An einem Sommermorgen im Jahre 1994 arbeitete ich in meinem neuen, neu eingerichteten Büro der Zeitschrift Kalachuvadu im Vorgarten meines Hauses. Der Raum hat große Fenster nach Westen und Norden. Ich sitze mit dem Gesicht nach Osten und blicke auf das Vordertor. Ein großes Fahrzeug fuhr dort vor. Ich sah einige Köpfe, meist die von Frauen, die ihre Sari-Duppatas über den Kopf gezogen hatten. Einige waren schon ausgestiegen und warteten vor dem Tor, bis auch die anderen ausgestiegen waren, damit sie alle zusammen in einer Gruppe hereinkommen konnten. Wir erwarteten sie. Ich wusste, dass eine von ihnen Salma war. Sie kam meinen Vater Sundara Ramaswamy (1931-2005) besuchen, der ein bekannter, tamilisch schreibender Schriftsteller war.
Mein Vater führte ein offenes Haus, deshalb waren wir an Besucher gewöhnt. Einige kündigten sich an, aber die meisten kamen zu allen möglichen Tageszeiten unangekündigt zu uns. Es wurde immer reichlich Essen zubereitet, um unerwartete Gäste zu beköstigen. Im oberen Stockwerk gab es Gästezimmer. Ein Literaturmagazin schrieb einmal: »Verschwenden Sie Ihr Geld nicht, indem sie sich ein Zimmer in einem Hotel in Nagercoil reservieren lassen. Gehen Sie einfach zu Suraas Haus!«
Er war auch sehr darauf bedacht, junge Talente zu fördern. Täglich schrieb er einige Briefe, die meisten an debütierende Schriftsteller. In diesen Briefen teilte er ihnen seine Ideen mit und machte ihnen Vorschläge für ihre Lektüre.
Das Tor öffnete sich und alle kamen ein wenig zögernd herein. Sie machten wahrscheinlich zum ersten Mal einen Besuch in einem nicht-muslimischen Haus. Ich erkannte Salma sofort, denn ich hatte schon einmal ein Foto von ihr gesehen. Ihr Sari reichte ihr gerade bis über die Fußknöchel, so wie Frauen vom Dorf Saris tragen, und sie bewegte sich unsicher, was wohl auf ihre relativ zurückgezogene Lebensweise zurückzuführen war. Aber in meiner Vorstellung – wahrscheinlich war meine Familie derselben Ansicht – war sie ein Wunder, dem zu begegnen wir mit Freude erwarteten.
Von einem gemeinsamen Freund hatten wir ihre Geschichte erfahren. Sie wurde gezwungen, die Schule zu verlassen, und sehr jung verheiratet. Ihre Mutter hatte eine schwere Krankheit vorgetäuscht und vorgegeben, sie liege auf dem Sterbebett. Dann hatte sie ihr das Versprechen abgerungen, sich verheiraten zu lassen. Inzwischen hatte Salma zwei Kinder, zwei Jungen. Sie liebte Literatur, war eine unersättliche Leserin und hatte zu schreiben begonnen. Mein Vater fand ihre Gedichte vielversprechend. Aber ihr Mann und ihre Schwiegerfamilie standen allein schon dem Gedanken, dass sie las und schrieb, feindlich gegenüber. Sie fanden das umstürzlerisch. Ihre eigene Familie war ihr auch keine große Hilfe.
Ihr Mann hatte instinktiv und richtig vermutet, dass sie gegen ihn schreiben würde. Dass ihre Gedichte oft die Dominanz der Männer kritisierten und ihre Entfremdung von dem System, in dem zu leben sie gezwungen war, offenbarten, verschärfte die Probleme mit ihrem Mann.
Wir hatten ihr geheimes Notizbuch mit ihren Gedichten gesehen. Ich war schockiert, als ich später erfuhr, dass sie viele ihrer Gedichte im Badezimmer geschrieben hatte, nicht weil sie eine Neigung zum Dadaismus gehabt hätte, sondern weil das der einzige Ort war, an dem sie in Ruhe gelassen wurde. Sie versteckte das Notizbuch gut, da ihr Mann den Verdacht hatte, dass es so etwas gebe, und oft Jagd darauf machte, vielleicht, weil er alles vernichten wollte.
