Liebe Buchhändlerin
Lieber Buchhändler
Unter all den Abgründen, welche die Menschheit in zwei Gruppen teilen (Mann und Frau, Arm und Reich, Raucher und Nichtraucher etc.) sind wir in diesen Monaten auf einen gestoßen, der bislang zu wenig Aufmerksamkeit erfahren hat: dem zwischen Schenkathleten und Schenkmuffeln.
Der Schenkmuffel ist noch am Vortag eines Geburtstags ratlos. Dann forscht er vielleicht auf einer Geschenktipp-Website, streift bang durch die Warenhäuser, und wenn er nicht klug genug ist, sich in einer Buchhandlung anregen zu lassen, endet er bei einer Kerze, einer Krawatte oder einem CD-Gutschein.
Der Schenkathlet dagegen hält das ganze Jahr über Aug und Ohr offen: In der Küche fehlt ein gutes Tranchiermesser! Statt des kratzigen Leintuchs eines aus Satin! Und wenn er klug genug ist, sich in der Buchhandlung beraten zu lassen, liefert er einen präzisen Steckbrief mit Interessensgebieten, Geschmacksvorgaben und stilistischen Vorlieben und lässt sich ein garantiertes Glücksbringerbuch einpacken.
Auf solche Grundfragen der Menschheit stößt man, wenn man Bücher vorbereitet wie die auf den Seiten 13 bis 15 dieser Vorschau. Wir suchten Texte, die Hirn und Herz gleichzeitig entzünden. Die kluge Menschen nicht nur interessieren, sondern auch bereichern, berühren und schmunzeln machen. Die man mit annehmbarer Sicherheit empfehlen und verschenken kann.
Die man vor allem auch sich selbst schenken kann. Denn für Muffel wie Athleten gilt die menschheitsübergreifende Lebensregel: Wer sich selbst beschenkt, macht den Tag zum Geburtstag. Drum schenken Sie sich vielleicht in diesen Wochen die Lektüre des Leseexemplars von Don Ottos Klassikkabinett, das zu Ihnen unterwegs ist.
Mit vielen Grüßen aus dem Unionsverlag
Lucien Leitess