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Mahi Binebine

Kannibalen

Roman
Aus dem Französischen von Patricia A. Hladschik
Ein Grüppchen Flüchtlinge, die gemeinsam am Strand von Tanger auf das Boot des Schleppers warten – kurz vor dem Ziel, der Festung Europa.
 Taschenbuch
€ 9.90, FR 17.90, € [A] 10.20
broschiert
Vergriffen. Keine Neuausgabe
UT 300
192 Seiten
ISBN 978-3-293-20300-6

 
Unter dem umgestürzten Boot am Strand herrschte ein Friede, den Nuarâ mit ihrem Kind um nichts in der Welt eingetauscht hätte. Sie hat sich hier versteckt, um nicht von der Polizeipatrouille entdeckt zu werden. Die Schreie des Babys drohten sie und das Grüppchen Flüchtlinge, die gemeinsam am Strand von Tanger auf das Boot des Schleppers warten, zu verraten – so kurz vor dem Ziel, der Festung Europa. Einer von ihnen ist der junge Azûz, der die Geschichten seiner Schicksalsgenossen mitfühlend und voll trauriger Komik aufleben lässt. Er erzählt aber auch, wie sie vor Kälte und Angst zitternd auf das Zeichen zum Aufbruch warten und wie sie versuchen, die Lichter am Horizont zu deuten – künden sie vom gelobten Land oder sind sie eine Falle? Die Nacht zieht sich quälend in die Länge.

Stimmen

»Mit ›Kannibalen‹ ist dem marokkanischen Autor Mahi Binebine ein brandaktueller literarischer Wurf gelungen! Sein Roman leistet einen eindrücklichen Beitrag zur Erhellung der im Dunkel liegenden Schicksale jener Menschen, welche sich am nordafrikanischen Ufer für viel Geld einer Schlepperbande anvertrauen, um sich illegal über die Straße von Gibraltar nach Spanien schmuggeln zu lassen.«

Readme.cc – Bücher für die Zukunft

»Ein Roman über afrikanische Flüchtlinge, die sich einen lebensgefährlichen Platz auf einem Boot Richtung Europa durch die Meerenge von Gibraltar gekauft haben, heißt ›Kannibalen‹ und schildert anhand einzelner Schicksale die Tragik des ganzen Unterfangens. Mahi Binebine, Schriftsteller und Maler aus Marokko, gibt den Ungezählten Namen und ihr individuelles Schicksal. Er hat einen modernen Roman mit tragischer Problematik sprachlich hervorragend auf den Punkt gebracht.«

Karin Liersch, Lo'Nam, Berlin

»Architektur und Sprache des Romans sind anspruchsvoll und dabei nie gestelzt. Insgesamt ein bis zum letzten Satz sehr spannendes, berührendes und angenehm zu lesendes Buch.«

Siegrid Tautz, Entwicklungspolitik, Frankfurt

»Binebine dosiert, gestaltet und verflicht die Elemente dieser sinistren Erzählung mit so viel Geschick, dass man der Last des Mitgeteilten im Moment nie restlos gewahr wird: Sie sammelt sich im Hintergrund des Bewusstseins und wird doch stets gehalten von der klugen Balance aus Menschlichkeit und Mutterwitz, mit der Binebine seinen Erzähler ausstattet.«

Angela Schader, Neue Zürcher Zeitung

»Ein realistisches Prisma der in Europa unsichtbaren sozialen Tragödien in Marokko.«

Hans-Dieter Grünefeld, Buchkultur

»Hervoragend erzählte Literatur aus dem Maghreb, die voll am Puls der Zeit ist, ohne in Klischees zu verfallen. Witzig und berührend – eine Entdeckung!«

Susanne Schanda, Zeitung im Espace Mitteland

»Ein Buch, das hinter die Agenturmeldungen über Flüchtlingsdramen und Asylstatistiken schauen lässt, das die trockenen Zahlen mit Leben füllt, das die eindrücklichen Lebensbilder der Protagonisten mit Witz und Sinn für Situationskomik erzählt. Vergnüglich, spannend und hintergründig.«

Riehener Zeitung

»Binebine ist ein moderner Marokko-Roman gelungen, der Menschen im Westen interessieren wird, ein literarisch intensives und schonungslos authentisches Buch.«

