Wovon handelt dein Buch?
Von einem Jungen im Gymnasium, von Mut, Freundschaft und Zuversicht. Es spielt in Thun, in einem Städtchen am Anfang der Alpen.
Ist »Franz« autobiographisch?
Ungern.
Du bist in Thun im Gymnasium gewesen?
Ja. Aber im Gegensatz zum Franz saß ich immer vorne und passte auf. Weshalb Holz brennt, wenn mans anzündet; warum die Deutschen Konzentrationslager gebaut haben, das hat mich interessiert.
Du bist vom Gymnasium geflogen?
Ich habe die Schule unterbrochen, um Gitarrist zu werden. Ich habe auf der Straße gespielt und ein paar Bands gegründet. Dann bin ich zurück gegangen.
Franz im Buch ist ein unverbesserlicher Kiffer.
Ich hoffe, nicht unverbesserlich zu sein. Einmal, mit ein paar Medizinstudenten in Basel. Schließlich rutschten wir in eine Geografievorlesung über die Ausbeutung von kolumbianischen Kleinbauern durch Großgrundbesitzer. Wir haben die ganze Zeit gelacht, es war peinlich.
Was war das Schwierigste beim Schreiben?
Die Recherche und das Sich-in-jemand-hineinfühlen. Ich habe keinen Bruder mit Down-Syndrom. Ich habe keinen Dachs zum Freund. Ich kann nicht Panzer fahren. Ich habe nie in einer Birnensaftfabrik gearbeitet und zu meinen Eltern pflege ich ein unangestrengteres Verhältnis als Franz.
Das sind Äußerlichkeiten. Sind sich Franz und du nicht im Fühlen ähnlich?
Franz ist ein feinfühliger Mensch, der sich vor den großen Dingen fürchtet und die kleinen Dinge mag und behütet. Vielleicht möchte ich Franz sein.
Hat Schreiben mit Selbstverwirklichung zu tun?
Ich glaube nicht. Verwirklicht bin ich schon lange. Jetzt will ich wirken.
Warum muss ich dein Buch lesen? Gibt es nicht bessere Junger-Mann-auf-der-Suche-nach-sich-selbst-Geschichten?
Der Fänger im Roggen ist traurig. Bukowskis Fast eine Jugend ist schwarz. Siddharta ist ernst und egoistisch. Franz ist anders. Heiter, tief, farbig. Franz Obrist liebt das Leben. Eine Einstellung, die weniger verbreitet ist, als man das jetzt vielleicht denken mag.
Du hast keine Bedenken Franz mit Salingers Fänger im Roggen zu vergleichen?
Man darf alles mit allem vergleichen. Öl mit Wasser, Geld mit Geist, den Papst mit einem Knochen.
Ein paar persönliche Fragen. Wie sieht dein Alltag aus?
Ich stehe auf, beginne zu schreiben, lasse mich zum Essen einladen und leg mich wieder hin.
John Irving sagt, das Leben eines Schriftstellers sei langweilig.
John Irving hat sicher recht, er ist ein kluger Mann. Aber ich bin kein Schriftsteller. Kurt Vonnegut, Richard Ford, Markus Werner - das sind Schriftsteller. Ich schreibe bloß.
Zu deinen Hobbies. Du bist ein eifriger Kletterer.
Irgendwann klettere ich eine Fassade hoch und krieche durch einen Lüftungsschacht und raube eine Bank aus. Mein kriminelles Potenzial ist ziemlich hoch.
Was machst du sonst noch, außer Verbrechen?
Bücher lesen, singen, ein bisschen von da nach da spazieren.
What about Sex?
Sex mag früher eine gewisse Rolle bei der Fortpflanzung gespielt haben.
Wovon träumst du?
Wie ich in einem Schlauchboot die Eigernordwand hochfahre.
Ich meine, was wünschst du dir für die Zukunft?
Eine Welt ohne Hunger, Leid und Elend.
Und für dich selbst?
Ein langes, produktives Leben.
Dieses Interview erschien erstmals auf der Homepage des bilgerverlags.