Romane bieten keine Lösungen, können aber inspirieren
In ihrem Roman Der schmale Pfad verdeutlicht Ayşe Kulin, wie »sinnlos« das türkisch-kurdische Dilemma ist, und kommentiert das Geschehen in der Türkei anhand der Lebensgeschichten zweier gegensätzlicher Frauen. Der Roman erzählt von einem Tag, den die Journalistin Nevra gemeinsam mit Zeliha aus dem Südosten, die zwischen Sitten, Bildungsmangel und Eltern ihr Leben lang Prüfungen ausgesetzt ist, in einer Gefängniszelle verbringt. Auch wenn ein Tag kurz erscheinen mag, beginnen wir doch bei der Kindheit der beiden Frauen und gelangen so in die Gegenwart. Die beiden Heldinnen werden mal mit den Ereignissen konfrontiert, hervorgerufen von Ideen, für die sie ihr Leben lang eingetreten sind; dann sehen sie, wie nah sie sich sind, wenn es um die wesentlichen Dinge im Leben geht. Die Dialoge berühren all dies und greifen schließlich auch das kurdisch-türkische Problem auf; hier setzt der Versuch ein, sich gegenseitig zu überzeugen. Wir sprachen mit der Schriftstellerin Ayşe Kulin über ihren neuen Roman und den Unterschied zwischen den Frauen in Ost und West.
Sie vergleichen die Journalistin Nevra Tuna mit Zeliha Bora und verweisen auf die Launenhaftigkeit der modernen Frau. Auch Ihr Roman Füreya enthielt diese Art von Kritik. Wer ist Ihrer Meinung nach die moderne Frau? Was ist ihr Platz, ihre Haltung in der Gesellschaft? Wo zum Beispiel stehen Sie?
Ich glaube, hinsichtlich der modernen Frau haben wir es mit einer Begriffsverwirrung zu tun. Die moderne Frau ist nicht diejenige, die sich nach der neuesten Mode kleidet und an den angesagtesten Locations auftaucht, sondern es ist die Frau, die gebildet und erfolgreich auf eigenen Füßen steht und den Problemen ihres Landes und ihrer Zeit gegenüber aufgeschlossen ist. Solche Frauen können eine wichtige Rolle bei der Entwicklung ihrer Gesellschaft spielen. Allerdings kommt den Frauen, auf die diese Beschreibung zutrifft, aufgrund der Umstände im Land meist gar nicht zu Bewusstsein, welches Glück sie haben. Ich bin möglicherweise eine moderne Frau, aber ich bin eine Frau des 20. Jahrhunderts. Ich wünsche mir, dass die Frau des 21. Jahrhunderts besser ausgerüstet und mit den Problemen des Landes sehr viel vertrauter sein wird als ich. Zur Lösung der Frauenprobleme in diesem Land muss die Hälfte der Parlamentsabgeordneten weiblich sein.
Nevra ist zwar keine Politikerin, aber doch eine Journalistin, die sich für den Schutz der Frauen vor Unrecht und Unterdrückung einsetzt. Glauben Sie, dass Journalistinnen tatsächlich eine solche Aufgabe haben?
Ich denke, dass nicht nur Autorinnen mit einer Zeitungskolumne eine solche Aufgabe haben sollten, sondern jede Frau, die schreibt, die vernünftig denken kann, ja, jeder Mensch. Niemand will die Verantwortung übernehmen, die daraus resultiert, ein Bürger zu sein. Dabei müsste sich die Stimme jedes einzelnen Menschen gegen jede Art von Unrecht erheben können, ob er nun eine Kolumne in einer Zeitung schreibt oder an einer Ecke Zeitung verkauft.
Beim Vergleich zwischen der Stadtbewohnerin und der Frau im Südosten wird uns der Unterschied anhand konkreter Beispiele vorgeführt. Ist dieser Vergleich gewollt, um die Frau im Südosten pointierter darstellen zu können?
