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Zülfü Livaneli

Der Eunuch von Konstantinopel

Roman
Aus dem Türkischen von Wolfgang Riemann
»Lehrbücher des Machiavellismus gibt es viele. Mit diesem Roman kommt endlich das Handbuch zum Untertan.« Walter van Rossum, Deutschlandradio
 Taschenbuch
€ 8.90, FR 13.90, € [A] 9.20
broschiert
Vergriffen. Keine Neuausgabe
UT 235
160 Seiten
ISBN 978-3-293-20235-1

 
Eingemauert in einer Kammer seines Palasts in Istanbul wartet der Padischah, Herrscher über das Osmanische Reich, auf seine Hinrichtung. Eine Intrige seiner machttrunkenen Mutter hat ihn zu Fall gebracht. Die einzige Verbindung des Herrschers zur Außenwelt ist sein Diener, der Eunuch, der sich ein Leben lang mit Leidenschaft unterwarf und nun zum Lehrer und Meister seines gefangenen Herrn wird.

Mehr über dieses Buch

Dieser erste Roman von Zülfü Livaneli folgt der Erinnerung eines schwarzen Eunuchen im osmanischen Serail: der Erinnerung an seine Entführung als Kind aus Abessinien, an die Marter der Kastration und an seinen Aufstieg innerhalb des Harems bis an die Seite des Herrschers. Er erzählt, wie sein Herr eines Tages von der eigenen Mutter entthront und zusammen mit seiner Geliebten in einem fensterlosen Raum gefangen gehalten wird und auf den Tod wartet. Der Lieblingseunuch wird dazu auserkoren, seinem Herrn die Nahrung unter der Türe durchzuschieben.

Livaneli wählt einen historischen Schauplatz, den Topkapi-Palast in Istanbul, eine historisch verbürgte Geschichte und eine historische Figur: Sultan Ibrahim, den achtzehnten osmanischen Sultan, der am 4. November 1615 geboren wurde und als einziger überlebender, d. h. nicht ermordeter Prinz der Dynastie den Thron bestieg. Unübersehbar ist Livanelis Inspiration aus der osmanischen Literatur des 17. Jahrhunderts, wie Naîmâ und Evliya Tschelebi, die sich sowohl mit der Geschichtswissenschaft wie auch mit der Sterndeutung befassten.

Trotzdem ist dieses Buch nicht einfach ein historischer Roman; er ist sozusagen im Augenblick eines Wirbelsturms angesiedelt. Livaneli verknüpft mit den Figuren des Padischahs, seiner Mutter und des schwarzen Eunuchen vor allem eine zentrale Faszination: die Macht als absoluter und tödlicher Genuss, als Form von Willkür und Autorität. Der Eunuch dient seinem jeweiligen Herrn mit einer Bedingungslosigkeit, die religiösen Charakter annimmt. Politische Macht, aber auch körperliche Liebe fordern in diesem eingemauerten und geheimen System absolute Unterwerfung.

Der Eunuch von Konstantinopel wurde von der Balkan Literary Award Foundation 1997 als bester Roman des Jahres ausgezeichnet.

Stimmen

»Das Osmanische Reich, lange Jahrzehnte im Gedächtnisloch der Türken versunken, taucht wieder auf, und dazu haben auch Romane wie Livanelis ›Eunuch von Konstantinopel‹ beigetragen. Darin entfaltet er wie in einer Parabel ein emotional dichtes Bild von Machtgier, Willkürherrschaft und Überlebenskampf am Sultanshof. Was für ein Stoff!«

Sibylle Thelen, Stuttgarter Zeitung

»Dies ist die Geschichte eines liebenden Eunuchen. Gefühle explodieren wie ein Vulkan. Ein Roman über Düsternis und Licht.«

Yasar Kemal

»Zülfü Livaneli lädt ein zum Nachdenken, ganz nebenbei und auf elegant unaufdringliche Art.«

Sybille Thelen, Stuttgarter Zeitung

»Mit dem romantisch verklärten Bild des Harems räumt dieses Buch gründlich auf.«

Matthias Neiden, Fantasia, Passau

»Zülfü Livaneli hat seine philosophische Studie literarisch so geschickt verkleidet, dass die Lektüre ein Vergnügen ist, ein Nervenkitzel, ein erotischer Spaß im Sinne Platons. Dazu trägt auch dir ausgezeichnete Übersetzung von Wolfgang Riemann bei, die frei von Stolpersteinen ist.«