Wir von Kalachuvadu setzten die Gedichte, korrigierten die Rechtschreibfehler und veröffentlichten ein Gedicht in der allerersten Ausgabe der Zeitschrift, die wir herausgaben, und einige weitere Gedichte nach etwa einem Jahr. Sie alle wurden unter dem von ihr gewählten Pseudonym Salma veröffentlicht. Ihre Gedichte erregten sofort die Aufmerksamkeit von Lesern und Leserinnen und von Kritikern. Uns erreichten viele Anfragen über ihre Person, aber wir stellten sicher, dass ihre Identität außerhalb unseres unmittelbaren Freundeskreises ein Geheimnis blieb, aber das gelang nur einige Jahre. Ihre Gedichte wurden weithin besonders dafür anerkannt, dass sie einen Trend für eine neue Art von Frauendichtung in Tamil gesetzt hatten. Frauen ihrer Generation wurden durch die Gedichte dazu angeregt, offen über ihren Körper und ihre Sexualität zu schreiben. Das brachte sie in die Schusslinie der Hüter der tamilischen Kultur. Islamische Fundamentalisten, die den Verdacht hegten, Salma sei eine Muslima, suchten eine Bestätigung dafür.
S. V. Rajadurai und V. Geeta, zwei bekannte Intellektuelle, übersetzten einige ihrer Gedichte ins Englische. Die Übersetzungen wurden in Indian Literature abgedruckt, einer Zeitschrift, die die Sahitya Akademi herausgibt.
Später wurden einige Gedichte in Hindi in Samakalin Bharathiya Sakithya veröffentlicht. Da aus naheliegenden Gründen ihre Kontaktadresse diejenige von Kalachuvadu war, las ich als erster einige Briefe von Lesern, die sie aus dem Gebiet zwischen Orissa und Kaschmir bekam. Ich teilte ihr diese Briefe über gelegentliche Telefonanrufe mit und merkte, wie sie die Anerkennung, die aus ihnen sprach, durstig aufsog. Das Schreiben von Literatur und die Bestätigung, die sie ihr einbrachte, wurden für sie zu einem hoffnungsvollen Lebenssinn.
1998 beschloss der Verlag Kalachuvadu Publications, den ich 1995 mit der Veröffentlichung von zwei Titeln begonnen hatte, im Dezember in Chennai vier Bücher herauszubringen. Sie wurden zu einem bahnbrechenden literarischen Ereignis in Tamil! Salma fuhr unter dem Vorwand, sie brauche eine medizinische Behandlung für eine nicht vorhandene Krankheit, nach Chennai, um an der Buchpräsentation teilzunehmen. Es war das erste Mal, dass sie an einer literarischen Veranstaltung teilnahm. Ihre Mutter wurde bei dieser Eskapade zu ihrer zögernden Komplizin. Es wäre undenkbar gewesen, dass sie alleine reiste. Eines Tages luden einige von uns sie in ein nahe gelegenes Restaurant ein. Sie sah ihre Mutter an, bekam dann eine schweigende Antwort auf ihren fragenden Blick, die wir nicht deuten konnten, und kam mit.
Als wir durch die Stadt gingen, wurde offensichtlich, dass sie Mühe hatte, die Menschenmengen auf Bürgersteigen und Straßen zu ertragen. Im Restaurant war es ein besonderer Anblick, ihr beim Essen eines Dosai zuzusehen. Wieder tat sie etwas zum ersten Mal. Wir neckten sie gnadenlos, aber sie genoss jede Einzelheit. Ihren Sinn für Humor hat sie sich bis heute bewahrt.
Ein paar Wochen später fuhr Salma nach Madurai, das nicht fern von ihrem Dorf ist, zu einer Versammlung von Kalachuvadu-Lesern. Wieder gab sie einen Arztbesuch vor. Sie war schon ein kleiner Star geworden und wurde von den Organisatoren aufgefordert, ein paar Worte zu sprechen. Mir wurde das später erzählt und ich bekam auch von den Hörkassetten einen Eindruck. Salma ging auf die Bühne (wieder ein erstes Mal!), stand ein paar Minuten vor dem Mikrofon und versuchte, ein paar Worte zu sprechen, ging dann aber langsam zu ihrem Platz zurück, ohne dass es ihr gelungen war, ein einziges Wort hervorzubringen.