Ja, es ist ein gewollter Vergleich. Da ich davon aus ging, dass es Frauen im Westen sein werden, die mein Buch lesen, wollte ich ihnen zeigen, unter welchen Umständen ihre Schwestern im Osten leben. Wir haben es mit einer Vielzahl von ineinander verwobenen Türkei-Bildern zu tun. Es gibt hoch entwickelte Gebiete und daneben Regionen, die noch im Mittelalter verwurzelt sind. Es gibt Menschen, die ihre Köpfe auf moderne Werte ausgerichtet haben, ebenso wie Köpfe, die das Denken scheuen. Betrachten wir das Ganze einmal aus der Sicht der Frau, so haben die meisten, die unter guten Bedingungen in einer der drei großen Städte leben, keine Ahnung von der Unterdrückung und der Verzweiflung der Frauen im Osten. Natürlich wollte ich in dem Roman auf diesen Unterschied hinweisen. Doch Romane sind keine didaktischen, pädagogischen, lehrreichen Sachbücher. Die Leute lesen Romane nicht, um etwas zu lernen. Deshalb habe ich mich darauf beschränkt, auf die Probleme hinzuweisen. Im Gegensatz zu dem, was manche Kritiker glauben, werden Lösungen nicht von Romanen geschaffen, sondern von Politikern und Staatsmännern.
Auch wenn Sie es nicht didaktisch tun, so zeigen Sie doch auf, wie sinnlos der türkisch-kurdische Konflikt eigentlich ist. Können wir festhalten, dass der Roman in dieser Hinsicht eine Mission erfüllt? Beziehungsweise wollen Sie, dass das Buch eine Mission übernimmt?
Sicher. Mein Ziel ist es, zum Frieden aufzurufen, zu erzählen, dass die beiden miteinander lebenden Gesellschaften keinen anderen Weg haben, als sich zu versöhnen. Warum einige »Kolumnen-Kadis« derart heftig auf den Roman reagiert haben, ist unbegreiflich. Welche Wunderformel haben sie denn in ihren Sitzungen auf der Suche nach Lösungen mit dem Ministerpräsidenten entwickelt, außer patriotische Gedichte zu rezitieren und den Leuten im Südosten zu schicken? Den Literaten fällt es zu, ihre Leserinnen und Leser dahingehend anzuregen, dass die Probleme des Landes nicht mit Gewalt, sondern in Frieden und Freundschaft gelöst werden können. Romane können nur inspirieren.
Trotz der tief verwurzelten Freundschaft in der Vergangenheit gelingt es Nevra nicht, Zeliha zu überzeugen. Können wir daraus ableiten, dass es für die Lösung des türkisch-kurdischen Problems Zeit braucht?
Will man realistisch sein, ja. Diejenigen, die auf beiden Seiten im Abseits stehen, machen mehr Lärm als die klar Denkenden, sie sind präsenter im Alltag und verhindern leider eine Lösung. Ich hatte gehofft, von den Frauen würde ein Aufruf zum Dialog kommen, doch leider ist das bisher nicht geschehen.
Da Sie vom Dialog sprechen – in einem Interview äußerten Sie, Sie würden die kurdische Politikerin Leyla Zana gern von Frau zu Frau treffen und sie zu verstehen suchen. In den Lebensläufen von Zana und Zeliha finden sich Ähnlichkeiten. Ist die Zeliha im Roman Leyla Zana? Ist eine Begegnung zustande gekommen?
Nein. Ich habe Zana nie getroffen. Hätte ich sie getroffen, wäre es möglich gewesen, ihre Vorstellungen wiederzugeben. Die kurdische Frau Zeliha in dem Buch ist nicht Leyla Zana. Sie ist eine absolut fiktive Figur. Außer der politischen Gefangenschaft gibt es keine Ähnlichkeiten zwischen Leyla Zana und Zeliha. Ebenso wenig bin ich die Nevra in dem Buch. Meine Eltern haben sich nicht scheiden lassen, mein Vater war nicht Landrat, ich habe keinen Bruder, ich bin nicht im Südosten und in Izmir aufgewachsen. Auch habe ich nicht im Ärger auf meinen Mann eine Küchenmaschine aus dem Fenster geworfen. Bei den Zeitungen, für die ich gearbeitet habe, hatte ich keinen Liebhaber. Was soll ich sonst noch sagen ...
