Eine junge Frau mitten im Indischen Ozean. Die Wellen sind erbarmungslos, ihre Kräfte lassen nach. In einem letzten Aufbäumen will Anguille jeden Augenblick ihres Lebens noch einmal auskosten.
Sie erinnert sich an den Seemandelbaum in ihrer Heimatstadt, unter dem die alten Männer Backgammon spielen. An die Fischer, die sich um ihre Kunden streiten wie alte Waschweiber. An ihren allwissenden Vater, der jedes Fitzelchen Zeitung liest, was ihm in die Hände fällt. An ihre rebellische Schwester, die mit ihren Freunden durch die Gassen zieht. Und vor allem an Vorace, dieser umwerfende Vorace, der sie fast um den Verstand gebracht hat.
Doch jetzt hat Anguille keine Zeit mehr zu verlieren. Sie zieht uns hinein in den Strudel ihres Lebens – und in die Tiefe des Meeres.
Anguille klammert sich an einen Benzinkanister, sie treibt auf dem offenen Meer, ihre Kräfte schwinden. Sie weiß, dass ihr kaum Chancen bleiben. Keine, außer, zu erzählen. Wie in 1001 Nacht bekräftigt sie im Sprechen ihr Leben, führt sich noch einmal ihre Geschichte vor Augen und wie es dazu kommen konnte, dass sie nun den Wellen ausgeliefert ist. Ja, sie hat gelebt, kurz, aber intensiv, und sie erinnert sich an ihr Leben, das sie »Schauspiel« nennt, an die Geschichtenenerzähler unter dem Seemandelbaum ihrer Heimatstadt, wo es auf Fragen keine Antworten, sondern nur eine weitere Frage gibt, an die Fischer, deren Abfahrt und Ankunft sie täglich vom dach ihres Hauses beobachtete, besonders an den einen Fischer, der ihrem leben eine Wendung gab; sie spricht von ihrem Vater, der alles wusste, ihrer Schwester, ihrem Gegenstück, ihrer Tante Tranquille, die viel zu lange still gewesen war.
Eine Geschichte mitten aus dem Indischen Ozean, lebendig und intensiv erzählt von einer Heldin, die keine Zeit zu verlieren hat.
»Die Kraft und der Zauber des Buches liegen ganz in Anguilles Stimme, die Zamir mit einer Liebe und Lust modelliert, die auch den Übersetzer Thomas Brovot zu einer Glanzleistung inspirierte. Ihre Sprache strömt, wirbelt und funkelt wie bewegtes Wasser, unwiderstehlich. Das Mädchen lässt sich von den peitschenden Wellen weder den Schneid noch den Witz abkaufen, reißt einen mit, direkt ins Leben einer Insel, die man eben noch auf der Weltkarte suchen musste. Anguille bäumt sich auf, kurz bevor ihre Kräfte schwinden, und für einmal glaubt man zu begreifen, was untergeht, wenn ein Mensch ertrinkt.«
»Ali Zamir lässt Anguille von der Schönheit ihrer Insel erzählen, den Bergen, der Altstadt, dem Hafen, den Fischern, dem Meeresrauschen. Aber die Armut treibt viele Menschen in Kwassa Kwassas, kleinen Booten, übers Meer. Anguille wird nie in Mayotte landen. Ein atemloser Bewusstseinsstrom, ein Buch, das man nicht vergisst.«
»Ungewöhnlich, atemlos, packend bis zum Schluss.«
»Ein packender, tragischer Roman, der dennoch voll Humor ist und uns in eine Welt voller geheimer Sehnsüchte, Verrat und Lebensweisheiten eintauchen lässt. Sehr zu empfehlen.«
»Eine große, zeitlose Geschichte über menschliches Leid und das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben.«
»Gebannt folgt man der mäandernden, frechen und lebensklugen Erzählung von Anguille. Im Kampf gegen das Ertrinken lässt die junge Frau ihr kaum zwanzigjähriges Leben mit einer Intensität Revue passieren, die uns hineinzieht in einen mächtigen Erzählstrom.«
»Eine atemlos und von Lebenshunger strotzende Lebens- und Liebesgeschichte.«