: Reich, aber ohne Prahlerei und Verschwendung. Der Drang, alles zu sagen, und die Gewissheit, dass man nichts wirklich sagen kann. Die Liebe zum Wort, die Verzweiflung vor dem Wort, der Hass auf das Wort: Das sind die Pole seines Schreibens.«
»Sicher hat Àlvaro Mutis unzählige Male den Zwang zum Gelderwerb verflucht. Unzählige Stunden verbrachte er auf Reisen in eintönigen Hafenstädten oder schüttelte fremde Hände in den Jahren, als er die Public Relations Abteilung der Standard Oil in Kolumbien leitete. Danach arbeitete während 23 Jahren in Mexico City im Medienzirkus als Sales Manager für die Fernsehproduktionen verschiedener Hollywood-Filmgesellschaften. Doch wie hätte er ohne diese weitläufige Brotarbeit eine so verblüffende Vertrautheit mit dem Leben auf den Schiffen und in den Häfen gewinnen können, diese stupende Kenntnis geografischer und kulinarischer Eigenheiten, die seine Maqroll-Romane auf der ganzen Welt zu einer so faszinierenden Lektüre machen? Sie entstanden wie im Rausch einer aufgestauten Inspiration, als Mutis schon in seinen Sechzigern war, und brachten ihm weltweit Achtung und Anerkennung.«
»Die letzten Einsichten in die Abgründe der menschlichen Natur holte er sich hinter Gittern. Weil er Firmengelder für politisch Verfolgte zweckentfremdete, landete Mutis für 15 Monate im Gefängnis. ›Ich saß dort mit den schlimmsten Kriminellen, die man sich vorstellen kann‹, sagt er. ›Doch sie haben mir die wichtigste Erkenntnis meines Lebens vermittelt, die auch das Leitmotiv von Maqroll geworden ist: Nimm die Menschen, wie du sie erlebst, und richte nie über das, was sie getan haben.‹«
»Einen wirklich großen Autor hat man hier vor sich, einen, dessen Werk sich durchaus mit dem von García Marquez messen lassen kann. Dabei benutzt Mutis selten surreale Elemente oder phantastische Motive, für die der Magische Realismus berühmt geworden ist. Seine Geschichten entstammen eher den Welten eines Jack London oder Joseph Conrad mit ihrer aufgeladenen Romantik mythischer Ferne, die sich durch ihren Realismus zugleich selbst entmythologisiert.«
»Mutis versteht sich auf die Kunst, spannende Handlung und Seelenforschung unmerklich und unauflöslich zu verquicken.«