Monika Carbe, Neue Zürcher Zeitung

»Ein Kleinod aus dem Serail.«

Good life

»Livaneli versteht es, mit den Worten des kastrierten Haremshüters die ganze Grausamkeit der osmanischen Sultane wiederzugeben. Unerwünschte königliche Brüder werden im Palast zu Istanbul kurzerhand erwürgt, Köpfe rollen haufenweise. Aber auch die Faszination der höfischen Pracht, die traurige Schönheit der Haremsdamen und die Liebe des Eunuchen zuGülbeden, der Schönen aus Nizza, hat Platz in diesem herausragenden Roman.«

Thurgauer Zeitung  Online einsehen

»Das Leben als Sultan oder das Leben im Harem wird jeglicher romantischen Vorstellung beraubt.«

Theda Mirwald, Der Evangelische Buchberater

»Eine eindringliche Reflexion über Macht und Ohnmacht, Klarsicht und Wahnsinn, Leben und Tod.«

Andreas Tunger-Zanetti, Der Bund

»Zülfü Livaneli analysiert und seziert seine Figuren nach allen Regeln der psychologischen Kunst, verliebt sich mit tiefen Blick in Details, lässt sich von der osmanischen Literatur des 17. Jahrhunderts inspirieren und übt die Sterndeutung. Bei der Lektüre entsteht mit geschickten Einstellungen ein spannender Film in unserem Kopf. Zu entdecken ist ein Geheimpfad im Bücher-Dschungel. Ein Muss-Buch.«

Heinz Neidel, Nürnberger Nachrichten

»Ein historischer Roman als politische Parabel von aktueller Brisanz in der heutigen Türkei.Von solcher Sogwirkung ist diese blutige, wundersam bilderreiche Fabel zwischen Moschusdüften und dem Terror des Serail, zwischen Seiltänzern und türkischem Honig, Prunk und Grausamkeit, Lust und Verzweiflung, dass man sie nicht aus der Hand legt von der ersten bis zur letzten Zeile.«

Cornelia Zetzsche, Bayerischer Rundfunk

»In der deutschsprachigen Literatur finden wir eine solche Fülle an Intrigen, Mord, Verrat, Leidenschaft, mit dem besten Gewissen der Welt ausgeübt wohl zuletzt bei den anonymen AutorInnen des Mittelalters, denen wir Werke wie das ›Nibelungenlied‹ verdanken. Wie gut, daß es in anderen Sprachen anders ist, wie gut, daß solche Bücher übersetzt werden. Lang lebe Abessinien!«

Gabriele Haefs, Hamburg

»Das Werk hat antike Dimensionen, eine heitere Schönheit, die aber bis zum Schluss des Buches die echte Seele des Protagonisten verhüllt und damit die schrecklichste Seite seiner Versklavung. Der Roman ist voll von verblüffenden Parabeln und verspielten Details, die man nicht so leicht wieder vergisst.«

El Mundo de los libros

»Ich las das Manuskript mit Neugier und bis zur letzten Seite mit unentwegtem Genuss. Man entdeckt eine faszinierende, grausame und irgendwie verzweifelte Welt.«

Costa Gavras

»Ein einzigartiges Buch, nie habe ich etwas Vergleichbares gelesen.«

Elia Kazan

»Dem Autor sei gedankt, denn es gelingt ihm, unsere langjährigen romantischen Vorstellungen über das Leben im Harem mit einem realistischen Bild zu vertauschen.«

El País

»Ein historischer Roman und ebenso eine Parabel über Macht wie aus Tausend und einer Nacht.«

Alfred Ohswald, buchkritik.at

»Lehrbücher des Macchiavellismus gibt es viele. Hier kommt endlich das Handbuch zum Untertan. Davon handelt dieser hintergründige und atemberaubende Roman: von der Unableitbarkeit der Macht – also von ihrer Ohnmacht, die die Macht stets in den Terror treibt – Terror der Selbstbehauptung, Terror der Autorisierung.«

Walter van Rossum, DeutschlandRadio

»Die Musikalität von Livanelis Sprache und die überaus spannende Geschichte des mächtigen obersten Haremswächters ergeben eine Geschichte von großer Schönheit und Dichte.«

Nils Jensen, Buchkultur

»Die Geschichte wird gut erzählt. Sie lebt im wesentlichen von den osmanischen Thronfolgeregeln, bzw. den sich daraus ergebenden Intrigen.«

ODA Kammerzeitschrift Nr. 21
 

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Mit diesem Meisterwerk beginnt die moderne türkische Literatur: ein episches Sittengemälde der mondänen Istanbuler Oberschicht am Ende des Osmanischen Reiches.

Bibliografie

Originaltitel: Engeregin güzündeki kamasma (Istanbul, 1996)
Originalsprache: Türkisch
Erstauflage: 11.7.2002
Auflage: 1