Weltbuchtag 23. April 2004:
«Buchlobby Schweiz» gegründet
Im Literaturhaus Zürich hat am Dienstag, 20. April 2004 die «Buchlobby Schweiz» über ihre Aktivitäten und Pläne informiert. Eine Broschüre auf deutsch, französisch und italienisch informiert über die Leistungen und Anliegen aller Partner rund ums Buch, von den Autoren über die Verlage, Buchhandlungen bis hin zu den Bibliotheken.
Diese Broschüre (Auflage: 120'000), die unter anderem in Buchhandlungen und Bibliotheken aufliegt, ist der Auftakt zu langfristigen Aktivitäten, die das Buch als wichtigen Bestandteil der Medienpolitik ins Bewusstsein rufen sollen. «Das Buch kommt in der Medienpolitik bislang nicht vor, das wollen wir ändern. Bücher gehören zum Fundament unserer Kultur und verdienen Förderung wie der Film, die Bildende Kunst, die Musik, die Presse und das Fernsehen», forderte Men Haupt, Präsident des Schweizer Buchhändler- und Verlegerverbands SBVV.
Die Vertreterin des Verbands der Autorinnen der Schweiz AdS, Theres Roth -Hunkeler, wies darauf hin, dass die 2500 Autorinnen und Autoren der Schweiz auf eine gut funktionierende Buchkette angewiesen sind. «Wenn es immer weniger Schweizer Verlage gibt und immer weniger Zeitungen und Zeitschriften, die literarische Texte publizieren, wenn das Feuilleton dünner wird und der Lifestyle dort einzieht, geraten wir immer mehr in Schwierigkeiten.»
Lucien Leitess, Verleger des Zürcher Unionsverlags, plädierte für die Gleichbehandlung der Buchverlage und der Presseverlage, welche bereits seit langem staatliche Unterstützung geniessen. «Ohne Verlage gibt es keine Bücher. Ob Sachbuch, Wissenschaft, Kinder- und Jugendbuch oder Belletristik – die Verlage leisten einen Service public für das Gemeinwesen, der durch den sich verengenden Buchmarkt bedroht ist. Ohne gezielte Förderung kann das Verlagssterben der letzten Jahrzehnte in der Schweiz nicht gestoppt werden.»
Die Ausdünnung der Verlags- und Buchhandelslandschaft in der Romandie bezeichnete Sylviane Friederich, Buchhändlerin in Morges und Präsidentin der Association Suisse des Diffuseurs, Editeurs et Libraires ASDEL als nachgerade dramatisch. Etwa ein Dutzend Buchhandlungen würden in der nächsten Zeit ihre Arbeit einstellen. Es gebe in der Romandie inzwischen keinen einzigen Kunstverlag mehr.
Dass die öffentlichen Bibliotheken in der Schweiz sich durch den Einbezug der neuen Medien in den letzten Jahren massiv modernisiert haben, bestätigte Peter Wille, Präsident des Verbandes der Bibliotheken der Schweiz BBS. Aber «viele allgemeine Bibliotheken in Städten und Gemeinden mit ihren Angeboten für breite Bevölkerungskreise sind in der Schweiz krass unterentwickelt. Sie müssten als unverzichtbarer Bestandteil einer aktiven Bildungs- und Kulturpolitik verstanden werden.»
Die Buchlobby Schweiz wird in den kommenden Wochen ein detailliertes Aktionsprogramm ausarbeiten und vor und hinter den Kulissen für die Anerkennung und Berücksichtigung des Buches arbeiten. Nicht nur Verbände, sondern auch Einzelpersonen sind aufgerufen, sich an diesen Aktivitäten in ihren Arbeitsbereichen zu beteiligen.
Tel. SBVV: 01 421 28 00
Tel. BBS/Biblomedia 032 623 32 31