Nach einer langen Reise von seinem Geburtsland Kamerun nach Rouen, wo er als Literaturprofessor Generationen junger Franzosen Griechisch und Latein gelehrt hat, ist Mongo Beti nach Yaoundé zurückgekehrt. Weil ihm Bücher die Welt bedeuten, hat er dort die Buchhandlung des schwarzen Volkes eröffnet und wieder zu schreiben begonnen.
Genährt mit französischer Kultur, vollgesogen mit Latein und Griechisch und in seinem Land lange aus politischen Gründen verboten, feiert Mongo Beti seine Rückkehr mit der Veröffentlichung eines wunderbaren Buches. Ein Buch, das die volkstümlichste französische Literatur – den Feuilleton-Roman – und die überschwenglichste aller afrikanischen Erzählformen – das Palaver – in sich vereint. Ein Buch, dessen Schwung und Musik den Leser gefangen nehmen.
Zwischen abenteuerlichen Episoden und mündlicher Erzählung erfindet Mongo Beti ein Genre, eine Welt, eine Möglichkeit, über die Grausamkeit und das Unglück zu lachen, ohne dabei seinen kritischen Sinn und seine heftige Anklage zu verlieren, die bereits seine ersten Essays über Afrika auszeichneten. Die Leser können beruhigt sein: Mongo Beti hat seinen rebellischen Stoff genauso wenig mit Wasser verdünnt, wie dies Zam, die Hauptfigur, mit seinem grausigen Whisky tut. Er hält sich an Molière und meint, daß Lachen den Verstand mehr in Bewegung bringt als Wut.
Zam ist Journalist bei einer freien Zeitung. Er liebt die Wahrheit, den Whisky und Bébette, die er regelmäßig beschimpft, wenn er zu viel Whisky getrunken hat, und sich wieder mit ihr versöhnt, sobald er ausgenüchtert ist. Zam hat einen Kameraden: Eddie einen schwarzen, aus Frankreich ausgewiesenen Anwalt, der ihm völlig ergeben ist. Eddie hat Geld, Stil, Halstarrigkeit und eine Lebenseinstellung, die Kombinationsgabe mit Sinn für Freundschaft paart. Seit einiger Zeit geht bei Zam alles schief. Seine Sammlung von Jazz-CDs, die ihm das halbe Leben bedeutet, ist ihm geklaut worden. In seiner Wohnung liegt die Leiche einer Unbekannten, er wird von einem Auto verfolgt, seine Wohnung fliegt in die Luft. Eddie handelt sofort, doch er kann keine der Gemeinheiten verhindern, die seinem alten Freund widerfahren. Dieser tröstet sich mit Trinken. Die Wahlen stehen kurz bevor, Chaos, Lügen, Euphorie und Korruption sind an der Tagesordnung. Eddie, der seinem Freund helfen will, macht sich an die Aufklärung der Fälle. Unter der sengenden tropischen Sonne ist rein gar nichts und niemand unschuldig.
Mongo Beti ist das schwierige Kunststück gelungen, die Welt seiner Ursprünge mit jener seiner Bildung zu vereinen. Mit großem Vergnügen zwinkert er uns zu und lässt Fragmente von Gedichten und Zitate einfließen.
Télérama, Februar 1999
Mit sechzig Jahren, im Jahr 1992, hat Mongo Beti den Rückweg angetreten. Nach vierzig Jahren in Frankreich, davon die meiste Zeit als Literaturprofessor in Rouen, ist er nach Kamerun zurückgekehrt, wo er 1932 geboren ist. Zurück an den Ausgangspunkt seines Exils, wo er sich gegen die 1960 aus der Unabhängigkeit hervorgegangene Regierung aufgelehnt hat.
Zurück in Yaoundé hat Mongo Beti eine Buchhandlung eröffnet, die Buchhandlung der schwarzen Volkes: fünftausend Bücher auf dreihundert Quadratmetern Fläche, ein verrücktes Unternehmen in einem Land, wo der Preis eines Buches gleich hoch ist wie der Mindestlohn. Innert fünf Jahren hat sich der Ort, allen Schwierigkeiten zum Trotz, zu einem wichtigen Treffpunkt des intellektuellen Lebens von Kamerun entwickelt. Hier treffen sich junge Schriftsteller und militante Gruppen. »Da unten muß noch so viel gemacht werden, und das ist nicht einfach«, sagt Mongo Beti, der immer noch regelmäßig nach Frankreich zurückkehrt, wo seine Frau unterrichtet.
Mit richtigem Namen heißt Mongo Beti Alexander Biyidi. Das Pseudonym Beti, abgeleitet vom Namen seines Volkes, hat er gewählt bei der Veröffentlichung seines ersten Romans, 1956.
