Moskau (APA/dpa) - Der russische Autor Juri Rytcheu ist in der Nacht zu Mittwoch im Alter von 78 Jahren nach schwerer Krankheit in St. Petersburg gestorben, teilte die Stadt-Gouverneurin Valentina Matwijenko am Mittwoch mit.
Der von der Halbinsel Tschukotka stammende Autor fand mit seinen Beschreibungen des Lebens der indigenen Völker im russischen Norden auch im Westen viele Leser. Die meisten seiner Romane wurden auch ins Deutsche übersetzt, darunter "Die Suche nach der letzten Zahl" und "Die Reise der Anna Odinzowa". Das Feuilleton in Deutschland würdigte in Kritiken vielfach die klare Sprache und eine erstaunliche Dichte von Rytcheus Werken.
Matwijenko würdigte den Autor als authentischen Chronisten seiner Geburtsregion an der Beringstraße gegenüber von Alaska: "Er hat uns die merkwürdige Welt der Tschukotka-Halbinsel erklärt". Rytcheu habe seinen Lesern die Schönheit, Herzlichkeit und Güte der Menschen im kargen Nordosten Russlands näher gebracht. "Es ist schwer, Worte des Trostes zu finden. Juri Rytcheu wird immer in unseren Herzen bleiben", betonte die Gouverneurin. Der am 8. März 1930 geborene Schriftsteller hatte 1954 ein Philologie-Studium in Leningrad, dem heutigen St. Petersburg, abgeschlossen und seitdem überwiegend in der Stadt an der Newa gelebt.
1991 erschien mit Traum im Polarnebel erstmals ein Roman von Juri Rytcheu im Unionsverlag. Seither sind 12 Werke von ihm erschienen. Auf zahlreichen Lesereisen hat Juri Rytcheu Tausende seiner deutschsprachigen Leser durch seinen Humor und seine Schlagfertigkeit verzaubert.
Juri Rytcheus Werke wurden in zahlreiche Sprachen übersetzt, unter anderem auf Englisch, Französisch, Spanisch, Baskisch, Niederländisch.