Florian Vetsch, Saiten, St. Gallen

»Voller Farbe, Witz und Ironie.«

Deutsch-Maghrebinische Gesellschaft

»Die Rahmenhandlung hält eine Fülle von Geschichten locker zusammen, aber Mahi Binebine, im Unterschied zum ernsten Moralismus Tahar Ben Jellouns, schreibt mit einem Augenzwinkern, das gleichwohl den Ernst der Sache nicht verhöhnt. So reiht sich ’Kannibalen’ würdig in die europäische Tradition des Schelmenromans.«

Peter Winterling, Badische Zeitung

»Mahi Binebine malt mit klaren Farben von einer eindringlichen Leuchtkraft. Rote und blaue Farbtöne fließen ineinander und zeigen Umrisse von Menschen, Menschen mit Masken, schattenhafte Silhouetten von Frauen. Frauen spielen auch in seinem literarischen Werk eine wichtige Rolle, Mahi Binebine entwirft sie als starke Persönlichkeiten, die ihren Willen allen widrigen äußeren Umständen zum Trotz durchsetzen.«

Katrin Schneider, Quantara.de

»›Kannibalen‹ ist ein Roman über Kulturkonflikte und Europa im Vorfeld der Emigration, die Kulturen fressen einander selbst, könnte man den Titel etwas vage auslegen. Gezeigt wird nicht nur das Schicksal, wenn es in Form der Emigration ausgebrochen ist, sondern der Druck, der zu diesem Schicksal führt. Und bei dieser Gelegenheit erfährt die Leserschaft eine Menge über jene Länder und Kulturen, die unendliche Menschenmassen ausspucken, verstoßen oder vertreiben. Mahi Binebines Roman öffnet die Augen der Leser mit Spannung, Aufklärung und letztlich auch Befreiung.«

Helmuth Schönauer

»Die Menschenschicksale, die Binebine in dem Roman ›Kannibalen‹ in Tanger versammelt, wirken mit Ihren fantastischen Lebensgeschichten überzeugend: So schauen die aus, die nichts zu verlieren und alles zu gewinnen haben. ›Alles‹ steht dabei für die Überfahrt nach Spanien unter dem Geleitschutz dubioser Schlepper. Binebine schildert schonungslos und erlaubt sich Sarkasmus im größten Leid.«

Wirtschaftsblatt

»Über die Menschen, die nach Europa flüchten, wissen wir – allen Meldungen und Berichten zum Trotz – so gut wie nichts. Der Marokkaner Mahi Binebine, einer der bekanntesten und interessantesten Autoren Nordafrikas, der mittlerweile in New York und Paris lebt, beschäftigt sich in ›Kannibalen‹ mit den Menschen, die irgendwann in ihrem Leben zu illegalen Einwanderern werden. Während die kleine Gruppe von Flüchtlingen auf den Moment wartet, das zerbrechliche Boot von Tanger nach Algeciras zu besteigen, erzählt Azuz, die intelligente und sympathische Stimme der Gruppe, berührende, komische und wunderbare Geschichten von sich und seinen Mitstreitern, vom Leben auf einem bunten Kontinent ohne Perspektive.«

Tiroler Tageszeitung

»›Kannibalen‹ von Mahi Binebine ist ein authentisches Zeugnis der afrikanischen Flüchtlingsproblematik, lebensnah und anschaulich. Manchen Europäer mag beim Lesen solch tragischer Schicksale der leichte, humorvolle Ton des Autors befremden. Doch die Lebensart der Afrikaner ist eben eine andere als die der Europäer: Je mehr sich die Lage verschlimmert, desto mehr singt man in Afrika.«

Jutta Fenk-Esterbauer, Donau Kurier

»Was den neuen Roman des marokkanischen Schriftstellers und Malers Mahi Binebine anlangt, so vereint er das Gepräge des Zeiterzeugnisses mit der Höhenlage des sprachlichen Kunstwerks. Die Übersetzung von Patricia Hladschik wird dem Niveau des Textes gerecht.«

Fritz Peter Kirsch, Die Furche

»Dass die Kunst des Erzählens ihre Wurzeln in Nordafrika, im Land von tausend und einer Nacht hat, wird hier deutlich. Mahi Binebine kann Schmerz, Trauer und Verzweiflung schildern, ohne den schmalen Streif der Hoffnung am Horizont aus dem Blick zu verlieren.«

Manfred Hahn, Aachener Nachrichten

»Binebine erzählt spannend, die Geschichte und insbesondere die Geschichten der Protagonisten ziehen den Leser in ihren Bann … Sehr empfohlen.«

fsb
 

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Andere Werke von Mahi Binebine

Bibliografie

Originaltitel: Cannibales (1999)
Originalsprache: Französisch
Erstauflage: 21.7.2004
Auflage: 1