Sonne Liebe Tod spielt in einem nicht näher benannten afrikanischen Land, das aber sehr an Kamerun erinnert. Zamakwé, genannt Zam, ist ein engagierter, sogar rebellischer Journalist, gegen den sich das Schicksal wendet, ohne dass er recht begreift, weshalb: Eine Leiche wird in seiner Wohnung gefunden, seine junge Geliebte wird entführt, die französische Geheimpolizei und ein Todesschwadron streifen umher, und er selbst entrinnt nur mit größter Mühe einer ganzen Serie von Hinterhalten und Fallen. Die Pechsträhne hat begonnen mit dem Diebstahl seiner Sammlung Jazz-CDs; Armstrong, Parker, Coltrane, Ella Fitzgerald, Sony Rollins, Mingus, Miles Davis und alle anderen Sänger dieser »sublimen Musik«. Der Verlust wiegt umso schwerer, wenn man in einem Land lebt, das von einer »unglaublichen existentiellen Monotonie geprägt ist.« Zam erklärt: »Es ist, als ob das Land ersticken würde unter Milliarden von überall ausgebreiteten Daunendecken, in den Häusern, in den Straßen, in allen öffentlichen Gebäuden. Die Zeitungen aus der zivilisierten Welt, einzige Ablenkung von dieser schleichenden Verzweiflung, kommen mit einer Woche Verspätung hier an. Das nationale Fernsehen verdient seinen Namen nicht. Und der Himmel weint immer, vor allem im Juni, und beschenkt die Bevölkerung dieses Paradieses unablässig mit feinem, feuchtwarmem, etwas schleimigem Staubregen«.
Afrika, wie es Mongo Beti beschreibt, ist weder das der Werbeprospekte noch jenes der naiven Westler, die dort das verlorene Paradies suchen. Es ist ein harter, grotesker Kontinent, zerrissen vom Genozid in Ruanda und dem Bürgerkrieg im Kongo, von gewalttätiger Unsicherheit und allumfassender Korruption. Doch wie Chester Himes, den er verehrt, behält Beti seinen schonungslos genauen, ätzenden Humor.
Zusammen mit seinem besten Freund Eddie, sozusagen Anwalt, aber eigentlich vor allem Abenteurer, führt Zam mutig die Untersuchung – auf die Polizei kann man nicht zählen – und die Fakten, auf die er dabei stößt (Schmuggel, Verrat, Mord) sind nicht unbedingt die saubersten. In diesem totalen Desaster schafft es nur die Presse, zu widerstehen: Das denkt auf jeden Fall Mongo Beti, für den die Journalisten und die Zeitungen im schwarzen Afrika häufig »die einzigen Vertreter der Freiheit, Kritik und Moderne« sind. Sie werden auf alle erdenklichen Arten schikaniert und eingeschüchtert, wenn nicht gar umgebracht (wie vor einigen Wochen in Kamerun). »Man sagt mir, dass ich übertreibe«, sagt Mongo Beti, »aber das stimmt nicht. Die Realität ist oft viel extremer.«
Die turbulenten Abenteuer von Zam und Eddie führen im übrigen ins Leere. Als Zam meint, den Honigtopf entdeckt zu haben, und sich am Ende seines Leidensweges wähnt, wird er von einem Wahnsinnigen entführt, der behauptet, sein Sohn zu sein, und die Hölle beginnt von neuem. Denn, so schreibt Mongo Beti auf der letzten Seite, »das Schicksal in einer Bananenrepublik ist immer verhängnisvoll, weil das Unglück nie ein Ende hat.«
Libération, Februar 1999
Beti hat einen (Erzähl-)Rhythmus gefunden, der lässig und beschwingt ist wie Jazz, die Lieblingsmusik des Helden und, wie man sagt, des Autors. Diese ungekünstelte und instinktive, lockere und immer geglückte Mühelosigkeit des Schreibens ist das Privileg jener, die ihr Handwerk gelernt haben, ohne dabei ihre Feinfühligkeit zu verlieren. Dieses Buch zeigt Mongo Beti auf der Höhe seines Schaffens.
Figaro littéraire
Der Roman von Mongo Beti ist eine satirische Posse: eine Inszenierung der Illusion, des Unsinns, der allgemeinen, fundamentalen Verrücktheit, die versucht, sich als Weisheit auszugeben. In dieser Welt steht alles Kopf, unten und oben haben den Platz vertauscht, die Worte begehen Verrat an den Gedanken, der Autor interveniert in seinem eigenen Roman, die Afrikaner stopfen sich mit lateinischen Zitaten voll, die Armee und der Staat sind privatisiert, die Rollen der Handelnden werden vertauscht, das Chaos ist ritualisiert.
In Bezug auf Afrika hat Mongo Beti keine Illusionen und schon gar keine Träume. Trotzdem hat er sich entschieden zurückzukommen. Um zu widerstehen? Er misstraut großen Worten und Trommelwirbeln. Vielleicht, um einen Grundsatz des gesunden Menschenverstandes in Frage zu stellen: »Wozu soll man versuchen zu verstehen, wenn man nicht handeln kann?«
Le Monde, Februar 1999