Jef Geeraerts
Foto Filip Claus

Jef Geeraerts

Jef Geeraerts, geboren 1930 in Antwerpen, war Jesuitenzögling, Kolonialbeamter im Kongo und Offizier in der Armee. Genug, um sich schreibend von seinem seelischen Wundbrand, seinem »Gangrän« erholen zu müssen. Unter diesem Titel sind denn auch seine autobiografischen und gesellschaftskritischen Romane erschienen, mit denen er seit 1968 immer wieder Skandale in Belgien und den Niederlanden auslöst.

Jef Geeraerts verstarb am 11. Mai 2015 im Alter von 85 Jahren in Gent.

Ausführliche Biografie

Jef - eigentlich Jozef Adriaan Anna - Geeraerts wurde 1930 in Antwerpen geboren. Seine Eltern waren gut situiert, er genoss eine entsprechende bürgerliche Erziehung und besuchte eine französischsprachige Jesuitenschule.

Nach dem Studium der Verwaltungswissenschaften trat er 1954 in den Kolonialdienst in Belgisch-Kongo ein, wo er während sechs Jahren stellvertretender Distriktverwalter war. Als nach der Erklärung der Unabhängigkeit des Kongos am 30. Juni 1960 die meisten weißen Bewohner überstürzt das Land verließen, kehrte auch Geeraerts nach Belgien zurück. Er empfand es jedoch als schwierig, sich wieder in die belgische Gesellschaft einzufügen, und geriet in eine Krise, in der er sich von seiner Familie trennte und zu schreiben begann.

1962 erschien sein erster Roman, Ik ben maar een neger, 1968 sein erster »Gangrän«-Roman, Black Venus, in dem das wilde, erotische Leben eines stellvertretenden Distriktverwalters namens Jef Geeraerts beschrieben wird. Das Buch löste einen Skandal aus, einige Kritiker bezeichneten es als rassistisch und pornografisch. Black Venus wurde 1969 mit dem alle drei Jahre verliehenen Staatspreis für erzählende Prosa ausgezeichnet, nur einen Monat später beschlagnahmte das Justizministerium die Bücher in den Buchhandlungen. Auch der zweite »Gangrän«-Roman, De goede moordenaar, warf hohe Wellen: Die belgische Armee reagierte heftig auf die Anschuldigungen und die Berichte über die Aktivitäten der belgischen Paramilitärs im Kongo.

Jef Geeraerts hat seither eine Vielzahl von Romanen, Kriminalromanen, Erzählungen, Reiseberichten, Essays, Hörspielen und Theaterstücken veröffentlicht. Er gilt als einer der wichtigsten Gegenwartsautoren Belgiens und als Großmeister des Kriminalromans.

Jef Geeraerts verstarb am 11. Mai 2015 im Alter von 85 Jahren in Gent.

Stimmen

»Spätestens seit der Dutroux-Affäre hat Belgien nicht gerade den Ruf eines Landes der Saubermänner. Und der belgische Autor tut aber auch schon gar nichts, das ramponierte Image seiner Heimat zu verbessern. Im Gegenteil. Als notorischer Nestbeschmutzer veröffentlicht er seit 1968 böse, höchst erfolgreiche Romane, die regelmäßig Skandale auslösen und die er anscheinend auch als eine Art Selbsttherapie verfasst. Von den Jesuiten erzogen, Kolonialbeamter im Kongo und dazu noch Offizier, das erzeugt einen Zustand, den Jef Geeraerts als ›Gangrän‹ (Wundbrand) bezeichnet hat und von dem er sich, mit Furor schreibend, zu heilen sucht.«

Ingeborg Sperl, Der Standard  Online einsehen

»Geeraerts legt die Mechanismen von Korruption, Machtmissbrauch, politischer Gewissenlosigkeit und religiösem Wahn bloß. Er hat mit seinen Büchern schon mehrfach Skandale ausgelöst.«

ZDF

»Geeraerts gilt als einer der bekanntesten Schriftsteller des Landes und dürfte der von den Machteliten Belgiens und dem Königshaus am meisten gefürchtete Autor sein. In seiner mittlerweile vierzig Jahre währenden Schriftsteller- und Journalistenkarriere hat Geeraerts stets heiße Eisen angepackt und damit die mächtigen Kreise seines Landes in Unruhe versetzt.«

Thomas Plaul, Hessischer Rundfunk

»Wo Mankell warmherziger Individualpsychologe ist, da ist Geeraerts der uneingeschränkt kaltblütige Soziologe. Sein Roman hat durchaus den Drive eines Thrillers, so genre-nah, dass parodistische Untertöne unüberhörbar sind. Spannend ist er dort, wo er Systemtheorie betreibt, ohne theoretisch zu werden, im Beschreiben von unglaublichen Opus-Dei- oder Finanzmarkt-Praktiken, in der Vergegenwärtigung eines diskreten Restaurants oder ›nid d’amour‹.«

Andrea Fischer, Der Tagesspiegel, Berlin

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Werke von Jef Geeraerts

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»Geeraerts legt die Mechanismen von Korruption, Machtmissbrauch, politischer Gewissenlosigkeit und religiösem Wahn bloß. Er hat mit seinen Büchern schon mehrfach Skandale ausgelöst.« ZDF
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»Ich bin der Generalstaatsanwalt von Antwerpen, schoss es ihm durch den Kopf. Ich bin unantastbar.«