»Die Erinnerungen tauchen wieder auf, werden wahr«

40 Jahre danach: Wieder auf der Insel Ella

Als ich 19 Jahre alt war, nahm ich an einer geologischen Expedition in eine Region dieser Erde teil, die damals völlig unbekannt war. Zwei Jahre verbrachte ich auf der Insel Ella mit einem Eskimo meines Alters, der Ugge hieß. Nun soll ich wieder an diesen Ort zurückkehren, weil ein Fernsehteam mit mir einen Dokumentarfilm dreht. Zehn Jahre lang habe ich nun in diesem Dampfkessel Malyasiens gelebt, um heute wieder in die Eiswüste Alaskas zurückzukehren.

Hier also habe ich vor vierzig Jahren gelebt, vierzig Jahre voller Abenteuer, vierzig Jahre ununterbrochener Reiselust. Die Erinnerungen tauchen wieder auf, werden wahr. Sechzehn Jahre verbrachte ich auf dieser größten Insel der Welt. Wir befinden uns nun auf der Insel Ella im Nordosten Grönlands in einem Expeditionscamp, das für uns geöffnet wurde, das es aber damals noch gar nicht gab.

Bevor ich nun an diesem herrlichen Tag zu einem Spaziergang aufbreche, möchte ich mich noch einmal an diese Zeit Anfang der 50er Jahre erinnern. Ich blättere in meinen Notizheften von damals:

»Insel Ella, 29. April. Besuch von Asen und Bakke. Asen ist krank, hat eine Blinddarmentzündung.«

Zurückgelehnt in meine Kissen stecke ich mir meine Pfeife an und denke an diesen Vorfall. Asen und Bakke waren damals unsere nächsten Nachbarn, sie wohnten an der Küste, die wir »Bananenküste« nannten, ungefähr 200 km südlich von dem Ort, wo unsere Expedition ihr Lager aufgeschlagen hatte. Zwei Fallensteller, die ursprünglich aus Norwegen stammten und sich dem Land angepaßt hatten. Sie kamen an jenem Tag mit ihrem Schlitten. Als Bakke die Hunde losband, hob er den Kopf und wandte sich an seinen Kompagnon, der im Schlafsack stöhnte. »O Gott, ich fürchte fast, Du gibst den Geist auf.«

Ugge, der Eskimo, mit dem ich den Winter verbrachte, hob die Decke hoch und warf einen neugierigen Blick auf das Gesicht des Kranken.

»Manchmal schreit er wie ein Schwein, das gerade abgestochen wird«, sagte Bakke, »und ich gehe davon aus, daß es sich um etwas handelt, das von innen kommt, denn von außen sieht man nichts.«