Attentat auf den Redwood-Baum Luna
Von Judith Krischik
Kalifornien. Am Thanksgiving-Wochenende wurde dem berühmten Redwood-Baum Luna von Unbekannten eine tödliche Wunde zugefügt; der von einer Kettensäge verursachte Einschnitt umfasst sechzig Prozent des Baumes. Am 28. November, kurz nachdem das Verbrechen entdeckt wurde, kam ein Team von Förstern, Baumpflegern und Ingenieuren angeführt von der Baumfrau Julia Butterfly Hill zu Hilfe, um den Baum vor dem Umstürzen zu retten. Das mögliche Umstürzen des Baumes stellt zu dieser Jahreszeit, die heftige Stürme im Humboldt-County mit sich bringt, die größte Gefahr für Luna dar. Die Professionalität, mit der der Einschnitt ausgeführt wurde, lässt darauf schließen, dass der Angriff von einem erfahrenen Baumfäller ausgeübt wurde.
Erst vor einem Jahr war der mehr als tausend Jahre alte und siebzig Meter hohe Redwood vor dem Fällen gerettet worden. Dies hatte der Baum der jungen Umweltschützerin Julia Butterfly Hill zu verdanken, die zwei Jahre auf einer winzigen Plattform in der Höhe von Luna ausharrte (siehe Info 3, Oktober 2000)
Die Holzfällergesellschaft Pacific Lumber, die ohne Rücksichtnahme auf das Aussterben der uralten Bäume große Waldbestände kahlschlägt, und die Organisation Hills, die Circle of Life Foundation, hatten im vergangenen Dezember eine Vereinbarung unterzeichnet, die Luna für immer vor dem Fällen schützen sollte. Niemand hatte seitdem mit einem hinterhältigen Racheakt gerechnet.
Die Hiobsbotschaft und das Entsetzen und die Trauer darüber, wie jemand ein hilfloses Wesen wie Luna zu zerstören versucht, hat sich in Windeseile im Land verbreitet. Die Circle of Life Foundation bittet um Spenden, um die Betreuung von Luna und eine unabhängige Untersuchungskomission, die den Täter ausfindig machen soll, finanzieren zu können.
Quelle: http://www.info3.de/archiv/news/aktuell1200c.html
Die Umweltschutzorganisation »Treesfoundation«
Geschichte
Im Sommer 1991 kamen Firmenbesitzer aus dem Zentrum der Redwoods-Region zusammen, um darüber zu diskutieren, wie sie die Umweltgruppen, die sich für den Schutz der wertvollen natürlichen Ressourcen ihrer Gegend einsetzten, am besten unterstützen konnten. Die abgelegene und ländliche kalifornische Nordküstenregion ist wegen ihrer überwältigenden Landschaft, der dichten Wälder voller Wildtiere und der reichhaltigen Fischgründe bemerkenswert. Viele umweltschützerische Initiativen nahmen hier ihren Anfang.
Ein Jahrzehnt des Einsatzes
Einzigartige Herausforderungen waren anzugehen. Die meisten Leute hatten noch nie eine Stunde reisen müssen, um ein Telefon oder eine Steckdose zu erreichen, aber im Mattole River Valley war das nichts Ungewöhnliches. Für diejenigen, deren Aufgabe die Instandsetzung der Lachsfischereien am Mattole ist, war es schwierig, an einer öffentlichen Versammlung teilzunehmen, die drei Stunden (einfachen) Wegs von zu Hause entfernt abgehalten wurde. Sie blieben lieber zu Hause und arbeiteten in der lokalen, nicht profitorientierten Fischzucht, oder schrieben Kommentare zum Holzgewinnungsplan, der in einer einzigen Woche die Renovierungsarbeit von Jahren an einem Wasserlaufzerstören kann.
Lokale Umweltschützer sprechen gerne vom »Redwood Curtain«, hinter dem die industrielle Zerstörung unserer Wälder, Fischgründe und anderer öffentlicher Ressourcen beinahe unkontrolliert weitergeht. Da das Gebiet so abgeschieden ist, bleiben die Medien desinteressiert und die Öffentlichkeit weiß kaum Bescheid über die drängenden lokalen Aufgaben. Die kalifornische Westküste ist ein klassisches Beispiel für das ländliche Westamerika: Diejenigen, die unsere öffentlichen Güter als Treuhänder zu ihrem privaten Vorteil nutzen, machen Geld und kontrollieren die Politik; diejenigen, die sich dieser Zerstörung widersetzen, tun dies mit magerem Budget und werden unterstützt von Gruppen, die ebenfalls nicht gewinnträchtige Interessen verfolgen. Deshalb müssen sie bei ihren Schutzbemühungen neue Wege gehen.