In Ihrem Buch schreiben Sie: »Der schmale Pfad könnte ein Anfang sein.« Wird es eine Fortsetzung geben? Werden Sie auch von den Tagen erzählen, an denen Nevra und Zeliha dieselben Ideale verfolgen?
Selbstverständlich. Wenn ich jemanden finde, der meine Hand nimmt, bin ich bereit, Hand in Hand loszulaufen. Gibt es eine Person, die meine Hand ergreift? Wäre es doch so! Könnte ich mich doch eines Tages daran machen, einen Roman mit dem Titel »Jener Tag ist endlich da« schreiben! Eigentlich kenne ich auf beiden Seiten viele Menschen, die bereit sind, sich die Hände zu reichen. Ich wünsche mir, dass ihr gesunder Menschenverstand die Oberhand gewinnt.
Das Interview führte Tûba Kabacaoğlu, erschienen in: Aksiyon , 3.10.2005
Ein Buch, das für Wirbel sorgt
In ihrem jüngsten Buch erzählt Ayşe Kulin von der Begegnung einer ehemaligen Abgeordneten, die wegen Separatismuspropaganda im Gefängnis sitzt, mit einer Journalistin, die drauf und dran ist, ihren Job zu verlieren. Eine der beiden Heldinnen des Buches, Zelha Bora, ähnelt in erstaunlicher Weise Leyla Zana. Wir sprachen mit Ayşe Kulin über das, was, in Der schmale Pfad zwischen den Zeilen steht.
Sie befassen sich mit einem Thema, das noch immer ein Tabu ist für unser Land: der türkisch-kurdische Konflikt. Schon deshalb wird das Buch für Wirbel sorgen, was meinen Sie?
Es gibt nichts in dem Roman, das nicht bereits bekannt oder gesagt worden wäre. Ich glaube, dass dieses Problem dringend gelöst werden muss, daher habe ich mich bemüht, das Geschehen neutral zu betrachten. Das Kurdenproblem ist ein sehr ernstes Problem, das unbedingt angegangen werden muss. Voraussetzung ist, dass beide Seiten konstruktiv an die Sache herangehen, auch sich selbst infrage stellen und dass das Blutvergießen aufhört. Es ist mir unerträglich, dass nach wie vor junge Menschen sterben. Ich habe nicht vor, Krach zu schlagen, sondern will zu einer Lösung beitragen.
Es ist, als hätten Sie diesmal ein Buch in einem anderen als ihrem typischen Stil geschrieben. Was ist der Grund für diesen Wandel?
Ganz im Gegenteil, ich bin der Meinung, dass ich stets auf derselben Linie bin. In Sevdalinka habe ich die unterdrückte muslimische Bevölkerung beschrieben, in Köprü die armen Menschen im Osten, in Nefes Nefese eine Gesellschaft, die Opfer eines Genozids wurde, in Kardelenler die Mädchen vom Lande, die darum kämpfen, zur Schule zu gehen, in Gece Sesleri die von Putschen getroffenen Menschen und das hässliche Gesicht der Politiker. Mir geht es beim Schreiben immer darum, die Finger auf die sozialen Wunden zu legen.
Haben sich Ihre Reisen in die südöstlichen Provinzen, die Sie in letzter Zeit unternommen haben, auf die Entstehung dieses Buches ausgewirkt?
Voll und ganz gestellt habe ich mich den Problemen im Osten beim Schreiben von Köprü. Mit dem, was man liest oder im Fernsehen sieht, kann man nur einen vagen Eindruck erhalten, aber es wird nicht wirklich Wissen vermittelt. Nach Köprü unternahm ich mehrere Reisen, um dem Osten näherzukommen. Es war ein Abenteuer für sich, während der Entstehung von Kardelenler zu Gast in den Häusern sehr armer Familien in den Dörfern im Osten und Südosten zu sein, mit ihnen zu reden, sie aus nächster Nähe kennenzulernen. Neunzig Prozent der Familien, die ich besuchte, sind kurdischer Abstammung. Ich mochte die Menschen und stellte fest, dass wir genau gleich sind. Warum nur sind wir dann außerstande, einander zu verstehen?