Inzwischen veröffentlichten wir weiter ihre Gedichte, aber auch einige gute Buchrezensionen, die scharfsinnig und kühn waren. Am Ende des letzten Jahrtausends veranstaltete Kalachuvadu gemeinsam mit anderen eine World Tamil Conference in Chennai, »Tamil-ini 2000«. Salma verbrachte alle drei Konferenztage dort und begegnete Schriftstellern aus aller Welt. Am Tag vor der Konferenz veranstaltete Kalachuvadu eine Buchpräsentation. Salmas erste Gedichtsammlung wurde bei dieser Gelegenheit gemeinsam mit einigen anderen Büchern präsentiert. Als das Buch präsentiert worden war, weigerte sich Salma, auf die Bühne zu gehen, denn sie fürchtete, dass es, wenn das Foto in der tamilischen Presse abgedruckt würde, in ihrem Dorf und ihrer Familie einen Aufstand gäbe.
Aber trotz dem wachsenden Druck wurde sie als Schriftstellerin immer selbstsicherer. Ihr Mann beschimpfte sie gewöhnlich und wurde manchmal gewalttätig. Eines Tages rief sie mich weinend an. Mit großer Mühe brachte ich sie dazu, über das, was geschehen war, zu sprechen. Ich war schockiert! Ihr Mann war wütend, dass sie als Schriftstellerin berühmt wurde, und trat sie ins Gesicht. Er schmierte ihr den Schmutz von den Sohlen seiner Schuhe ins Gesicht. Sie wurde dabei nicht körperlich verletzt, aber es bewirkte, dass sie sich wie ein Stück Dreck fühlte. Sie ertrug alles tapfer und setzte ihr Schreiben fort.
Salma wurde von einer Freundin mit dicken Notizbüchern beschenkt, und spontan fing sie im Jahr 2000 an, ihren Roman zu schreiben. Sie stellte ihn 2001 fertig, aber sie hatte Angst, ihn mir zur Veröffentlichung zu übergeben, weil sie eine Gegenreaktion von Gemeinde und Familie befürchtete.
Dann trat eine vollkommen unerwartete Wende ein. Ein Jahrzehnt zuvor war das Panchayat Raj eingeführt worden, was bedeutete, dass jedes Dorf einen Vorsitzenden und Mitglieder des panchayat (Dorfversammlung) wählte, die die lokalen Angelegenheiten regeln sollten. Im Oktober 2001 sollte gewählt werden. Salmas Panchayat, Thuvarankurichi, war in diesem Jahr für eine Frau reserviert. Ihr Mann hatte gehofft, sich bewerben zu können, und war nun gezwungen, Salma zu bitten, an der Wahl teilzunehmen. Sie war einverstanden, und damit begannen sich ihre Fesseln zu lockern.
Ihre Familie, die bis dahin versucht hatte, sie wie eine Gefangene im Haus zu halten, überredete sie nun, auf die Straßen zu gehen und Stimmen zu sammeln. Plakate, auf denen sie zu sehen war, wurden überall im Wahlbezirk aufgehängt. Sie hielt auch ein paar öffentliche Versammlungen ab. Ihr Image als Schriftstellerin förderte ihre Chancen, da sie dadurch als gebildete Frau erschien, die wohl auch mit den Angelegenheiten eines Panchayats fertigwerden würde. Die Medien in Tamil und Englisch wendeten dieser Muslima, die sich für ein öffentliches Amt zur Wahl stellte, ihre Aufmerksamkeit zu. Ihr Mann hatte vielleicht gehofft, hinter der Bühne die Fäden ziehen zu können, aber die Dinge entwickelten sich nicht zu seinem Vorteil. Sie konnte mit den Regierungsbeamten verhandeln und sie nötigen, die Forderungen ihres Panchayats zu erfüllen, was ihr Mann ganz sicherlich niemals erreicht hätte.