Die Frage, die sich deshalb die Business Community von Garberville 1991 stellte, war, wie wir mit unseren begrenzten Ressourcen die Arbeit an den Wasserläufen und die Reformen auf politischer Ebene unterstützen konnten. Wie finden wir die Ressourcen, um die Bürgerbewegung zu unterstützen, weit verstreute Aktivistinnen und Aktivisten zu vernetzen und die Werkzeuge und Kenntnisse weiterzugeben, die nötig sind, um unsere Wälder, Wasserläufe und ihre Flora und Fauna zu schützen und wiederherzustellen? Die Antwort war die Gründung der Trees Foundation mit ihrer Aufgabe, »durch Unterstützung und Förderung befreundeter Organisationen an der kalifornischen Nordküste für die Bewahrung und Wiederherstellung der ökologischen Unversehrtheit von Waldökosystemen zu arbeiten«. Die Trees Foundation erreicht diese Ziele dadurch, dass sie Umweltschützerinnen und Umweltschützern unentgeltlich professionell berät und unterstützt. Wir machen das Fundraising, ermöglichen den Zugang zu teurer Ausrüstung und beschäftigen gut ausgebildetes und erfahrenes Personal, um den Nordküstenschützerinnen und -schützern die nötige Hilfe zu geben.
Die Trees Foundation bot zunächst ihre Unterstützung Zusammenschlüssen von Gruppen an, die gemeinsam für ihre Ziele arbeiteten. Das erste Projekt von Trees war die InterTribal-Sinkyone-Wilderness-Park-Kampagne, mittels derer das Waldland im Sinkyone der Besitzerfirma abgekauft und der indigenen Bevölkerung der Gegend zurückgegeben wurde. Der InterTribal Park, heute ein Gebiet für traditionelle Nutzung durch die indigene Bevölkerung, grenzt an den Sinkyone Wilderness State Park im Herzen der Lost Coast. Als sich die Trees Foundation in die Diskussion über die Zukunft dieser Gegend einschaltete, war noch nicht entschieden zwischen der Fortsetzung des Holzschlags, der den Urwald bereits zu fünfundneunzig Prozent zerstört hatte, und der Rückgabe des Gebiets an die indigenen Bevölkerung. Die Trees Foundation gründete die Friends of the Sinkyone und bat Einwohnerinnen und Einwohner um Zuwendungen an den Intertribal Sinkyone Wilderness Council (ITSWC), der elf Stammesgruppen vertritt und sich dafür einsetzt, das kulturelle Erbe im Sinkyone zurückzuerhalten. Wir halfen mit, die Friends of the Sinkyone zu einem Netzwerk von Aktivistinnen und Aktivisten auszubauen, indem wir bei öffentlichen Veranstaltungen, Hearings und Versammlungen für Unterstützung für den Intertribal Park warben. Wir erstellten Pressemappen und Informationspakete und feierten mit unseren Nachbarinnen und Nachbarn, als der weltweit erste im Besitz und unter Leitung von Indigenen stehende Park gegründet wurde.
1994 unterstützte die Trees Foundation die Bürgerinitiative zum Schutz des zweitausendfünfhundert Quadratkilometer großen Headwaters Forest Complex an der kalifornischen Nordküste. Wir organisierten Treffen und übernahmen das Sekretariat des Headwaters Forest Coordinating Committee, das die Fundraisingkampagne entwickelte, die Übereinkünfte, Kampagnenbudgets und das Fundraisingmaterial des Komitees erstellte, Unterstützungsanträge verschickte und regelmäßig über die Erfolge der Kampagne berichtete. Unser Medienprojekt übernahm das grafische Design, die Publikation und Verbreitung von Kampagnenmaterial und zog dabei nationale und internationale Aufmerksamkeit auf den Kampf der Bürgerinnen und Bürger gegen den Raubbau an unserem letzten großen ungeschützten Redwood-Wald. Die Trees Foundation sponserte und organisierte auch die Headwaters-Massenkundgebungen – die größten Massenkundgebungen für Waldschutz, die in den USA je stattfanden. Die Trees Foundation stellte schließlich den Headwaters Forest Stewardship Plan auf: Sie brachte Biologen, Hydrologen und Ökonomen zusammen, um einen Plan auszuarbeiten, der natürliche Ressourcen schützt und erhält und gleichzeitig bei der lokalen Bevölkerung für langfristige wirtschaftliche Nachhaltigkeit sorgt. Der Stewardship-Plan, von Agenturen, Bürgerinitiativen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern eifrig angefordert und diskutiert, stellt ein Modell für ökologisches und ökonomisches Gleichgewicht in Waldgebieten vor und ist auf unserer Internetseite verfügbar.