Sowohl Zelha als auch Nevra sind gebeutelte Frauen. Nevra hinterfragt sich selbst, ihr Frauendasein und ihren Lebensstil und sieht neben dem, was Zelha durchmachte, ihre eigenen Erlebnisse in gewisser Weise als »Eskapaden eines bürgerlichen Mädchens«. Zelha dagegen stellt sich nicht infrage. Warum ist das so?
Zelha hat bei all ihrem Kummer gar keine Zeit, sich zu hinterfragen, und zudem sind die Frauen in ihrem sozialen Umfeld es nicht gewohnt, ihre Situation infrage zu stellen – ebenso wenig wie sie um ihre eigenen Rechte und Stärken wissen.
Gibt es auch in diesem Buch Stellen,wo Sie Elemente aus Ihrem eigenen Leben eingebaut haben, Stellen, an denen Sie »die Seiten infiltriert haben«, wie Sie es selbst einmal ausdrückten?
Nein. Mit Nevra Tuna habe ich weder viel noch wenig zu tun. Ich wuchs in einer sehr glücklichen Familie auf der Achse Ankara–Istanbul auf. Meine Eltern sind nicht geschieden, sie haben sich nicht gestritten, und Geschwister habe ich auch nicht. Der einzige Punkt, an dem ich mit Nevra übereinstimme, ist mein Wunsch, das kurdische Problem möge so schnell wie möglich auf Dauer gelöst werden.
Ein Thema, über das sich Zelha und Nevra in dem Buch nicht einigen können, ist die Frage, ob mit Bildung für die Mädchen im Osten und Südosten die Probleme der Region gelöst werden können. Als Autorin, Frau und Intellektuelle, die die Region aus nächster Nähe kennt, frage ich Sie, wo Ihrer Meinung nach die Lösung des Problems liegt?
Hätte ich doch die Voraussetzungen, diese Frage zu beantworten! Ich bin lediglich Schriftstellerin. Meine eigene Lösung zeige ich in dem Roman auf, indem ich auf die Bedeutung von Bildung hinweise. Ich denke, wir können nur mittels richtiger Bildung verhindern, dass Menschen, die nicht einmal in der Lage sind, ihren Namen zu schreiben, von angeblichen Hodschas ohne jede Bildung verführt werden. Es gibt eine große Masse, die versucht, Krankheiten durch Besprechen zu heilen, schwierige Schicksale durch Talismane zu wenden, und die es für Sünde hält, Wasser im Stehen zu trinken. Die Dummheit lässt mir das Herz bluten. Sicher gibt es auch ganz andere Lösungen als die, die ich mir vorstelle. Die Meinungen von Sozial- und Erziehungswissenschaftlern sind meines Erachtens wichtiger als die einer Schriftstellerin. Fragen, die meine Kapazität übersteigen, möchte ich nicht beantworten.
Ihr Großvater war der letzte Finanzminister der Osmanen. Ihr Vater ein begeisterter Anhänger der Republik. Sie stammen aus einer Synthese, die beide Seiten der politischen Geschichte sieht. War das hilfreich beim Schreiben?
Mein Leben lang habe ich von der Hefe des Schatzes, den meine Familie mir hinterlassen hat, profitiert. Sicher wird in dem Roman der Einfluss der verschiedene Kulturen integrierenden Osmanen ebenso deutlich wie der meiner Abstammung von einem patriotischen Bürokraten. Meine Familie hat sehr enge Freunde in den griechischen, armenischen und jüdischen Gemeinden, einige davon nenne ich Onkel und Tante, wie Tante Mari, Onkel Sava, Schwester Siranuş und Bruder Marsel. Ich wuchs auf, ohne die Zugehörigkeit zu einer bestimmten Religion oder Nation überhaupt wahrzunehmen. Wie könnte ich da die Kurden als Fremde betrachten?
