Zur Erinnerung: »Seveso«
Am 10. Juli 1976 explodiert ein Reaktor der Chemiefabrik Icmesa beim norditalienischen Städtchen Seveso. Eine weiße Wolke tritt aus, die einen üblen Geruch verbreitet. Tagelang beschwichtigen die Verantwortlichen. Dann geben sie bekannt, dass neben Trichlorphenol auch hochgiftiges Dioxin ausgetreten ist. Erst zwei Wochen nach dem Unfall ist das Ausmaß der Katastrophe so weit geklärt, dass die Bevölkerung evakuiert wird. 15000 Quadratkilometer, auf denen 37000 Menschen lebten, sind verseucht. Zehntausende von Vögeln und Haustiere verenden. In den Folgejahren werden 77000 Nutztiere getötet. 447 Menschen, vor allem Kinder, leiden an Hautverätzungen. Da vermutet wird, dass Dioxin Embryonen schädigt, brechen viele Frauen ihre Schwangerschaft ab. Offiziell bezahlt die Firma Hoffmann-La Roche 350 Millionen Franken an Private und Behörden für Dekontaminierung und Wiedergutmachung. »Seveso« war der bis dahin schwerste Chemieunfall in Europa und wurde zum Symbol.
»›Zwischenfall in Seveso‹ ist zugleich ein Mahnmal und ein flammender Appell an die Weltkonzerne, Sicherheitsmassnahmen nicht hinter die kurzfristige Profitmaximierung zurückzustellen. Sambeths Buch zeigt eindrücklich, dass Umweltkatastrophen jederzeit und überall möglich sind.«
»80 Prozent Realität, zehn Prozent ›habe ich von Dritten gehört‹, weitere zehn Prozent Mutmaßungen: Das ist der Stoff, aus dem Sambeths Tatsachenroman besteht. 28 Jahre lang hat er geschwiegen. Er wusste viel über Seveso, doch selbst als er 1983 vor einem italienischen Gericht stand, brach er sein Schweigen nicht. Er wollte Hoffmann-La-Roche decken. Sambeths Fazit ist jedoch, dass es ›nichts Dämonisches in dieser Geschichte gibt‹, allerdings ›Murks, Chaos, Angst und Feigheit‹.«
»Sambeth beschreibt seine eigene Zerrissenheit, die Machtspiele und die Intrigen, die in den Direktionsetagen eines Weltkonzerns herrschen, in dem im Großen und Ganzen nur der Profit und die eigene Position wichtig sind. Zwischenfälle, Katastrophen und Unfälle müssen schnellstmöglich und möglichst billig aus der Welt geschafft werden. An die Opfer wird kein Gedanke verschwendet.«
»Eine interessante — zwar subjektiv gefärbte aber dennoch realistische Nahaufnahme der Chefetage eines Pharma-Welt Konzerns.«
»Sambeths Buch gibt einen Einblick in das Innenleben eines Weltkonzerns, ohne jedoch den Anspruch zu erheben, reine Wirklichkeit darzustellen. Der Autor gibt offen zu,«sich zwischen Realität und Fantasie eine eigene Wahrheit geschaffen zu haben». Der Insider verrät viel über Machtverhältnisse, Chefsesselgespräche, Vertuschungen und spannendem Kräftemessen in der Chefetage des Roche-Konzerns.«
»In seinem Buch rekonstruiert Sambeth den tragischen Unfall, dessen unglaubliche Vorgeschichte und dessen sogenannte Bewältigung. Schon vor seiner Verurteilung hat er begonnen, nach den wahren Hintergründen zu forschen – eine Aufgabe, die ihn nicht mehr losliess.«