Die Realität ist viel unrealistischer als die Fiktion, und viel kreativer. In Romanen muss man die Realität etwas verdünnen.
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Ich wollte über schwierige, schmerzvolle Themen schreiben. Über Frauen, die nicht den Normen der Gesellschaft entsprechen. Frauen, die einen anderen Körper haben, die sich hässlich fühlen, die Diskriminierungen erdulden müssen. Die »anders« sind, weil sie nicht so aussehen wie die Frauen in den Katalogen – und damit sind wir alle gemeint, denn niemand sieht so aus wie diese Frauen. Da ich aber keine feministische Streitschrift verfassen wollte, habe ich mich dazu entschlossen, das Ganze humoristisch zu erzählen. Ursula, die kein leichtes Leben hat, kann dennoch über sich selbst lachen. Sie ist eine sehr intelligente Frau, wäre aber lieber jemand anderes – ihre Schwester, oder die andere Úrsula Lopez. Ich finde es tragisch, dass wir Jahre und Jahre unseres Lebens vergeuden, um einem Ideal hinterherzujagen, das unerreichbar ist. Das führt zu Wut, zu Frustration. Wir alle sind ein bisschen Ursula.
Hass und Neid sind elementare Elemente in diesem Roman. Mich interessieren die kleinen Kämpfe, die persönlichen Kriege. Der Hass innerhalb einer Familie, die Eifersucht. Ursula ist mit ihrem Leben unzufrieden, das Leben der anderen scheint ihr unendlich viel besser zu sein. Sie fühlt sich in ihrem eigenen Leben eingesperrt, ist Opfer ihrer Ängste – und ihrer Vorlieben. Ursula möchte jemand anderes sein. Und genau das möchte ich auch – ich schreibe, um in andere Rollen zu schlüpfen, andere Leben zu leben.
Eigentlich wollte ich eigentlich einen Liebesroman schreiben – aber es ist etwas ganz anderes dabei herausgekommen. Der Kriminalroman und der Krimi-Noir ist ein eher männlich dominiertes Genre. Ich schulde diesem Genre sehr viel, denn es hat eine große Reichweite, eine breite Leserschaft. Gleichzeitig hält es mich in gewisser Weise zurück, steckt mich in eine Schublade. Ich will zeigen, dass ich auch anderes schreiben kann. Ich arbeite zurzeit an einer Kurzgeschichtensammlung, Historias de mujeres feas. Die Geschichten sind thematisch ähnlich wie meine Romane, aber nicht dem Krimigenre zuzuordnen.
Es ist sehr interessant, wie die Frau in der Geschichte der Literatur dargestellt wird. Der weibliche Körper ist Projektionsfläche von Leidenschaft, von Verlangen, aber auch Sinnbild für die Mutter, für Fortpflanzung, und nicht zuletzt auch für Rache. Die Literatur hat dieses patriarchaische Bild aufrechterhalten und, sozusagen in »Zusammenarbeit« mit der Kirche und dem Staat, verstärkt. Erst gegen Ende des 20. Jahrhunderts wird die Darstellung der Frau hinterfragt, bis heute aber noch viel zu wenig thematisiert. Aber die Literatur ist im Wandel, und sie spielt eine wichtige Rolle in der Einschreibung und Hinterfragung von Rollenbildern.
Die Auszüge stammen aus Interviews aus Valencia Noticias und La Diaria.