Das Interview führte Emel Lakşe, erschienen in: Haftalık, 6.7.20005
Die Kinder eines Landes sollen zusammenleben
Der Titel Ihres Buches Der schmale Pfad rührt daher, denke ich, dass Sie vieles in diesen einen Tag gepackt haben.
Der schmale Pfad beschreibt nicht nur den Zeitabschnitt, hier ist aus meiner Sicht auch Hoffnung enthalten, wie wir sie ausdrücken, wenn wir sagen: »Hoffentlich eines Tages«, »bestimmt eines Tages«, sogar »eines Tages ganz sicher«. Und um zu diesem Tag zu gelangen, begeben sich zwei Frauen auf eine Reise zu den Ereignissen ihres persönlichen Leidenswegs, aber auch zu jenen, die das ganze Land durchlebt und von denen auch sie betroffen waren.
Gleich zu Beginn des Buches steht einleitend ein Wort von Rumi: »Sie waren getrennt und doch wie eins.« Erwartet uns hier also die Geschichte einer »Trennung«?
Hier liegt ein Missverständnis vor. Als ich schrieb: »Sie waren getrennt und doch wie eins«, wollte ich ausdrücken, dass diejenigen, die Nevra und Zelha repräsentieren, sowohl getrennt, eigenständig, als auch ein und dasselbe (also aus einem Guss) sind.
Meiner Meinung nach findet Ayşe Kulin sich zunehmend in Geschichten mit aktuellen Themen wieder. Ist das eine natürliche Folge?
Ich glaube, Ayşe Kulin ist von Anfang an von aktuellen Themen ausgegangen. Insbesondere alle Erzählbände und auch die Romane gründen auf sozialen und aktuellen Ereignissen.
Zu dem wichtigen Thema des Romans kommen wir gleich. Lassen Sie uns ein wenig durch den Roman voranschreiten. Zuerst taucht Nevra Tuna auf; sie ist Journalistin und hat ein Interview mit einer politischen Gefangenen im Gefängnis vorbereitet. Für Nevra Tuna ist dieses Interview die letzte Chance, ihre Position zu bewahren, ihre Stelle nicht an die jungen Frauen mit langen Beinen und langen Haaren zu verlieren, die von den Podien, von den Fernsehbildschirmen herab die Medienwelt im Sturm erobern. Andererseits ist sie für eine besondere Zeitung tätig, eine linke Zeitung mit dem Namen »Synthese«. Die Protagonistin fragt sich, wie viele Menschen eine solche Zeitung überhaupt lesen. Die erwähnten Blondinen kommen doch kaum an so eine Zeitung!
Herrscht denn nicht selbst bei den linken Zeitungen der Wunsch, mehr Artikel mit Magazincharakter zu machen, um die Auflage zu steigern? Wäre es nicht so, warum erhalten dann Autoren von einigen Zeitungen mit abstoßenden Namen und kleiner oder äußerst elitärer Zielgruppe in letzter Zeit die Drohung, ein neues Buch nicht vorzustellen, wenn die erste Reportage zu einer Neuerscheinung nicht ihnen gewährt werde? Lassen Sie mich mit einem Satz aus meinem Roman antworten: Was auch immer wir sind, es gibt keinen Unterschied zwischen uns!
Eigentlich verbindet die Heldin Nevra die Lösung für alle Tiefschläge ihres Lebens (zerbrochene Ehe/Arbeit, Trennungen in ihrer Familie usw.) mit dieser Initiative und dem Besuch im Gefängnis. Was meinen Sie?
Ja, diese Begegnung ist für Nevra ein Wendepunkt. Sie ist nicht nur für ihren Beruf von großer Bedeutung, auch ist sie die Gelegenheit, sich ihrer schwierigen Kindheit und Jugend zu stellen und wieder Kontakt aufzunehmen zu der glücklichsten Phase ihres Lebens, nach der sie sich ein Leben lang gesehnt hat.
Das Interview führte Erdem Öztop, erschienen in Cumhuriyet Kitap, 14.7.2005. Aus dem Türkischen von Sabine Adatepe