Mongo Beti

Mongo Beti, geboren 1932 in Kamerun, war Professor für Literatur in Rouen. In seinem Heimatland hatte er als Romancier unter Pseudonym debütiert und musste aus politischen Gründen nach Frankreich fliehen. Nach 1992 lebte er wieder in Kamerun. Widerstand gegen den Neokolonialismus sowie kulturelle Selbstbestimmung waren die zentralen Anliegen seines umfangreichen literarischen und herausgeberischen Schaffens. Mongo Beti starb 2001 in Douala.

Ausführliche Biografie

Mongo Beti (eigentlich Alexandre Biyidi) wurde am 30. Juni 1932 in einem kleinen Dorf südlich von Yaoundé geboren. Als Kind arbeitete er auf den Kakao-Plantagen und besuchte dann die katholische Missionsschule. Am Gymnasium in Yaoundé schloss er sich der kamerunischen Unabhängigkeitsbewegung an. Ein Stipendium führte ihn 1951 zum Studium der Altphilologie an die Pariser Sorbonne und in die antikolonialen Organisationen in Frankreich. Unter dem Pseudonym Eza Boto erschien in der Zeitschrift Présence Africaine seine erste Erzählung Sans Haine et sans Amour, die den Mau Mau-Aufstand in Kenia zum Thema hatte.

Unter dem gleichem Pseudonym erschien 1954 Ville Cruelle, die Geschichte von zwei jungen Männern, die beide zugleich Opfer und Rächer der französischen Herrschaft sind. Dieser Roman brachte einen neuen, zornigen Ton in die afrikanische Literatur, die bisher von der »Négritude« geprägt war. Der arme Christ von Bomba, erschienen 1956 unter dem Pseudonym Mongo Beti (Sohn der Beti), brachte ihm den internationalen Durchbruch. Auch hier zeigt Beti das koloniale System erbarmungslos in der Phase seines Zerfalls: Die katholische Mission in Kamerun ist amoralisch, macht- und geldgierig geworden und angesichts der starken afrikanischen Traditionen zum Scheitern verurteilt. Der Roman wurde nach Erscheinen wegen seiner Sprengkraft in Kamerun sofort verboten.

Nach Besuch in Kala (1957) und Tam-Tam für einen König (1958) verstummte Mongo Beti als Schriftsteller. 1959 absolvierte er die französische Lehramtsprüfung und nahm eine Stelle am Lycée Corneille in Rouen an, während 1960 im unabhängig gewordenen Kamerun der Diktator Ahmadou Ahidjo mit französischer Protektion jede Opposition blutig ausschaltete.

1970 wurde in Kamerun der letzte historische Führer der nach wie vor populären Unabhängigkeits- und Widerstandsbewegung Union des Populations de Cameroun (UPS) im Untergrund verhaftet und nach einem summarischen Prozess erschossen. Gleichzeitig wurde der katholische Erzbischof von N’Kongsamba zusammen mit zahlreichen anderen »Sympathisanten« vor Gericht gestellt. Mongo Betis Antwort war die Streitschrift Main basse sur le Cameroun (1972), in der er das Schweigen um die Ereignisse in seinem Land brechen wollte. Eine Woche nach Erscheinen wurde das Buch durch den französischen Innenminister verboten und durfte erst 1977 wieder erscheinen.

Der Versuch, Mongo Beti mundtot zu machen, wurde zum Beginn einer neuen Schaffensperiode. Seine folgenden Romane erzählen die Geschichte Kameruns aus neuer Perspektive. Remember Ruben (1974) und La ruine prèsque cocasse d’un polichinelle (1979) lassen die Erinnerung des charismatischen Guerillaführers Ruben Um Nyobé aufleben, der 1958 von Fremdenlegionären erschossen wurde. 1978 gründete Beti die Zeitschrift Peuples Noirs - Peuples Africains, die sich dem kulturellen Widerstand gegen den Neokolonialismus in Afrika widmete.

Mongo Betis Widerstand ging weiter, als 1982 Ahidjos Premierminister Paul Biya die Macht übernahm und sich in manipulierten Wahlen (zuletzt 1997) gegen die Opposition behauptete. Nach zweiundvierzig Jahren in Europa kehrte er 1994, nach seiner Pensionierung, nach Yaoundé zurück. Er eröffnete Kameruns erste, nach eigenen Worten »wirkliche Buchhandlung« seit der Unabhängigkeit: die Librairie du Peuple Noir. Fünftausend Bücher auf dreihundert Quadratmetern Fläche, ein kühnes Unternehmen in einem Land, wo der Preis eines Buches so hoch ist wie der Mindestlohn. Innerhalb von fünf Jahren entwickelte sich der Ort, allen Schwierigkeiten zum Trotz, zu einem wichtigen Treffpunkt des intellektuellen Lebens von Kamerun. Hier trafen sich junge Schriftsteller und oppositionelle Gruppen. Beti nahm für die Opposition an den Parlamentswahlen teil, wurde aber vom Regime unter einem Vorwand ausgeschlossen. Er engagierte sich für die Freilassung politischer Gefangener, gegen die Ausplünderung der ländlichen Gebiete und meldete sich regelmäßig mit leidenschaftlicher Polemik zu Wort.

Mongo Beti starb am 8. Oktober 2001 in Yaoundé.

Stimmen

»Beti ficht seit Jahrzehnten den Kampf für die Demokratie, geblieben ist ihm eine höchst eindringliche Literatur – für Aussenstehende vielleicht gerade aufgrund ihrer Mixtur von hintersinnigen Bildern und einer geradezu ’naiven’ Stilistik –, deren ausgeprägte Charakteren einen lachen und weinen lassen.«

Lars Albat, 1/4 vor

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    »Das Schicksal in einer Bananenrepublik ist immer verhängnisvoll, weil das Unglück kein Ende hat.« Mongo Beti