»Forever Amber, geschrieben 1944 von Kathleen Winsor, wurde damals von den Behörden Bostons wegen ›Obszönität und Anstößigkeit‹ verboten. Das alleine hätte genügt, um meine Neugierde zu wecken, aber im Jahr 1956 stand dieses Buch ganz harmlos auf dem Bücherregal der kleinen Dorfbibliothek an der Nordküste von Oahu, Hawaii, wo meine Familie die Sommer zu verbringen pflegte.
Das Buch spielt im London des 17. Jahrhunderts und erzählt die Geschichte von Amber St. Clare. Als 16-Jährige sich selbst überlassen, wird sie in Newgate eingesperrt, wo sie vom schneidigen Piraten Black Jack Mallard unter die Fittiche genommen wird. Er setzt sich für ihre Freilassung ein und bringt sie als ›working girl‹ (Dirne) nach Whitefriars. Sie findet einen edlen Beschützer, heiratet einen alten Mann, überlebt die Pest und wird Geliebte von König Karl II. Am Ende des Buches segelt sie nach Amerika, um ihre wahre Liebe zu suchen, den Ritter Lord Bruce Carlton. Da Frau Winsor niemals so vulgär sein würde, Amber als Prostituierte zu bezeichnen, habe ich die Bezeichnung ›working girl‹ damals wörtlich genommen – ich stellte mir vor, dass sie als Hausangestellte arbeitete oder vielleicht auch als Konditorin. Wie auch immer, Amber war sozusagen meine erste erotische Erfahrung.
Revisionistische Kritiker haben dieses Buch schon mit den Werken von Camus, Defoe und Thackeray verglichen. Bei der Erstpublikation von Forever Amber hat der Staatsanwalt von Massachusetts vor Gericht die sieben Abtreibungen und 39 unehelichen Schwangerschaften beanstandet, die (zusätzlich zu den zehn Frauen, die ihre Kleider in der Anwesenheit von Männern abstreifen) im Buch gezeigt würden. Ich selbst bin weder schwanger geworden, nachdem ich es gelesen hatte, noch habe ich mich nackt Männern vorgeführt, aber ich war fasziniert. Ich habe mich wahrhaftig verliebt.«
The Times, 12.07.2007
http://www.time.com/time/specials/2007/article/0,28804,1642805_1642798_1642784,00.html