Schon als Mädchen vertraut Nieve ihrem Tagebuch an, was sie niemandem zu erzählen wagt. Sie wächst mit ihrer schrägen Hippie-Mutter und deren schwedischem Freund in Cienfuegos auf. Das unbeschwerte Leben findet ein jähes Ende, als das Sorgerecht ihrem gewalttätigen, alkoholkranken Vater zugesprochen wird und Nieve zu ihm in die Berge ziehen muss. Es beginnt eine Zeit der Demütigungen, des Hungers und der Schläge.
Sieben Jahre später ist das Tagebuch noch immer Nieves bester Freund und ihr bestgehütetes Geheimnis. Sie ist mit ihrer Mutter nach Havanna gezogen, und ihr Haus wird zum Treffpunkt von Intellektuellen und Künstlern. Hier werden die gesellschaftlichen und politischen Ereignisse der achtziger Jahre diskutiert, wie die ersten großen Flüchtlingswellen oder der Zustand der Revolution. Nieve studiert Malerei; sie sucht nach ihrem künstlerischen Ausdruck und nach ihrem Platz im Leben.
Um sie herum wollen alle nur eines: weg von der Insel. Als erster geht der Vater, dann der Schwede, aber auch Freunde und Bekannte, Nieves erste Liebe. Die einen flüchten, andere können aufgrund von Privilegien frei ein- und ausreisen. »Nur sie allein« bleibt auf der Insel zurück.
Mit einer unkindlichen Distanz berichtet Nieve in einer knappen, aber umso eindringlicheren Sprache von familiärer und sozialer Gewalt. Ein undogmatischer, schonungsloser Blick in den kubanischen Alltag der siebziger und achtziger Jahre.»Ein in kühler Distanziertheit geschriebener, doch ungemein aufrüttelnder Roman. Sehr zu empfehlen.«
»Als Entwicklungsroman sind die Tagebücher der Nieve spannend zu lesen und vermitteln eine ereignisreiche persönliche Geschichte. Informationen erhalten die Leser als Puzzleteile. Ein anspruchsvolles und lesenswertes Buch.«
»Guerra vermittelt viel von einer Generation, die im Kulturleben der Insel die letzte war, die zu Beginn ihrer Laufbahn noch an Öffnung und Erneuerungsfähigkeit des politischen Systems aus sich selber heraus glaubte und sich entsprechend verhielt – und einen hohen Preis dafür zahlte: den Gang ins Exil.«
»Als einzige Autorin der jüngeren Generation, die auf der Insel geblieben ist, hat sich Wendy Guerra an ein derart kritisches Gesellschaftsbild von der Revolution gewagt. Ihre Tagebuch-Aufzeichnungen einer Heranwachsenden sind eines der bedrückensten Bücher der kubanischen Literatur der letzten Zeit.«
»Einfühlsam, hingebungsvoll und leidenschaftlich lebt Nieve auf den Seiten ihres Tagebuchs weiter, vom kleinen Mädchen bis zur erwachsenen Frau, immer auf der Suche nach ihrem Platz im Leben.«
»›Alle gehen fort‹ erzählt von Schmerz und Hoffnung, von Träumen und Misserfolgen, von Versuchen und Versagen. Von einer Welt, die uns unmöglich erscheint, tatsächlich aber das täglich Brot der Kubanerinnen und Kubaner ist – oder besser, das fehlende täglich Brot.«