Miguel Ángel Morgado treibt sich im Vorhof der Hölle herum: im Norden Mexikos, in Baja California, wo die Erste auf die Dritte Welt prallt. Wo auf beiden Seiten der Grenze die Korruption blüht, wo die Geheimdienste ihre schmutzigen Spiele spielen, wo nackte Gewalt herrscht. Und wo die Beatniks einst glaubten, ihr gelobtes Land gefunden zu haben. Morgado, der eigentlich Anwalt für Menschenrechte ist, kann das Chaos nicht aufräumen, aber hin und wieder für ein bisschen Gerechtigkeit sorgen, die mit Legalität nicht unbedingt zu tun haben muss.
Gabriel Trujillo Muñoz definiert die mexikanische Kriminalliteratur inmitten von Hitze, Staub und grandioser Landschaft neu: farbenfroh, kräftig und mit neuem Blick auf eine heiße Region, die mehr ist als nur eine Grenze zwischen zwei Staaten.
»Gabriel Trujillo Muñoz führt uns in vier eindrucksvollen Kurz-Krimis ein düsteres Mexiko vor, in dem die Prostitution blüht, Geheimdienste und Gangster ihre schmutzigen Spiele treiben und normale Menschen schnell unter die Räder kommen.«
»Der Erzähler verbindet schnelle Schnitte mit langen Dialogen, realitätsnahe Handlungen mit Lokalkolorit aus der Gegend um Mexicali und Tijuana. Gerade hier liegt die Stärke der Morgado-Stories, gepaart mit Reflexionen über Mexikos Wesen und Seele und kulturelle Bandbreite und das allseits komplizierte Nachbarschaftsverhältnis zu den Gringos (›wie eine unglückliche Ehe – Scheidung ausgeschlossen‹). Dazu gesellen sich Sarkasmus, Situationskomik, hintergründiger Humor. Das Schönste von Mexicali seien die Kakteen, heißt es in einem Dialog. Noch schöner: ein Morgado-Buch wie dieses im Schatten oder im Hotelzimmer. Oder einfach daheim.«
»Das Verfassen von Kurzgeschichten, Kurzromanen ist eine heikle Angelegenheit, aber Trujillo Muñoz versteht sein Handwerk. Die Charaktere sind rasch gezeichnet, der jeweilige Plot wird präzise skizziert und die Geschichten gewinnen schnell an Fahrt. In einer trockenen, schnörkellosen Sprache werden wie nebenbei Fakt und Fiktion miteinander verwoben.«
»Wenn dann neben Toten, Verschwundenen und illegalen Auswanderern auch noch die Rede vom Beat-Autor und Waffennarr William S. Burroughs ist, der in einer nachgestellten Apfelschussszene aus dem ›Tell‹ in dieser Gegend seine Frau erschoss, dann wird es vollends prickelnd. Kommt dazu, dass Trujillo Muñoz so schnörkellos und realitätsnah erzählt, dass man sich als Leser selber mitten drin wähnt, im Moloch Tijuana.«
»Trujillo Muñoz’ Kriminalromane von der mexikanischen Grenze sind in ihrer Kombination von Atmosphäre, Personenzeichnung und Handlungslauf eine Entdeckung in der mexikanischen Literatur.«
»Morgado ist eigentlich Menschenrechtsanwalt, lebt in Mexico City und übernimmt nur aus Verbundenheit zu alten Freunden einige Fälle in seiner früheren Heimatstadt Mexicali. Dass er dabei auch mexikanische Geschichte zutage fördert, verleiht diesen spannenden Krimis eine gesellschaftspolitische Dimension.«
»Hier berichtet ein Insider in thematisch vielseitig gefächerten Kriminalstories eindrucksvoll über das Leben auf seinem heimatlichen Terrain, wo krimineller Neureichtum und traditionelle, bittere Armut frontal und deshalb belastet mit erheblichen Opfern aufeinander prallen. Als Leser werden wir hineingeschleudert in eine ›Meute von amerikanischen Touristen, Straßenhändlern, Tacoverkäufern und Huren, bedrohlichen Polizisten und bettelnden Mixteken, lachenden Musikern und blinden Bettlern, furchtlosen Chinesen und Predigern der guten alten Frohen Botschaft. Ein Zirkus aus gezähmten wilden Tieren und ebenso wilden Dompteuren, ein melting pot.‹ Man spürt, dass hier das Leben ›unsicher und flüchtig, überraschend und hektisch‹ abläuft.«
»Tijuana – das ist so etwas wie ein Topos, eine negative Ikone der Gewalt und der Kriminalität. Oft beschrieben und oft gefilmt, liegt also der Maßstab für Kriminalliteratur an diesem Schauplatz sehr hoch. Trujillo Muñoz, der nach wie vor in Mexicali lebt und sich auch als Autor von kulturwissenschaftlichen Studien über die ›frontera‹, die Grenzregion, einen Namen gemacht hat, schlägt sich aber durchaus wacker. Der Held der Ermittlungen ist ein mexikanischer Rechtsanwalt, spezialisiert auf Menschenrechte und ihre Verletzungen, und so wirklichkeitsnah wie die Kriminalfälle erscheinen, so realistisch ist auch die Prosa des Autors. Also durchaus empfehlenswert, wie übrigens große Teile der ›backlist‹ des Schweizer Unionsverlags, der sich mit seiner ›metro‹-Reihe in den letzten Jahren als wesentliche Instanz der internationalen Kriminalliteratur profiliert hat.«
»Atemberaubend und vielfach umwerfend komisch ist die Art und Weise, vor allem aber das Tempo, in dem Anwalt Morgado die korrupten Verhältnisse zum Tanzen bringt. Seine Hochgeschwindigkeitsermittlungen werden unterstützt durch die uneigennützige Hilfe der Cuervos, der Raben, einer Motorradgang nach Vorbild der kalifornischen Hell’s Angels, die hier aber zumindest als Rächer der Enterbten auftreten. Ob sich der große Juan Rulfo noch in den Gestalten und Gebräuchen dieser hochmodernen Peripherie wiederfinden könnte? Allemal mehr als in der weltweit kompatiblen, ortlos internationalen ›Crack‹-Literatur von Trujillo Muñoz’ Generationskollegen. Herzlich willkommen im Zentrum der Peripherie.«