Thanh-Van Tran-Nhut wird 1962 in Huê (Vietnam) geboren, ihre Schwester Kim Tran-Nhut 1963. Die Eltern arbeiten als Lehrer der Mathematik und Naturwissenschaften. Ruhige Tage in einem großen Haus am Ufer eines Flusses.
1968 zieht die Familie in die USA; die Eltern hatten beschlossen, in einem der kältesten Staaten des Landes zu studieren: Michigan. Unvergessliche Jahre, geprägt von Schneestürmen und Tornados und im Zeichen von Peace & Love. Frisbees setzen zum Höhenflug an, und der Mensch setzt seinen Fuß auf den Mond.
1971 zieht die Familie nach Frankreich. Ein neues Leben mit einer neuen Sprache in einer kleinen Stadt in der Haute-Saône beginnt. Jugend in Schlaghosen und Clarks. David Carradine, verrückt nach Kung-Fu, irrt mit nackten Füßen über die endlosen Dünen, und David Vincent, fasziniert von Invasoren, sucht immer nach einer Abkürzung, die er nie findet.
Nach dem Abitur trennen sich die Wege der beiden Schwestern. Kim widmet sich naturwissenschaftlichen Studien in Frankreich, während Thanh-Van in die Vereinigten Staaten zurückkehrt: die Sonne von Pasadena, Richard Feynman spaziert im Schatten der Olivenbäume, und das erste Keck-Teleskop wird in Betrieb genommen. Einige Jahre später kommt Thanh-Van mit einem Diplom des California Institute of Technology als Maschineningenieurin nach Frankreich zurück und taucht in die Welt der Informatik ab.
1999 stürzen sich die beiden Schwestern in das Schreiben einer Serie von Kriminalromanen, deren Schauplatz Vietnam im 17. Jahrhundert ist. Der Urgroßvater mütterlicherseits – eine mythische Figur in der Familie, weil er bereits sehr jung das Amt eines Mandarins, angetreten hatte – dient als Modell für den Romanhelden. Er leiht seine Intelligenz und seinen Scharfsinn einem jungen Beamten, Tân, der ausgesprochen männliche Charakterzüge zur Schau stellt und äußerlich einem Krieger gleicht. Zur großen Freude der Autorinnen wird der erste Fall von Tân, Le Temple de la Grue Écarlate (Der Tempel des scharlachroten Kranichs), vom Verlag Philippe Picquier veröffentlicht.
Im Jahr 2000 geht das Abenteuer mit dem Erscheinen von L’Ombre du prince (Der Schatten des Prinzen) weiter. Darin beschäftigt sich der Mandarin Tân in der Hauptstadt Thang Long, heute Hanoi, mit einem rätselhaften Fall von Serienmorden.
Das dritte Buch in der Reihe, La Poudre noire de Maître Hou (Das schwarze Pulver von Meister Hou), schreibt Thanh-Van ohne ihre Schwester, aber nach einer gemeinsam ausgedachten Handlung. Der Akzent in diesem Band liegt auf der Öffnung von Vietnam zur westlichen Welt, was sich in der Ankunft von europäischen Waren und französischen Jesuiten zeigt.
2002 ist für Thanh-Van das Jahr des großen Glücks: Sie kann den uralten Traum einer Reise rund um die Welt verwirklichen. Rucksack und Bergstiefel. Die Tierwelt in Kenia und der Große Afrikanische Grabenbruch in Tansania. Der heilige Vulkan der Massai, die verehrten Vulkane der Indonesier, taoistische Berggipfel in China, buddhistische Tempel in Korea, Angkor mit dem Fahrrad, bolivianische Wüsten mit dem Jeep, den Weg der Inkas zu Fuß, die Gletscher von Alaska in der Morgendämmerung, heiße Quellen in Japan im Herbst, Tränen auslösende Erinnerungen an Vietnam, Zick-zack auf dem Äquator, australischer Himmel und ein nordlichtähnliches Morgenrot.
Zurück von der Reise, schreibt Thanh-Van alleine den vierten Band mit den Abenteuern des Mandarins Tân, L’Aile d’airain (Der Flügel aus Erz). Auch die beiden weiteren Folgen stammen allein von Thanh-Van: L’Esprit de la renarde (Der Geist der Füchsin) erscheint 2005, Les Travers du docteur Porc (Die Wunderlichkeiten des Doktor Porc) 2007.