Der Privatdetektiv Ki-Hyeon bekommt endlich einen Auftrag: Er soll eine Frau beschatten. Der Kunde bleibt anonym, und als er die Frau zu Gesicht bekommt, schreckt er zurück: Es ist seine Mutter. Soll er den Auftrag annehmen? Schicht um Schicht taucht er ein in die Geheimnisse. War es wirklich ein Unfall, dass sein Bruder, ein talentierter Fotograf, in der Armee beide Beine verlor? Warum ist das Mädchen verschwunden, das vor dem Unfall des Bruders große Liebe war? Und wer ist der große Unbekannte, der im Leben der Mutter auftaucht, als gehöre er mit zur Familie? Was weiß der Vater, der fast wortlos seine Rolle in diesem beklemmenden Familienverbund spielt?
Dieser kunstvoll komponierte Roman legt eine dramatische Familiengeschichte frei, in der zum Schluss die Liebe über Schuld, Beklemmung und Schweigen siegt.
»Lee Sung-U, der ursprünglich Theologie studiert hat, stellt urmenschliche Fragen nach Schuld und Versöhnung. Beim Lesen ist man hin- und hergerissen zwischen Fremdheit und Wiedererkennen. Gerade in seiner verstörenden Wirkung liegt die Stärke dieses geheimnisvollen Familienromans.«
»Durch die scheinbar schlichte Erzählung dringen, virtuos gezeichnet, Hitze und Kälte. Zweifellos einer der fesselndsten Romane dieses Jahres.«
»Die Einbindung östlicher Spiritualität und christlicher Ethik in den koreanischen Alltag und in die koreanische Geschichte mag ein Grund dazu sein, dass der Roman im Westen ein ähnlich großes Echo auslöste wie in Südkorea.«
»Die Natur und deren Erscheinungen sind hier Spiegel- und Sehnsuchtsbild der menschlichen Existenz. Hinter den rätselhaften Vorgängen lauern Abgründe der Traurigkeit, des Unglücks und der Schuld, trotzdem hat der Text einen versöhnlichen Unterton. Die Geheimnisse und unerklärlichen Verhaltensweisen der handelnden Personen sind der Spannung zuträglich und machen den Reiz des Buches aus.«
»Bruderverrat, unerfüllte Liebe und dunkle Geheimnisse: Lee Sung-Us Buch ist Tragödie, Märchen, Krimi und Parabel in einem. Auch die Ausgestaltung der erzählten Welt ist ungewöhnlich. Der prosaischen Realität stellt Lee Sung-U eine animistische, märchenhafte Gegenwelt gegenüber. Der Vater spricht zum Beispiel nur noch mit Pflanzen, der Bruder sehnt sich danach, ein Baum zu werden, eine Palme symbolisiert gleich mehrere große Lieben. Natur als Refugium – da droht Kitschgefahr. Aber Lee Sung-U schützt seine Geschichte davor durch leise Ironie und durch eine knappe, präzise Sprache, die umstandslos zwischen harten Wirklichkeitsbeschreibungen und poetischen Landschaftsbildern wechselt.«
»Wie gut kennen wir eigentlich unsere eigene Familie? Was bedeutet sie uns? Ki-Hyeon merkt bei seinen Ermittlungen vor allem eins: Dass seine Familie bisher ein Mysterium war, ein Mysterium, das sich zu lüften lohnt...«
»Wie stark eine belastete Vergangenheit die Gegenwart bestimmen kann, beschäftigt Lee Sung-U. Er erzählt in einer knappen, präzisen Sprache die Geschichte einer vierköpfigen Familie, die nach und nach erkennen muss, wie sie, teilweise ungewollt, in die geheimdienstlichen Machenschaften der südkoreanischen Militärdiktatur verstrickt ist. Für Lee Sung-U, der in Seoul evangelische Theologie studiert hat, ist Menschsein durch eine Sehnsucht nach dem Verborgenen gekennzeichnet. ›Die meisten können eigentlich gar nicht anders, als ein Sein und eine Kraft anzuerkennen, die namenlos sind.‹ Das Interesse an Religion und Metaphysik beherrscht vor allem die frühen Werke. Das Porträt des Erysichthon (1990; nicht übersetzt) setzt sich mit dem Attentat auf Papst Johannes Paul II. auseinander. Der Roman Am Anfang war die Versuchung (1998; nicht übersetzt) verarbeitet die Frage des Schuldigwerdens anhand der biblischen Geschichten von Kain und Abel, Mose und dem Turmbau zu Babel. In der koreanischen Literatur galt das Christentum bislang als Sprengstoff des überkommenen Weltverständnisses. Für Lee, dessen Familie atheistisch beziehungsweise buddhistisch geprägt ist, gibt es diesen Konflikt zwischen christlichem Glauben und anderer Weltanschauung nicht. ›Seit meiner Jugend habe ich das Christentum von Natur aus akzeptiert‹ – als Symbol der Moderne.«
»Eine psychologisch dichte, fesselnde und anspruchsvolle Familiengeschichte. Überall empfohlen.«
»Lee Sung-U entführt den Leser in einen Zauberreich. Es gelingt ihm, die Melancholie und Furcht seiner Figuren zu überwinden, die Türen des Traums einen Spalt weit zu öffnen und der Liebe ihre mythische Dimension zurückzugeben.«