Ich erinnere mich an ein besonderes Ereignis. Sie hatte ein Mitglied vom Rajya Sabha, dem Oberhaus des indischen Parlaments, Cho Ramaswamy, angerufen und ihn um eine Unterredung gebeten. Cho, der legendäre Herausgeber des Thuklak magazine, war von der rechten Hindupartei, der BJP, für Rajya Sabha aufgestellt worden. Als er Salma fragte, worüber sie mit ihm sprechen wolle, bat sie ihn, ihr Panchayat mit Geld aus dem Etat auszustatten, über den alle Parlamentsmitglieder verfügen konnten. Er sagte, sie solle ihre Zeit nicht mit einer Verabredung mit ihm vergeuden, er wisse von ihr, und versprach, ihr einige Zehntausende Rupien für ihr Budget zu überweisen, was er auch unverzüglich tat. Salma gehörte zu den wenigen Schriftstellern in Tamil, die durch ihre Literatur Bedeutung erlangten.
Aufgrund dieser schnellen Veränderung ihrer Stellung wurden in ihrem Haus die Karten neu gemischt. Salma schrieb und publizierte von nun an offen und bekam ihre Zeitschriften und Briefe nach Hause geschickt. Nun war sie bereit, mir ihren Roman zur Veröffentlichung zu schicken. Sie hatte ihn in verschiedene Notizbücher geschrieben und besaß keine Abschrift. Mit der Post wollte sie die Notizbücher nicht schicken, denn sie fürchtete, sie könnten verloren gehen. Also schickte ich jemanden in ihr Dorf, der sie abholen und mir ins Büro bringen sollte. Sie hatte den Text mit ihrer Kinderschrift in Notizbücher verschiedener Größe und auf aneinander geheftete Blätter geschrieben. Einige Rechtschreib- und Grammatikfehler waren sofort zu erkennen. Ich empfand Mitleid, wenn ich an das Unglück dachte, dass sie die Schule so früh hatte verlassen müssen. Aber ich las alles mit großem Interesse und war vom Leben der Muslime, besonders der Frauen, in einem tamilischen Dorf fasziniert. Wir korrigierten und überarbeiteten in den folgenden zwei Jahren den Text sorgfältig, dabei arbeiteten wir manchmal mit Salma zusammen. Der Roman wurde im Dezember 2004 veröffentlicht und von der bekannten feministischen Autorin, Aktivistin und Professorin Susie Tharu in der Landmark-Buchhandlung in Chennai präsentiert.
Nachdem sie eine Persönlichkeit der Öffentlichkeit und die Vorsitzende des Panchayats geworden war, wurde offensichtlich alles, was sie tat, von ihrer Gemeinde genau beobachtet und kritisiert. Dann wurde sie zu Seminaren und Konferenzen in Delhi, Sri Lanka und Pakistan eingeladen. Ihre Familie konnte sie weder überallhin begleiten noch konnte sie sie aufhalten. Dass eine muslimische Frau alleine reiste, war in ihrem Dorf unerhört und führte zu einigem Aufruhr. Im Fernsehen trat sie mit unverhülltem Kopf auf und wurde auch dafür kritisiert. Ihre politischen Gegner im Dorf lasen ihre Gedichtsammlungen und den Roman sehr genau. Sie rissen provozierende Zeilen aus ihren Gedichten aus dem Zusammenhang und stellten sie auf Plakaten aus. Die religiösen Hierarchien wurden von ihren Gedichten und dem Roman bis ins Mark getroffen.
Salma musste für das alles emotional, sozial und politisch einen hohen Preis zahlen. Protagonisten und Protagonistinnen ihres Romans wurden von ihrer Dorfgemeinschaft identifiziert, und die Vorbilder wurden »ordnungsgemäß« informiert, was Salma in eine gefährliche Situation brachte. Abschnitte aus ihrem Roman, die die Dorf-Führerschaft kritisierten, wurden herausgenommen und dem Dorfältesten vorgelesen. Als wir den Umschlag für ihren Roman entwarfen, hatte ich einen Fotografen in Salmas Dorf geschickt, und wir benutzten für die erste Auflage das Foto einer Straße. Eine Frau, die auf dem Bild in einem Hauseingang saß, wurde identifiziert und darüber informiert, dass Salma ihr Bild für den Umschlag ihres glaubensfeindlichen und vulgären Romans verwendet habe. Die Frau kam täglich zu Salma ins Haus und belästigte sie mit Entschädigungsforderungen.