Heute, nach dem Erwerb eines kleinen Stücks des Headwaters Forests für einen überhöhten Preis aus Steuergeldern und einem von der Politik eingeführten Habitat Conservation Plan (HCP, auch gekannt als Huge Corporate Profit, riesiger Konzerngewinn), fährt die Trees Foundation fort, die Aktivistinnen und Aktivisten zu unterstützen, die sich der Plünderung unserer öffentlichen Güter widersetzen – saubere Luft und sauberes Wasser, Wildtiere und die Rechte von Bürgerinnen und Bürgern, die sich Fluten, Erdrutschen und anderen Naturkatastrophen infolge des massiven Holzschlags und des Straßenbaus auf den steilen und empfindlichen Hängen der Nordküste ausgesetzt sehen. Ende 1998 stellten wir fest, dass uns unsere Teilnahme an großen Kampagnen zwar wichtige neue Erkenntnisse und neue Kraft einbrachten, jedoch die kleinen Wasserlaufgruppen und die lokalen Schutzbemühungen der Nordküste unsere Unterstützung mehr denn je brauchten. Mit dem Erwerb eines Stücks des Headwater-Walds und unserer Fertigstellung des Headwater-Forest-Stewardship-Plans wechselte die Trees Foundation den Gang und wandte sich verstärkt der Unterstützung kleiner Gruppen und individueller Anstrengungen zu. Beratungen mit Aktivistinnen und Aktivisten der North Coast Environmental Community führten zum Festlegen des gegenwärtigen Programms.
1999 verwirklichte die Trees Foundation einen alten Traum, als wir unser Programm für Unterstützungsgelder nach dem Entscheid der Spenderinnen und Spender einführten. Wir können dem Cereus Fund nicht genügend danken, dessen jährlicher Unterstützungsbeitrag große Bedeutung hat und in manchen Fällen die einzige Unterstützung für kleine Gruppen ist. Die Trees Foundation wurde in Umweltschutzkreisen an der ganzen Nordküste bekannt. Im zehnten Jahr unserer Arbeit ist die Anzahl befreundeter Gruppen auf zweiunddreißig angewachsen, von der San-Francisco-Bucht bis zur Grenze zu Oregon. Zurzeit unterstützen wir vierzehn Projekte mit Steuersponsoring und Hilfe bei der Organisation. Wir von der Trees Foundation freuen uns auf ein weiteres Jahrzehnt des Dienstes an der Gemeinschaft der Umweltschutzgruppen an der Nordküste. Wir glauben, dass jede Aktivistin und jeder Aktivist – sei das David »Gypsy« Chain, der beim Versuch, illegales Fällen zu verhindern, getötet wurde, oder Julia »Butterfly« Hill, deren zweijähriger Aufenthalt auf dem alten Redwood-Baum Luna durch die Zuwendung zahlreicher Einzelpersonen ermöglicht und von der Trees Foundation unterstützt wurde – unsere Unterstützung verdient, und wir widmen uns der Aufgabe, sicherzustellen, dass sie die Hilfe bekommen, die sie brauchen. Wir glauben, dass die gewaltlosen Demonstrantinnen und Demonstranten, die Opfer von Pfefferspray wurden, in ihrem Kampf für soziale Gerechtigkeit unterstützt werden müssen. Wir wissen, dass wir uns nicht zurückziehen dürfen von unserem Dienst für alle Bürgerinnen und Bürger an der Nordküste, die versuchen, das öffentliche Eigentum, das uns allen gehört, zu schützen und wiederherzustellen. Jede Stimme ist wichtig in der Debatte über die Zukunft unseres Waldes, und die Trees Foundation wird fortfahren zu helfen, dass sie gehört werden.