Bachtyar Ali wurde 1966 in Sulaimaniya (Nordirak) geboren. 1983 geriet er durch sein Engagement in den Studentenprotesten in Konflikt mit der Diktatur Saddam Husseins. Er brach sein Geologiestudium ab, um sich der Poesie zu widmen. Sein erster Gedichtband Gunah w Karnaval (Sünde und Karneval) erschien 1992. Sein Werk umfasst Romane, Gedichte und Essays. Er lebt seit Mitte der Neunzigerjahre in Deutschland. 2017 wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis, 2023 mit dem Hilde-Domin-Preis ausgezeichnet.
Bachtyar Ali ist der bekannteste zeitgenössische Schriftsteller und Poet des autonomen irakischen Kurdistan. Er wurde 1966 in Sulaimaniya (Nordirak) geboren. 1983 geriet er in Konflikt mit der Diktatur Saddam Husseins, wurde bei Studentenprotesten verletzt und brach sein Geologiestudium ab. Er widmete sich der Poesie und erhielt noch im selben Jahr seinen ersten Preis für sein Gedicht Nishtiman (Heimatland). Sein erster Gedichtband Gunah w Karnaval (Sünde und Karneval) erschien 1992.
Nach dem Aufstand von 1991 und der damit verbundenen teilweisen Autonomie boten sich den Schriftstellern und Intellektuellen in den kurdischen Gebieten bisher ungekannte Artikulationsmöglichkeiten. Bachtyar Ali intensivierte seine eigene schriftstellerische Tätigkeit und widmete sich gleichzeitig der philosophischen Zeitschrift Azadi (Freiheit). Sein umfangreiches Werk umfasst Romane, Gedichte und Essays. In Kurdistan gewann er großes Ansehen durch seine unparteiische Haltung und seine offene Kritik an den politischen und sozialen Verhältnissen in seiner Heimat.
2005 kürte das Bildungsministerium des autonomen irakischen Kurdistan den Roman Die Stadt der weißen Musiker zum besten Buch des Jahres. 2009 erhielt er als Erster den HARDI-Literaturpreis, der zum größten Kulturfestival im kurdischen Teil des Irak gehört. 2014 wurde er mit dem neu eingerichteteten Sherko Bekas-Literaturpreis ausgezeichnet.
Bachtyar Ali lebt seit Mitte der Neunzigerjahre in Deutschland. 2017 wurde er mit dem Nelly-Sachs-Preis ausgezeichnet, 2023 erhielt er den Hilde-Domin-Preis.
»Bachtyar Ali ist ein Erzähler, der mit allen Wassern gewaschen ist: denen der Literatur und Literaturtheorie der Moderne, aber auch denen aus der ältesten, mythischen Quelle aller Literatur, dem Bedürfnis, Geschichten zu erzählen, um Geschichte zu erzählen, Sinn zu stiften.«
»In einer Welt der Krisen und Kriege setzt Bachtyar Ali mit seiner Literatur Zeichen der Humanität. Sein Werk und seine Biografie sind geprägt vom Krieg im irakischen Kurdistan. Als sprachmächtiger, fabelhafter Erzähler verwandelt er die Gewalt und das tausendfache Morden in politische Parabeln, in bildstarke Märchen, in Weltliteratur voller Magie, ohne das Grauen des Krieges zu verharmlosen oder gar zu verschweigen. Seine Romane sind ein Epitaph für die Opfer, eine große Erzählung von Freundschaft, Verrat und Leid, von der Suche nach Wahrheit, Aussöhnung ohne Vergeltung und vom Überleben mit und durch Geschichten.«
»Ein Schriftsteller, der das Politische mit dem Poetischen zu einer einzigartigen Erzählsprache verbindet.«
»Seine Bücher bringen zur Sprache, worüber in Kurdistan nicht geredet werden kann. Auf packende Weise und mit fantastischen Mitteln verschafft er dem Individuum einen Freiraum gegenüber den Ansprüchen einer brutalisierten Gesellschaft.«
»Bachtyar Alis Essays sind zeitgeschichtliche Preziosen, verbunden mit politischen und gesellschaftlichen Betrachtungen, verflochten mit seinen ganz persönlichen Erfahrungen. Er hat ein tiefes Verständnis für Literatur, für das Lesen und das Schreiben und fühlt sich dabei umhüllt von seiner ureigensten Sprache, seiner ersten Sprache, wie er sie nennt. Er öffnet uns neue Horizonte aus dem Dickicht des Hausgemachten und des Eingemachten. Er bringt Vielfalt in die so häufige Einfalt. Das ist in der Welt des heutigen literarischen und journalistischen Einheitsbreis ein großer Verdienst.«
»Bachtyar Ali schaut in seinen Werken tatsächlich nicht nur liebevoll auf die verstörten Opfer, sondern zeigt, ohne irgendetwas zu entschuldigen, wie fließend die Grenzen zwischen Opfer und Täter werden können, und ringt so um einen neuen Begriff von Gerechtigkeit, der das Individuum und seine Verantwortung ernst nimmt.«
»Seine traumhafte poetische Sprachumsetzung macht die Lektüre seiner Bücher zu einem sprachlichen Hochgenuss. Sie sind Solitäre in der Buchlandschaft.«
Bachtyar Ali als Essayist – Über die Wurzeln von Stillstand und immerwährendem Kriegszustand in der »orientalischen Welt«.