In der tamilischen Literatur haben wenige so sehr gekämpft und einen so hohen Preis dafür, dass sie Schriftsteller sein konnten, gezahlt. Muslimische Zeitschriften veröffentlichten unter dem Vorwand, sie kritisierten ihren Roman, beleidigende Angriffe auf sie. Kalachuvadu wurde wegen der Veröffentlichung angegriffen. Dass im Roman erzählt wird, muslimische Frauen hätten Liebesbeziehungen mit Hindu-Männern, erregt bis heute die Gemüter der Religiösen. Salma war auf dem Cover einer muslimischen Zeitschrift zu sehen, die einen beleidigenden Artikel enthielt. Im Mittelpunkt stand ihre Facebook-Seite, in der es hieß, sie sei »Atheistin«. In dem Artikel war auch davon die Rede, dass ihre muslimischen Romanheldinnen als Ehebrecherinnen dargestellt würden, die vor allem mit Hindu-Männern liiert seien.
In allen diesen Diskussionen über Sexualität im Roman wurde niemals die Tatsache erwähnt, dass ein muslimischer Mann im Roman ganz offen eine langanhaltende Liebesbeziehung zu einer hinduistischen Dalit-Frau hat. Nicht die Sexualität an sich, sondern die politischen Implikationen dieser Sexualität ärgerten ihre Kritiker. Ihre vernichtende Kritik der männlichen Dominanz und der Unterdrückung der Frauen durch religiöse Vorschriften goss Öl ins Feuer. Sie bekam den Titel der tamilischen Taslima Nasreen, also der mutigen bangladeschischen Schriftstellerin, die das, was sie als frauenfeindliche Tendenzen im Islam auffasste, in Frage stellte. Salma dagegen hat mit aller Sorgfalt vermieden, die Grundtendenzen des Islam infrage zu stellen. Daher konnten die religiösen Extremisten und die Geistlichkeit ihr nicht wirklich etwas anhaben.
2006 wurde sie wegen ihrer schriftstellerischen Arbeit zum Chicago University Norman Cutler Memorial Seminar eingeladen. Der National Book Trust, das British Council und die Sahitya Akademi luden sie zu Buchmessen in Frankfurt, London und China ein. Aber während die Anerkennung ihrer Schriften zunahm, behinderten die Politik und die damit verbundenen hektischen Aktivitäten ihr Schreiben immer stärker.
Als sich ihre recht erfolgreiche Amtszeit als Vorsitzende des Panchayats ihrem Ende näherte, regte ihre Familie sie dazu an, der politischen Partei DMK beizutreten. Im Jahre 2006 standen die Parlamentswahlen an, deshalb trat sie als Vorsitzende des Panchayats zurück und kandidierte für einen Sitz im Thuvarankurichi-Parlament, das bis dahin die Hochburg der regierenden AIADMK-Partei gewesen war. Sie verlor die Wahl knapp, nur ein paar Tausend Stimmen fehlten. Aber die Partei erkannte ihre Fähigkeiten und ernannte sie zur Vorsitzenden des Sozialen Wohlfahrtsministeriums. Hier arbeitet sie noch heute. Sie kann zwar vielen unterdrückten Frauen und Kindern helfen und für die Rechte einer geschlechterumgreifenden Gemeinde kämpfen, aber ihre Schriftstellerei hat darunter gelitten. Sie kann sich nun nicht mehr freimütig über soziale Themen äußern, denn sie muss ihre Stellung und auch die Ansichten der Partei berücksichtigen. Es ist zu befürchten, dass der Partei das gelingen wird, was ihrer Familie durchaus nicht gelungen ist: sie zum Schweigen zu bringen.